Pflanze der Woche, 1.-7. Februar 2025
Wenn man sich mit den Namen alter Kulturpflanzen beschäftigt, taucht man tief in die Geschichte der Menschheit ein – in Gedanken reist man durch Epochen und über Kontinente hinweg. So auch bei der heutigen Pflanze, die es in sich hat. Sie gehört zu den Doldenblütlern und ist seit dem Altertum bis heute ein unverzichtbares Gewürz. Oder ist sie doch eher ein Gemüse? Eine spannende Frage, die sich stellt: Ist Knoblauch ein Gemüse oder ein Gewürz?
Die alten Griechen nannten diese Pflanze, die heute noch wild rund ums Mittelmeer wächst, aber vor allem in Gärten und Töpfen kultiviert wird, „Steineppich aus Makedonien“. Ein Name, der natürlich viel zu lang war, um sich in der Alltagssprache zu etablieren. So geschah, was in der Sprachgeschichte oft vorkommt: Der Name spaltete sich, ein Teil wanderte nach Bulgarien und ins Türkische, der andere fand seinen Weg in den Westen. Interessanterweise nahm der zweite Teil des Namens eine bizarre Reise – er kehrte als griechischer Begriff in die neugriechische Sprache zurück, wo er heute verwendet wird. Der Name, den wir heute kennen, stammt aus dem ersten griechischen Namensbestandteil. Und der reiste nach Italien, Spanien, Deutschland, ins Englische, Französische und sogar ins Japanisch.
Im antiken Griechenland war diese Pflanze nicht nur als Gewürz hochgeschätzt, sondern galt auch als heilig. So wurde sie, ähnlich wie der Lorbeer, in Siegeskränzen verwendet. Doch stellt man sich diese Kränze heute vor, könnte das durchaus etwas skurril wirken.
Heute gibt es viele Varianten dieser Pflanze: mit glatten Blättern, kraus gewachsen oder mit dicken Wurzeln, die sich wunderbar in Suppen verarbeiten lassen. Wie viele Gewürzpflanzen enthält auch diese ätherische Öle, die für ihren charakteristischen Geruch und Geschmack verantwortlich sind, wie etwa Myristicin.
Als Küchengewürz hat diese Pflanze weite Reisen unternommen. In der deutschen, mediterranen und arabischen Küche ist sie unverzichtbar, beispielsweise in Taboulé, wo sie eine grundlegende Zutat darstellt.
Doch wie bei vielen aromatischen Pflanzen enthält auch diese gewisse Stoffe, die bei übermäßigem Verzehr giftig sind. Diese wurden in der Antike und im Mittelalter sogar zum Schwangerschaftsabbruch verwendet – mit teils fatalen Folgen, sowohl für das Kind als auch für die Mutter. Besonders gefährlich sind die Samen, die bei den damaligen Abtreibungsversuchen zum Einsatz kamen. Diese Pflanze wurde nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch noch im 19. und 20. Jahrhundert in den Medien als Teil von „Female Pills“ beworben, die heimlich zu Abtreibungen führten. So berichtete zum Beispiel die Ärztezeitschrift „The Lancet“ 1956 von einem tragischen Todesfall einer jungen Frau, die diese Präparate eingenommen hatte.
Dennoch denken viele, die jetzt vielleicht schon im Januar ihre Samen für die Pflanze im Gartencenter oder Online-Shop bestellen, nicht an diese dunklen Seiten der Pflanze. Sie stellen die Samen in Töpfchen und hoffen auf frische Kräuter, die sie bald an ihrem Küchenfenster ernten können. Doch Vorsicht: Diese Pflanze ist ein Dunkelkeimer, das heißt, die Samen müssen mindestens einen Zentimeter mit Erde bedeckt sein, um zu keimen. Darüber hinaus benötigen sie eine Heizmatte und oft auch künstliche Beleuchtung, um das richtige Licht zu erhalten. Wird dies nicht beachtet, wachsen die Keimlinge schnell in die falsche Richtung und zu lang ( „Vergeilen“).
In Anbetracht der Komplexität des Anbaus fragt man sich vielleicht: Wäre es nicht einfacher, einfach in den Supermarkt zu gehen und die frischen Kräuter im Topf zu kaufen? Aber auch hier bleibt das Problem des Plastikmülls.
In einem seltsamen Moment in der Küche begegnen wir Heino und Elfriede. Irgendetwas scheint schief zu laufen.
