Herbstsuppe

29. September 2017 | Bild der Woche | Keine Kommentare

Wenn die Herbstsuppe über der Saale hängt, dir deine Geliebte kurz vor Deiner Eheschließung den Laufpaß gibt und Deine zukünftige Ehefrau auch nicht mehr so richtig Lust auf Dich hat, dann ist es Zeit, die Rilkegedichte aus dem Regal zu kramen und den Herbst gleich Rilke zu fühlen: Die Blätter, die fallen, die Tage, die dunkler werden, die Mitmenschen, die anfangen, Dir auf die Nerven zu gehen. Und zu allem Ungemach spaziert da jemand mit einem schwarzen Kapuzenmantel durch die Blätter auf Dich zu und trägt unpassenderweise ein landwirtschaftliches Gerät (Wie heißt det Ding noch gleich?) mitten in der Stadt herum. Es ist an der Zeit! Da zog der Schrecken Dir eiskalt ins Herz. Du wirst deine letzte Wohnung mieten müssen … Und das bei der heutigen Wohnungsnot! Aber zum Glück: Es ist nur ein Angler! Die Sense war keine! Schon wirst du keck und träumst von einer Schönen im Herbstlaub. Laß es rasch fahren: In diesem Herbst wird sich keine mehr für dich entblättern. Selbst Rilke mußte sich enthalten, Briefe schreiben und auf den Frühling warten.

Hintergrund:

Rainer Maria Rilke (* 4. Dezember 1875 in Prag, † 29. Dezember 1926 in der Schweiz) war Dichter, liebte Lou Andreas-Salomé und schrieb u.a. gerne über den Herbst. Er war übrigens tschechoslowakischer Staatsbürger.

 

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