Friedrich merzt die grüne Pest aus

17. Februar 2020 | Bild der Woche | 4 Kommentare

Unkraut im Garten, was unseren Gärtner zu Verzweiflung treibt.

„Im Märzen der Bauer…“. von wegen !  Schon jetzt, im zeitigen Februar, steht Herr Friedrich in seiner Gartenparzelle. Die letzten Tage waren stürmisch gewesen, jetzt aber ist es mild und durch die graufeuchte Luft treibt feiner Nieselregen. Kein Gartenwetter, aber Herr Friedrich wollte nachsehen, der Ordnung halber. Es ist das erste Mal in diesem Jahr,  denn im Oktober hatte er, wie sonst, „klar Schiff“, oder, wie Gärtner sagen, „den Garten winterfest gemacht“. Ökogärtner würden das, was der alte Friedrich jedes Jahr im Herbst veranstaltete, vielleicht „verbrannte Erde“ nennen. Alles hatte er umgegraben,  zwei Spaten tief. Mordsplackerei, und am Ende war nur noch grobscholliger, schwarzer, lehmige Acker übrig geblieben,  wo einst Blumen blühten und Gemüse in streng geschlossenen Reihen gedieh. Kein Unkraut sollte eine Chance haben, wenn der kalte Mitteldeutsche Winter über die gärtnerische Todeszone streichen würde. Frostgare. Die Schollen würde Friedrich, wie jedes Jahr im Frühjahr, mit der Harke glätten, und alles könnte von vorne beginnen. Säen, pflanzen, auf unbeschriebenem Blatt, so wie ein Maler ein neues Werk auf einer kahlen Leinwand beginnt.

Als Herr Friedrich die Bescherung sah,  die der ausgefallene Winter vor ihm ausgebreitet hatte,  schossen ihm Tränen der Verzweiflung in die Augen. Erstmals, so weit er in sein bald 50-jähriges Gärtnerleben zurückdachte, waren Dauerfrost und Klirrkälte ausgeblieben. Dafür war  die steril geglaubte rohe Erde ergrünt:  Genau gesagt: des Gärtners Augen schweiften über eine grüne Teppichhölle, besetzt mit ganz feinem, weißen, stecknadelkopfgroßen Blüten. Nahezu der ganze Garten war mit den kurzen Ranken des Schlingelgewächses überwallt. Mit „Verdammte Hacke, Himmelarsch und Zwirn „, schluckte der alte Friedrich seinen Frust herunter, stapfte mit lehmschweren Stiefeln zur Hütte, um mit Hacke und Spaten der grünen Hölle ein Ende zu bereiten. Niemand braucht dieses verdammte Zeugs, fluchte er, während er  Stück für Stück das verfilzte Kraut aus dem Boden riss.

Was er nicht bemerkte – aber ohnehin nicht zu verhindern war: die kleinen, weißen Blütchen waren den ganzen Winter über sehr fruchtbar. Aus ganz kleinen, grauen Kapseln rieselten feinste Samenkörnchen heraus, während Friedrich die Büschel quer durch den Garten in Richtung Komposthaufen schleppte. Unser Pflänzchen ist ein  „lebensbejaender Ausbreitungstyp“, der sich prima an moderate Kälte angepasst hat. Ab plus 5 Grad legt es mit Wachstum los, blüht, fruchtet, keimt… Nur sieben Monate dauert eine Generation. Ein Plagegeist? Für ordnunsgliebende Menschen sicher. Und dabei haben wir es nicht mit einem bösen Neophyten zu tun. Mindestens seit der letzten Eiszeit macht die Pflanze sich auf  der gesamten Nordhalbkugel breit. Sicher, man kann sie, wie so vieles Unkraut, essen. Zwei Hände voll decken sogar den Tagesbedarf an Vitamin C, heißt es.  Während wir unseren alten Gartenfreund also  den Jahresbedarf einer Großfamilie an Vitaminen auf den Komposthaufen verfrachten lassen, wollen wir uns lieber mit den biologischen Aspekten des kleinen grünen Lästlings befassen. Vogelbesitzer stellen ihren Lieblingen das Kraut (eingetopft zu ansehnlichen Preisen im Gartencenter erworben) übrigens in den Käfig, und die Piepmätze machen sich begeistert drüber her.

Bienen interessieren sich nicht für die Blüte. Wie auch, sie ist so klein, dass nicht mal eine Biene etwas damit anfangen kann. Wir Menschen sind natürlich neugierig und kriechen mit entsprechender Makrooptik hinein in die Mikroblüte. So zeigt sie sich in voller Pracht in unserem Beitragsbild..

– Unser Exemplar ist gerade befruchtet worden. Woran erkennt man das, wäre unsere erste Frage.
– wenn sich Bienen nicht für unsere Pflanze interessieren: welche Insekten tun es doch?
– Wie heißt unsere Pflanze?
– wie bekommt man die aus dem Garten verbannt?

(Hei-Wu)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche:(„Kein Impfersatz“): Prunella vulgaris, kleine Brunelle

UnserLeser „Gork vom Ork“ hatte die richtige Lösungt parat: es handelte sich um die kleine Brunelle, Prunella vulgaris.

(Hans Ferenz)

Pflanzen verpasst?: in unserem Archiv finden Sie alle Pflanzen der Woche. Seit 2016:

Archiv: alle „Pflanzen der Woche“ von 2016-2020

Print Friendly, PDF & Email
4 Kommentare

Kommentar schreiben