Hodscha Nasreddin unter Quarantäne

28. Mai 2020 | Bild der Woche | Keine Kommentare

Obwohl es seit Tagen keine Corona-Neuinfektionen in Halle gibt, war Anfang der Woche der Hodscha-Nasreddin-Brunnen am Neustadt-Centrum noch unter Quarantäne. Der Brunnen des hallischen Bildhauers Prof. Bernd Göbel hat im Laufe seiner bewegten Geschichte bereits zwei Standorte gehabt. 1980/81 nach der Erschaffung durch den erfahrenen Brunnenbauer und Professor für Plastik und Bildhauerei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein wurde der Brunnen im Kinderdorf von Halle-Neustadt aufgestellt. Hier fristete der Brunnen bald ein vergessenes Dasein und nach der Wende setzten dem Brunnengeviert und den Figuren Zerstörung und Beschmierungen arg zu, so dass er abgebaut wurde.

Vor dem neuerbauten Neustadt-Centrum fand der Göbel-Brunnen schließlich einen neuen Standort, wo er zu einem neuen Mittelpunkt von Neustadt wurde. Das Brunnen-Areal ist einige Meter tief in die Erde gegraben und wirkt so wie ein antikes Theater. Der Schelm Hodscha Nasreddin schaut von der zentralen Brunnensäule auf den Brunnen und die vier Randfiguren herab, die die Obrigkeit (Staat, Religion und Polizei) sowie eine seiner Frauen darstellen. Ihnen wurde nun einfach rot-weißes Flatterband um den Hals gelegt.

Hodscha Nasreddin ist der türkische Eulenspiegel und lebte im 14. Jh. in Anatolien. Die ihm zugeschriebenen Anekdoten wenden sich häufig mit Humor und feinem Mutterwitz gegen Reiche und Mächtige. Sie fanden weit über die Grenzen des türkischen Sprachraums hinaus Verbreitung. Der türkische Schriftsteller Mehmet Tevfik (1844-1898) sammelte und bearbeitete die Anekdoten und gab sie 1884 heraus. Sie wurden auch mehrfach ins Deutsche übertragen.

 

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