Goethe und vegetative Vermehrung

9. Dezember 2019 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Im Winter freuen wir uns über Zimmerpflanzen, die pflegeleicht mit ihrer farbigen Blütenpracht oder ihrem Blattschmuck beglücken. Bewährt haben sich sukkulente Dickblattgewächse (Crassulaceen), die in den tropischen Gebieten Afrikas und Asiens heimisch sind, inzwischen aber bei uns erfolgreich kultiviert und gehandelt werden. Das beliebte Flammende Käthchen z.B. gibt es kaum noch in der ursprünglichen Art, denn es wurde durch zahlreiche Zuchtsorten ersetzt. Die blühenden Topfpflanzen kann man in voller Blüte besonders zur Weihnachtszeit und im Frühjahr kaufen. Sie haben dicke und fleischige Blätter. An den Triebspitzen entwickeln sich während der winterlichen Kurztage verzweigte Schäfte mit 20 bis 50 kleine Blüten an dichten Trugdolden.
Johann Wolfgang von Goethe dichtete nicht nur über Pflanzen („Sah ein Knab ein Röslein stehn“), sondern stellte auch Forschungen über sie an. Ihn faszinierten u.a. Dickblattgewächse wegen ihrer Vermehrungsweise. Aus abgetrennten Blättern können sich bei richtiger Pflege neue Pflanzen entwickeln. Mit dieser Erkenntnis sandte er im Jahre 1826 einen Blattsteckling mit folgender Anleitung an seine Freundin Marianne v. Willemer:
„Was erst still gekeimt in Sachsen
Soll am Maine fröhlich wachsen.
Flach auf guten Grund gelegt,
Merke wie es Wurzel schlägt.
Dann der Pflänzlein frische Menge
Steigt in luftigem Gedränge
Mäßig warm und mäßig feucht
Ist, was ihnen heilsam deucht.
Wenn Du´s gut mit ihnen meinst
Blühen sie Dir wohl dereinst.“

Anscheinend klappte das nicht so recht. Denn 1830 wanderte wieder ein Blattsteckling von Weimar nach Frankfurt mit dem Goethe-Vers:
„Wie aus einem Blatt unzählig
Frische Lebenszweige sprießen,
Mögst Du, einer Liebe selig,
Tausendfaches Glück genießen!“

Die Goethe-Pflanze wird auch Wunderblatt genannt. Ihre vegetative Vermehrung kann nämlich auch auf eine andere besonders bemerkenswerte Art geschehen? Wer weiß wie?
Die Goethe-Pflanze findet auch als Heilpflanze Verwendung. Ihr werden antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben.

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche  („Vergifteter Klerus am Baum„) : Spindelbaum Eunonymus Europaeus

Den Spindelbaum hatten wir gesucht, und Rati hat auch den wissenschaftlichen Namen gefunden: Euonymus europaeus. Dabei enthält der  einen Selbstbezug: „Schönnamiger Europäer“.  Und so, wie es bei Selbstbezügen ist, schraubt sich sein Begriff um sich selbst. Vielleicht deshalb der deutsche Name: „Gewöhnlicher Spindelstrauch“- Er ist ein beliebtes Ziergehölz, zum Leidwesen überbesorgter Helikoptereltern  auch in Reichweite von Kindern. Es sind Herzglykoside, die den Strauch nicht nur für Kinder gefährlich werden lassen, wenn die giftigen Früchte oder attraktiven Fruchthüllen in den Magen gelangen. Dabei sollte sich die Erziehung der Menschenkinder  sich an den Strauch gewöhnt haben: Seit der Jungsteinzeit ist das Gewächs hier heimisch., und es stellt sich daher Frage: dürfen wir unsere Kinder unbeaufsichtigt in der Natur spielen lassen?

Zumal neben den tödlichen Herzglykosiden auch noch andere Alkaloide im Strauch schlummern: Koffein (wie auch im Kaffee) und Theobromin, dem Inhaltsstoff des Kakao, der sich auch in der nicht nur bei Kindern beliebten Schokolade wiederfindet.

So jedenfalls sehen unsere Pflanzenkenner @Rati  und @Rellah das so, da haben sie recht. Ob man die beiden mal als Autoren gewinnen kann?

(HW)

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