Elfriede: „Es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende.“ Heino: „Sind deine Samenkörnchen aufgegangen?“ Elfriede: „Nein.“ Heino: „Hast du ein wenig gescharrt, um zu sehen, ob sie gekeimt haben?“ Elfriede: „Sie haben nicht gekeimt.“ Heino: „Es ist vielleicht noch zu früh.“ Elfriede: „Wenn sie keimen könnten, hätten sie gekeimt. Sie werden nie keimen.“
Und nun kommen die Fragen des Rätsels:
- Von welcher Pflanze ist hier die Rede?
- Wie heißt sie auf Altgriechisch, Türkisch, Spanisch und Russisch?
- Hat diese Pflanze eine Verbindung zur antiken Stadt Selinunt?
- Welcher giftige Stoff ist in der Pflanze enthalten?
- Warum klappt es nicht, die Pflanze am dunklen Küchenfenster mit einer hellen Halogenlampe zum Keimen zu bringen?
- Der merkwürdige Dialog – kommt er einem bekannt vor? Ein Theaterstück vielleicht? Aber welches?
(Es ist nicht „Warten auf Godot“, aber ein anderes Stück, das sehr ähnlich ist. Vielleicht hilft das Beitragsbild weiter)
Auflösung der letzten Pflanze der Woche: („Augenpickel und Zaubertrank“): Gerste (Hordeum vulgare)
Dürfte eigentlich nicht schwer gewesen sein, und Elfriede kam dann auch auf die Lösung. So ungefähr, wie sie schrieb, „nscht Jenaues weeß’ch nämich ooch nich“. Immerhin. Offenbar wird Gerstensaft gerne getrunken, aber wie man den aus Gerste auspresst….



So jetzt aber:
1. Um welche Früchte handelt es sich?
Es handelt sich um Gerste (Hordeum vulgare), eines der ältesten Getreide der Menschheitsgeschichte.
- Gerste wird traditionell für Bier und Biersuppe verwendet.
- Gekeimte Gerste (Malz) ist die Grundlage für die Bierherstellung.
- In der Küche findet Gerste als Perlgraupen oder Mehl Verwendung.
2. Was hatte Heino am Auge?
Heino hatte ein Gerstenkorn (Hordeolum), eine eitrige Entzündung einer Talgdrüse am Augenlid.
- Das Wort „Gerste“ kommt daher, weil die Schwellung an ein Gerstenkorn erinnert.
3. Warum ließ Elfriede die Früchte verkeimen? Was sollte das bewirken?
Elfriede ließ die Gerste keimen, um Malz zu erzeugen.
- Keimen setzt Enzyme frei (die Diastase), die Stärke in Zucker umwandeln.
- Diese Umwandlung ist der erste Schritt in der Malz- und Bierproduktion. Edenn Hefe kann nicht Stärke zu Alkohol vergären, sondern nur Zucker.
- Malz enthält Nährstoffe und wird traditionell als stärkendes Heilmittel genutzt (z. B. in Malzbier oder Malzextrakt).
4. Wie nennt man den Saft, den sie hergestellt hat?
Der Saft, den Elfriede hergestellt hat, könnte als Bierwürze oder Malztrunk bezeichnet werden, allerdings hat sie anschließend die „Würze“, also den Zuckerhaltigen Malzbrühe, vergären lassen. Sie hat also ein primitives Bier hergestellt .
5. Was war das für eine „altdeutsche Suppe“? Kennt jemand ein gutes Rezept dafür?
Elfriedes Suppe erinnert stark an eine traditionelle Biersuppe, die im Mittelalter bis in die frühe Neuzeit sowohl bei Bauern als auch am Fürstenhof beliebt war.
Rezept für eine klassische Biersuppe, entnommen aus Henriette Davidis, Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche, Bielefeld 1849
Aus dem Buch: No 19. Bier = Suppe.
Zu einem Teller voll Weißbier nimmt man 1 Eidotter und einen halben Löffel voll Mehl, rührt beides mit dem Biere kalt an, giebt etwas Zitronensaft und Schale, Canehl, Zucker und ein wenig Salz hinein, läßt dieses unter beständigem Rühren auf gelindem Feuer aufkochen, und rührt alsdann die Suppe über geröstetes Weißbrod oder Zwieback an.
No 20. Bier – Suppe mit Gries.
