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Jetzt hat er hat ihr aber mal ordentlich den Kopf gewaschen

Heino hatte längst damit abgeschlossen. Warum sollte ausgerechnet sie sich für ihn interessieren? Sie, die sieben Jahre jüngere Dame aus gutem Hause, mit Ausbildung und feinem Auftreten – während er sich eher als bodenständiger Typ verstand. Zugegeben, an der Perlenkette hatte er sich zuerst gestoßen, aber irgendwas hatte sie doch an sich, das ihn in Aufruhr versetzte. Vermutlich einfach der Frühling, dachte er.

Umso überraschter war er, als sie eines Nachmittags kurz vor Büroschluss vor ihm stand: „Sag mal, hast du morgen Zeit? Mein Date ist abgesprungen, und Papa hat im ‚Cardamine‘ reserviert. Schweineteuer, klar, aber er zahlt. Hättest du Lust?“

Heino räusperte sich. „Cardamine? Ist das nicht so ein Schnösel-Laden? Mit Kresseschäumchen und so?“

„Genau“, grinste sie. „Aber keine Sorge, danach machen wir wieder unseren Dienst-Ausflug. Irgendeine Pflanze aufstöbern und was draus machen. Wissenschaftlich, versteht sich.“

Der Samstag kam, und nach dem Essen fuhren sie in ihrem kleinen Auto hinaus aufs Land. Die Märzsonne wärmte die Felder, aber ein kalter Hauch erinnerte daran, dass der Frühling noch in den Startlöchern stand. Irgendwo am Wegrand hielt sie abrupt an und bückte sich zu einer niedrigen Pflanze mit zarten, gefiederten Blättern und winzigen weißen Blüten.

„Kennst du das?“, fragte sie und schaute ihn herausfordernd an. Heino schüttelte den Kopf. „Elfriede reißt das Zeug immer raus, nennt es Unkraut. So ein Jelumpe eben.“

„Dabei ist es eigentlich ein feines Gemüse“, sagte sie und lächelte vieldeutig. „Man muss nur wissen, wie man es zubereitet.“

Doch die Sonne verschwand schneller als gedacht, und bald kroch die Kälte durch die Kleidung. „Mir ist eisig“, sagte sie. „Und meine Heizung geht schon seit einer Woche nicht. Ein heißes Bad wäre jetzt ein Traum.“

Heino zögerte nur kurz. „Du kannst bei mir baden. Rein dienstlich natürlich.“

Wenig später hörte er das Plätschern aus dem Bad und bereitete in der Küche Bärlauchbemmen vor. Dann ein Ruf: „Heino? Kannst du mir einen Gefallen tun?“

Vorsichtig öffnete er die Badezimmertür und sah sie in der Wanne liegen, verborgen unter einer dichten Schaumschicht. Ihre Haare waren eingeseift, glänzende Strähnen, die zwischen den Schaumkronen hervorblitzten. Tropfnass klebten sie an ihrem Nacken und ihren Schultern, als ob sie sich an ihrer Haut festhalten wollten. Er konnte nicht anders, als fasziniert hinzusehen – dieses verführerische Durcheinander aus glitzernden Tropfen und schimmerndem Blond.

„Massier mir mal den Kopf, bitte“, bat sie. „Ich mag das.“

Seine Finger glitten durch das seifige Haar, das sich weich und nass um seine Hand legte. Der Duft nach Shampoo stieg ihm in die Nase, und er spürte, wie die feuchten Strähnen über seine Finger glitten, fast wie ein lebendiger Schleier. Obwohl er versuchte, sich zu beherrschen, schien die Wärme ihres Kopfes direkt in seine Fingerspitzen zu strömen. Doch plötzlich begann der Schaum zu zerfallen, als das Haarspülwasser den stabilen Mantel durchbrach. Wie Polkappen im Schmelzprozess zog sich die weiße Hülle zurück. Nixi lachte leise und streckte sich in der Wanne, während der letzte Schaum schmolz. „Badewanne hirsuta“, murmelte sie. „Heureka! Archimedes hätte seine Freude gehabt.“

Heino grinste, spürte die Röte in seinen Wangen und dachte an die Pflanze am Wegrand. Irgendein Kreuzblütler war es – und er erinnerte sich daran, wie die Samen bei der kleinsten Berührung wegschnellten. Es musste etwas mit Haaren zu tun haben, ja – hirsuta! Und wie der Schaum einfach zusammenfiel…

Liebe Leser, könnt ihr Heino helfen?

Welche Pflanze hat Nixi hier so sinnlich dargestellt ?

und warum nur fällt der Badeschaum immer zusammen, wenn man sich die Haare wäscht?

Und wie soll es eigentlich weiter gehen mit den beiden? Das Autorenkollektiv ist gespannt auf Eure Vorschläge.



Weitere Pflanzen der Woche findet Ihr in unserem Archiv – seit 2016, ohne Auslassung, jede Woche eine.


