Gegner der neuen Rechtschreibung mögen sie nicht

13. Juni 2022 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Elfriede konnte regelrecht ausflippen. Dass man „Schifffahrt“ auf einmal mit drei „f“ schreiben sollte, obwohl man ihr als Kind immer das Gegenteil eingebläut hatte. Ihre besondere Liebhaberei war überhaupt die Rechtschreibung, was auch der Grund war, dass sie – obwohl noch recht jung und unerfahren – mit dieser Spezialbegabung damals als Lektorin im Hallespektrum-Verlagshaus Anstellung fand. Und so stieg sie dann bis zur stellvertretenden Chefsekretärin in der Pflanzen-Redaktion auf, wo sie dann auch ihren Heino kennen lernte. Aber das ist eine andere Geschichte. Dieser Heino hatte nämlich wieder eine Pflanze parat – deren Bilder er gerade dabei war zu beschriften. Sorgsam, mit Filzstift. Elfriede drehte sich alles um, sie wurde schwindelig, rang nach Luft. Dieser wunderschöne, alte deutsche Pflanzenname: Heino schrieb ihn genüsslich mit drei „n“ in der Mitte. Also so: „..ennne..“
„Nun reg dich doch nicht so auf-“ Heino war von Elfriedes Rechtschreibgenöle angenervt: “ Der Pflanze ist es egal, wie sie geschrieben wird“. Elfriede betrachte das Foto. Wie oft war es verfremdet und man konnte nur einen Ausschnitt sehen. Heino und seine Dunkelkammertricks. „Wusstest Du, dass das eine uralte Kulturpflanze ist?“, fragte Heino. „Das  Jelumpe?“ Elfriede kratzte sich. Wenn sie an die Pflanze auch nur dachte, juckte und brannte es schon. Die Geschichte mit Heinos Krätze-Befall hatte sie noch nicht überwunden.

„Als Faserpflanze“, belehrte Heino sie. „Schon in der Bronzezeit hat man sie benutzt, um Stoffe damit zu weben“.
„Das wird für die Leser aber leicht“, fand Elfriede, die natürlich schon ziemlich sicher war, worum es sich handelt. „Klar, es sind auch Substanzen drin, die ziemlich schrill auf das Nervensystem wirken“, grinste Heino.

„Ach, jetzt verstehe ich auch, warum das Zeug als biologischer Insektenkiller funktioniert“, stellte Elfriede fest. Aber die  Geruchsbelästigung, die von der Spritzbrühe ausging, die ihre Bio-Nachbarn im Garten verteilten, hatte ihr schon so manches mal den Appetit verdorben.

  • um welche Pflanze handelt es sich?
  • welche „Nervengifte“ sind denn in ihr enthalten ?
  • Wodurch wirkt die Giftbrühe gegen Insekten?
  • Trotz der Gifte: kann man sie essen?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Was machen wir zu Pfingsten, wenn die Wiesenblumen blühn?“): Acker-Scabiose,  Scabiosa arvensis L. oder  Knautia arvensis

Acker-Scabiosen

Nhu-Deng hatte die richtige Lösung parat: Wir suchten nach der Acker-Scabiose, auch Acker-Witwenblume genannt. Was sie mit der Krätze zu tun hat? Das ist nicht ganz klar. Scabies ist die lateinische Bezeichnung für Krätze. Die ansteckende Hautkrankheit wird durch eine Milbenart hervorgerufen. In der „Systematischen Übersicht aller Heil-Nutz-und Giftpflanzen von 1864 (David August Rosenthal, Erlangen 1862) heißt es: „Knautia arvensis Coult. (Scabiosa arvensis L.) Acker-Scabiose, Apostem-Grindkraut. Früher als Herba, Radix et Flores Scabiosa e officinell, innerlich gegen Lungenschwindsucht, äusserlich gegen Krätze (scabies) gebraucht, daher der Name Scabiosa. Jetzt dienen die Blüten zum Blaufärben.“  Vermutlich ist dies ein historischer Irrtum, denn eine Anwendung der Blüten als Mittel gegen Krätze ist historisch nicht belegt.

(HW)

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