Ein halbes Maaß oder Quartier Broihan wird mit Zucker Zitronenschale und Zitronersaft zu Feuer gesekt. Denn es kocht, nimmt man 8 Loth guten Grics und rührt ihn in den kochenden Broihan, aber vorsichtig, da er sich leicht in Klumpen sekt, läßt ihn dann bei österem Umrühren, damit er nicht anbrenne, so lange kochen, bis er gar ist. Alsdann giebt man noch 1 Maaß kochenden Broihan hinzu und läßt diesen ein wenig damit aufkochen. Nachdem die Suppe angerichtet, wird solche mit Zucker und Canehl bez streuet.
No 21. Bier = Suppe mit Graupen.
Auf 4 Loth Graupen wird ein Maaß Broihan genommen, der aber, um Zucker zu sparen nicht sauer sein darf. Beides wird kalt ausgesekt, und wenn es bald gar ist, wird Zucker, Zitronenschale und Zitronenscheiben daran gegeben, und ist alles gar, so bestreuet man die Suppe mit Zucker und Canehl.
No 22. Bier – Suppe mit Graupen und Rosinen.
In. 1 Maaß Broihan kocht man 8 Loth Graupen, thut, wenn die Graupen beinahe gar sind, Zucker, Zitronenschale, Canehl und 4 H gewaschene Rosinen hinein. Giebt dann nach und nach bis zum völligen Garwerden noch 1 Maaß kochenden Broihan hinzu. Zulekt rührt man diese Suppe mit dem Gelben von 4 Eiern, die zuvor mit 2 Löffel voll süßen Rahm angerührt sind, ab.
No 23. Bier – Suppe mit Reis.
Diese wird eben so gekocht, als die Bier – Suppe mit Graupen.
6. Wieso hat Heino die Pflanze in dreifacher Ausführung im Magen?
Heino hat Gerste in drei verschiedenen Verarbeitungsstufen zu sich genommen:
- Aus dem Bier, das Elfriede in die Suppe getan hat, 2. Aus dem Bier, das er getrunken hat, 3. aus den Graupen. Das sind polierte Gerstenkörner.
7. „Gleiches heilt Gleiches“, sagte Elfriede. Was für eine alte Theorie liegt dem Satz zugrunde?
Der Satz basiert auf der Ähnlichkeitsregel der Homöopathie von Samuel Hahnemann:
- „Similia similibus curentur“ bedeutet „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“. Da Heino ein Gerstenkorn hatte, wollte Elfriede es mit Gerste in verschiedenen Formen behandeln.
Weitere Pflanzen der Woche findet Ihr in unserem Archiv – seit 2016, ohne Auslassung, jede Woche eine.
2 comments on “Familienplanung mit Küchenkraut”
– Petersilie (Petroselinum crispum)
Das Gift heißt Apiol, ein Pheny<lpropanoid.
Ob woh fremde Leide, diede hier im halleschbeggdrumm mah so rumhergliggen zwischen den zwee Elfrieden dorchfindn? Ich weeßes nich.
Awwer Heinon muss’ch noch wejen was andern begriddeln. Der will soviel wissen un dengkt iwwerhoobt nich dadran, dfassde unsereens keene Zeid hat. Daderbei weeße jans alleene, nach wasse fracht…..awwer Leide ausfrachen, obses ooch wissen. Wie dr Lehrer in der Benne. Een unjejenderder Mensch… der darf jar nich ernstjenomm wern, jenau so isses bei een Flanzngundler. Unj.ejendert jeht nich mehr heidzedache, da werd die Schwarzer vor Ärjer noch schwärzer, obwoh mr Farm nich schdeijern darf.
Awwer ich b in je nich so…ich sache eich, dasses Bedersielje is, da is schon an den Bilde ze ergenn, wasde da ze sehn is, wahr? Jans eindeitch.Dr Saam is jiftch, desterwejen kammer den nich einzeln koofen, sondern der is einjewebt in so was stoffliches Zeich (das is jezz MEINE Erglärung),drmit mrs beschwerlicher macht an’n Saam ze gomm, weil mr je die einzeln‘ Saamgerrner rausgnaubeln misste, um e Händchen voll zegriechen. Schtimmts, Heino? Sieste, ich gann ooch um de Egge dengken un das noch besser als wie gradeaus.
Alles andre kammer bei Wickibedja nach lesen. Keene Brille dr5bei- – hier, nimm meine!