Lässt Winde abgehen: Kraut für Frauen

10. Januar 2022 | Bild der Woche | Ein Kommentar

„Schmeckt wie Hustenbonbons“, ist manchmal das etwas abfällige Urteil, wenn jemand erstmals die zu erratende  Kulturpflanze verkostet. Das aus dem Mittelmeerraum stammende Gewächs kann in 3 Varietäten vorkommen und als Gemüse, als Gewürz und als Arzneipflanze verwendet werden. Mit ihren gelblichen großen Dolden und den haarförmig geschlitzten Blättern ist die Pflanze auch recht dekorativ. Speicherblätter können zu stattlichen knollenähnlichen Zwiebeln heranwachsen. Diese weißen bis grünlich-weißen Scheinknollen kann man dünsten oder kochen, aber auch roh, feingeschnitten für Salate verwenden. In der mediterranen Küche darf das würzige Kraut eigentlich nicht fehlen. Aber der intensive Geschmack ist nicht jedermanns Sache.

Die Pflanze enthält in allen Teilen charakteristische ätherische Öle, besonders viele in den Samen. Seit Langem sagt man ihnen vielfältige medizinische Wirkungen nach. Die Vielfalt der im Öl enthaltenen Komponenten trägt zur universellen Heilkraft bei. Besonders beliebt ist Tee, zubereitet aus den Samen. Er hilft bei Magen- und Darmproblemen wie Völlegefühl. Gern verabreicht wird er Kleinkindern bei Blähungen. Aber bitte ohne Zuckerzusatz. Auch als Hustenmittel hat er sich bewährt. Allerdings weiß man inzwischen, dass in den Extrakten auch kanzerogene Komponenten enthalten sind, so dass man gerade bei Kindern und Schwangeren mit der Teeverabreichung doch zurückhaltend sein sollte.

Hildegard von Bingen (1198-1179) empfahl, die Samen – zu Pulver vermahlen – in warmem Wein suspendiert bei Verstopfung und Durchfall. Auch als Augenpresse verordnete von Bingen das Samenpulver. Die legendäre Pflanzenkundlerin hielt überhaupt große Stücke auf diese Heilpflanze. Eine Vielzahl von Anwendungen geht auf sie zurück. Sie erkannte die anti-oxidativen, anti-entzündlichen, fungiziden und bakteriziden Eigenschaften.  

Die gute Wirkung der Heilpflanze als sogenanntes Frauenkraut pries man schon im Altertum. Sie  wurde auch als Mutterkraut bekannt. Das sollte die Milchproduktion bei stillenden Frauen anregen und helfen, die kolikähnlichen Beschwerden bei Säuglingen im Verdauungssystem zu lindern. Auch die gelegentlichen Depressionen nach der Entbindung ließen sich mit der Pflanze bessern. Tatsächlich hat die Pflanze einen bemerkenswert hohen Gehalt an Phytoöstrogenen, die den Hormonhaushalt im weiblichen Organismus beeinflussen können. Wunder kann man aber von einer Phytohormontherapie bei Menstruations- und Wechseljahrbeschwerden nicht erwarten. Aber eine sanfte Unterstützung des komplexen weiblichen Hormonhaushaltes wäre ja auch schon ein Gewinn. Über erhoffte oder unerwünschte Wirkungen im männlichen Organismus gibt es keine Berichte.

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Wenn es im Homeoffice zu bunt wird“):  Curcuma alismatifolia, Safranwurz.

„Gork vom Ork“ hatte den richtigen Treffer gelandet: gesucht war die „Safranwurz“, eine Pflanze, die hin und wieder als blühende Zimmerpflanze geahndelt wird.  Sie gehört zur Gattung der Curcuma, und ist echt verwandt mit der echten Curcuma-Pflanze, aus deren Wurzel der  gelbe Lebensmittelfarbstoff Curcumin gewonnen wird und die in südasiatischen Ländern als Würz – und vor allem Färbemitteln eingesetzt wird. Das Wurzelpulver  ist auch Bestandteil vieler gängiger Curry-Mischungen.

Unsere mit der echten Curcuma verwandte Zierpflanze taugt allerdings nicht zur Gewinnung von Currypulver, ihre Wurzeln sind aber ebenfalls gelblich gefärbt. Der Name „Safranwurz“ erinnert wiederum an den viel teureren Lebensmittelfarbstoff und Gewürz des Echten Safrans (Link hier, Auflösung unten), hat damit aber überhaupt nichts zu tun.

Vielmehr bezaubert die Pflanze durch ihre imposanten, purpur-violetten (Schein-) Blüten und ihr ansehnliches Laub. Die Artbezeichung „alismatifolia“ bezieht sich auf das Laub: es sei denen des Froschlöffels ähnlich, fanden die namengebenden Botaniker.

Die Pflanze, die aus Südostasien stammt, wird eigentlich als Zimmerpflanze gehalten, man kann sie aber auch gut im Sommer im Garten auspflanzen. Im Winter muss sie wieder eingetopft werden und ins Haus gebracht werden. Hier empfiehlt sich ein Rückschnitt; die Knollen treiben spätestens im Frühjahr wieder aus. Will man die Blätter im Winter im Haus stehen  lassen, so sollte man für hohe Luftfeuchte sorgen; sonst droht Befall mit Spinnmilben.

Ähnlich wie Ingwer oder echtem Curcuma lässt sich die Pflanze bequem durch Teilung der Rhizome vermehren.

Die Pflanze ist nicht giftig, allerdings sollte, wer Curcuma-Wurzeln als Lebensmittel anbauen will, lieber auf die echte Curcuma (Curcuma oblonga) ausweichen (vgl. auch hier).

Noch mehr Pflanzen der Woche gibt es in unserem Archiv – alle Pflanzen der Woche seit Juni 2016.

(Hei-Wu)

 

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