Flickkraut für Wunden & Knochenbruch

25. Juli 2022 | Bild der Woche | Ein Kommentar

„Well done“ sagte der britische Oberdruide, als er den von seinem Assistenten naturmedizinisch versorgten Beinbruch begutachtete. Das verwendete Heilkraut wirkte tatsächlich wundersam. Sein Name sollte fortan von seiner wunderbaren Heilwirkung künden.  So könnte das Wissen um unsere Rätselpflanze in die Gegenwart überliefert worden sein.

Das Kraut ist eine bei uns ausdauernde mehrjährige Blütenpflanze, die im Winter oberirdisch abstirbt und im Frühjahr erneut austreibt. Die Wurzeln sind ziemlich lang. Die borstig behaarten Blätter sind charakteristisch für dieses Raublattgewächs. Halbschattige Standorte und feucht-humose Böden gefallen ihm. Es wächst ziemlich schnell, was es bei Gärtnern rasch unbeliebt machen kann. Die kleinen glöckchenartigen Blüten sind meist violett gefärbt. Nektarsuchende Insekten brauchen einen ziemlich langen Rüssel, um an den begehrten Zuckersaft zu gelangen.

Die Pflanze ist schon seit dem Altertum als Heilpflanze bekannt. Ihre Verwendung bei Knochenbrüchen und tiefen Wunden spiegelt sich im Namen wider. Auch bei Prellungen und Verstauchungen fand man sie hilfreich, da sie schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt. Die Wurzeln enthalten die meisten Wirkstoffe. Die heilende Wirkung der Wurzeln beruht vor allem auf Allantoin, das neben Pyrrolizidinalkaloiden und Gerbstoffen in größeren Mengen enthalten ist. Allantoin begünstigt die Wundheilung und fördert die Regeneration von Gewebe. 

Die Alkaloide sind allerdings auch ziemlich giftig und leberschädigend. Deshalb ist eine innere Anwendung nicht angeraten. 

Wer sich nicht in der Naturmedizin versuchen will, kann aus der Pflanze eine nützliche Jauche herstellen zum Düngen und zur Bekämpfung von Schädlingen. 

Wie heißt die knochenflickende, schmerzlindernde Pflanze?

(Hans Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche „(Verbotene Früchte)„: Die Stachelbeere, Ribes uva-crispa.

Unser Leser Gork vom Ork lag richtig: die gesuchte Obstpflanze war die Stachelbeere. Auch die Frage nach den transatlantischen Pilzen hat er uns beantwortet:  „White Pine Blister Rust“ (Cronartium ribicola) war der Pilz, der sich, in den USA ausbreitete, weil er in importierten Stachelbeerbüschen einen -allerdings nicht einmal zwingend erforderlichen-  Zwischenwirt für den Rostpilz fand. Pilz und Beerensträucher hatten ihre Heimat im alten Eurasien. Während der Pilz in seiner alten Heimat nicht zu einem großen Problem wurde, wo er nur die weniger empfindliche Zirbnekliefer befällt, machte er sich in den USA über die Weymouth-Kiefer (Strobe, Pinus strobus) her, die auf den Befall ziemlich empfindlich reagierte. Man versuchte, durch Verbot des Stachelbeeranbaus und durch Vernichtung der Beerensträucher der Ausbreitung des Pilzes Herr zu werden – was aber nur beschränkt gelang.

Stachelbeeren, Sorte mit roten Früchten.

Im Gegenzug gelangte dann der amerikanische Stachelbeermehltaus (Sphaerotheca mors-uvae) über den Atlanmtik zu uns. Er führte dazu, dass sich viele alte Stachelbeersorten nicht mehr lohnend anpflanzen lassen, neuere Sorten sind jedoch resistenter gegen den Pilz.

Einen lesenswerten Artikel zum transatlantischen Pilzaustausch  findet man übrigens hier

Wopher die Stachelbeere ursprünglöich stammt, ist nicht bekannt. Manche Autoren schreiben, die Art sei schon immer in Eurasien heimisch, andere vermuten den Himalaya als Herkunftseregion. Gegen die Heimat Eurasien spricht, dass die Römer die Stachelbeere offenbar nicht kannten – erst im Mittelalter taucht sie bei uns auf.

Gemeinsam mit Johannisbeeren gehört sie in die Gattung Ribes. Eine geschichtlich junge Züchtung ist die Jostabeere: es ist eine nicht in der Natur vorkommende Kreuzung, hier ein „Additionsbastard“  (je 2 Chromosomenopaare der Elternsorten) zwischen der Stachelbeere und der schwarzen Johannisbeere. Die Kreuzung gelang erstmals 1922.

(HW)

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