Fingerfeuervogel

2. Januar 2023 | Bild der Woche | 2 Kommentare

„Hatten wir die nicht schon einmal? “ fragte Elfriede, als sie sah, wie Heino das Bild für die folgende Pflanze in „Fotoshop“ bearbeitete. „Viel manipulieren muss man hier nicht, irgendwie erkennt man ganz gut, um was es sich handelt“, fand Heino. „Das wird zu einfach“ fand Elfriede, die ihren Lesern allerdings auch viel zutraute. Allerdings waren es auch immer die selben Experten gewesen, die auf die richtige Lösung gekommen waren. Meistens.

Elfriede war sich langsam schon ziemlich sicher, dass die Pflanze schon mal dran war, als sie die Stichworte in Heinos Zettelsammlung las. Da stand: „In vielen Regionen der Welt eine bedeutende Ernährungsgrundlage“. „Stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden“. „Nicht in Europa heimisch.“ Ist doch klar, was da gemeint ist.

Doch dann stolperte sie über die folgenden Stichworte, die Heino notiert hatte: „Schon in der Antike beliebt. “ – „Trägt nur alle zwei Jahre, braucht männlichen Befruchtungspartner“.

Heino hatte auch schon ein paar ganze Sätze ausformuliert, die sie stutzen ließen: „Die Pflanze hat jedoch eine sehr enge Verwandte in Europa. Genau gesagt auf Kreta. Früher hat man sogar gelaubt, es sei eine antike Wildform, deren Samen aus Afrika über das Meer geschwommen seien – und sich hier ansiedelten. Erst in den 1960er Jahren wurde die kretischen Populationen als eigenständige Art bestimmt. Sie wurde nach dem antiken griechischen Naturforscher Theophrast benannt, der die Pflanze schon vor über 2000 Jahren beschrieb. Im Gegensatz zu ihrer „großen Schwester“ bietet sie dem Menschen allerdings kaum Nutzen.

Theophrast verwendete für die Früchte das griechische Wort für „Finger“. Allgemein gebrauchte man damals für alle Arten dieser Pflanzen (was man heute eine „Gattung“ nennt) einen Ausdruck, der auch einem mythischen Vogel galt. Dieser Vogel stirbt am Ende seines Lebens den Flammentod, ersteht dann aber wieder neu aus seiner Asche auf.

Um welche Pflanze handelt es sich?

Und wer ist die kretische Schwester?

Und was hat das mit dem Feuervogel zu tun?

Und wenn Elfriede in den Finger beißt, was schmeckt sie dann?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Rote Christbaumkugeln“): Malus prunifolia, Pflaumenblättriger Zierapfel

Wir suchten den Pflaumenblättrigen Zierapfel, Malus prunifolia. Es ist ein aus China stammender Baum, der überwiegend Zierfunktion besitzt. Im Mai erfreut er mit seinen üppigen Blütenreichtum, nicht nur den Menschen, sondern auch zahlreiche Insekten. Die gelbgrünen bis knallroten Zieräpfel kann man sogar essen. Allerdings nicht frisch, dazu sind sie zu sauer und zu hart.  Aber aufgrund ihres hohen Gehalts an Pektin eigen sie sich hervorragend zu Gelees. Besonders gern haben Vögel die Früchte als willkommene Winternahrung, da sie bis in den Dezember hinein am Baum hängen bleiben.

Dann hatten wir noch etwas gefragt (und geben zu, es hatte mit Pflanzen nichts zu tun): warum große rote gläserne Christbaumkugeln so selten und teuer sind: es liegt an dem speziellen Glas, dem Selenrubinglas. Dieses leuchtend rote Glas entsteht, wenn der geschmolzenen Glasmasse etwa 1 Promille Selen zugesetzt werden. Das darin sich verteilende, amorphe rote Selen  ist allerdings empfindlich: wird die Masse zu stark und zu langsam aufgeblasen, oxidiert das Selen und die Masse entfärbt sich. Deshalb sind wirklich große rote Kugeln schwierig her zustellen und entsprechend selten und teuer.

Noch viel mehr Pflanzen findet Ihr in unserem Archiv. Seit 2016 jede Woche eine neue Pflanze in unserem virtuellen Vorgarten.

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