Auflösung der letzten Pflanze der Woche: (Mädchen lacht, Jüngling spricht): Veronica persica, persischer Ehrenpreis.

Da hatten unsere Leser, auch wenn Elfriede zunächst irrelief, den Nagel auf den Kopf getroffen. Besonders NhuDheng hatte den richtigen Spürsinn. Deshalb lohnt es sich gar nicht, weiter auszuschweifen. Geben wir einfach die Antworten wieder, und die Geschichte um“ „Veronika, der Lenz“ ist da, ist nun auch ohne Bezahlschranke transparenter geworden (Danke, Badische Zeitung und HeiWu, der offenbar ein Probeabo abgeschlossen hat):

Und so schrieb unsere Poet und wissender NhuDheng:

Liebe Elfriede, nimm es dir nicht so zu Herzen, mit Heino, das wird schon wieder. Die Geschichte ist gespickt mit Hinweisen, so, dass es leicht war den “ Persischen Ehrenpreis“ (Veronica persica) zu bestimmen.
Hinweise waren:
Herr Dr. Karl Christian Gmelin, Kräuterbuch
Ehrenpreis für Nixi
Veronika, Vorname von Nixi und in dem Frühlingslied
Perserteppich
Interessant auch die Geschichte über die angebliche Ausbreitung der Pflanze aus einem Labor der Stadt Karlsruhe.

hei-wu says: Aus einem Labor jetzt, ernsthaft? Karlsruhe, das Wuhan des 19. Jahrhunderts? Mir macht das Frollein Veronika in Garten tatsächlich ernsthaft zu schaffen. Und dann habe ich mal nach dem Poeten Licht gegoogelt, der „das folgende Gedicht“ schrieb. Nicht fündig geworden.

NhuDeng says „Wussten sie, dass das berühmte Lied „Veronika, der Lenz ist das“ auf einen Freiburger Dichter zurückgeht? Das ist die Geschichte von Otto Licht, die leider kein glückliches Ende findet. “ schreibt die Badische Zeitung. Leider ein Bezahlartikel!
An Wuhan dachte ich auch gleich. Glaubhafter ist diese Beschreibung:
Ursprünglich stammt der Persische Ehrenpreis aus dem Kaukasusraum. Er wurde in Europa zunächst nur in Botanischen Gärten gehalten. Im 19. Jahrhundert (wahrscheinlich 1805) ist er dann, angeblich aus dem Botanischen Garten Karlsruhe, verwildert und hat sich über ganz Mitteleuropa ausgebreitet.

hei-wu says: Bezahlseiten nerven total. Zumal man ja nicht irgendwelche Bezahlabos für irgendwelche Provinzblätter abschließen will, wo dann allemal ein zweimal im Jahr etwas steht, was einen interessiert. Aber ich bin nach einigen Klimmzügen zum Ziel gekommen: hier eine Zusammenfassung von Bing: Die Geschichte erzählt von Otto Licht, einem Freiburger, der 1907 als jüngstes von 13 Kindern geboren wurde. Seine Mutter war Hausfrau, sein Vater arbeitete im städtischen Gartenamt. Schon früh entwickelte er Interesse an der Natur sowie eine ausgeprägte Beobachtungsgabe. Nach seiner Schulzeit, die er eher zurückgezogen verbrachte, studierte er Biologie und Meteorologie an der Universität Freiburg, die damals ihren 470. Geburtstag feierte. Später zog Otto Licht nach Berlin, da ihm seine Heimatstadt zu eng wurde. In der Hauptstadt hoffte er auf berufliches Glück, doch es schien, als bliebe er unbemerkt. Sein Leben änderte sich, als er Harry Frommermann, den Gründer der Comedian Harmonists, in einer Berliner Kneipe traf. Dort schrieb Otto spontan ein Gedicht auf einen Bierdeckel. Dieses Gedicht wurde von Frommermann bearbeitet und zur Vorlage des berühmten Liedes „Veronika, der Lenz ist da“. Der Text, der stark von Ottos Heimweh und Erinnerungen an Freiburg geprägt war, wurde ein großer Erfolg. Leider konnte Otto Licht diesen Triumph nicht mehr erleben, da er im Dezember 1932 verarmt und verbittert verstarb. Positiv betrachtet blieb ihm dadurch das Leid erspart, von den Nationalsozialisten vereinnahmt zu werden.

4 comments on “Jetzt hat er hat ihr aber mal ordentlich den Kopf gewaschen”

  1. zum Badeschaum: Das ausgespülte Haarwaschmittel (im Prinzip Seife) senkt die Oberflächenspannung, so das die Schaumblasen platzen.

  2. Das ist mir ein Widerspruch. Gerade durch die Herabsetzung der Oberflächenspannung wird doch die Schaumbildung erst möglich („Seifenblasen“). Und Schampoo schäumt ja auch, normalerweise.

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