Eine Nutzpflanze ohne Nutzen, eine Zierpflanze ohne zierende Blütenpracht?

6. April 2020 | Bild der Woche | 4 Kommentare

Es grünte und blühte – vor dem Fenster und auch dahinter. Eine stattliche, dekorative und nützliche Pflanze (so empfand es zumindest unser Georg, auch wenn er vor einiger Zeit von einem Pflanzenfreund so etwas wie „mega out“ hören musste) zeigte eine eher unscheinbare Blüte, die auf unserem Rätselfoto zu sehen ist. Wahre Blütenpracht stellt man sich anders vor, oder? Aber die Pflanze konnte durch ihre Wuchsform auch von einem schmalen Fensterbrett aus das Fenster füllen. In ihren Gießanforderungen war sie eher bescheiden und in ihrem Einfluss auf die Raumluft schon etwas hervorstechend. Ja, jede grüne Pflanze produziert Sauerstoff, aber wie viele geben ihn ausgerechnet nachts ab?

Eine Zeitlang war unsere Pflanze (zumindest einige Arten) auch eine echte Nutzpflanze, hat aber diese Bedeutung weitgehend verloren. Vielleicht kann man hier noch auf eine Namensverwandtschaft zu einer etwas verrucht geltenden Pflanze hinweisen.

Na, alles klar? Welche Pflanze ist gesucht?

F. H.

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Wirksames Heilmittel gegen Gefährliche Krankheit gefunden):  Das Scharbockskraut, Ficaria verna.

Natürlich ist jetzt „Alles auf Corona“. Aber wir suchten ja auch ausdrücklich kein Heilmittel gegen Corona. Die Vielfalt der Krankheiten ist so groß, dass man sich doch ausnahmsweise einmal einer Anderen zuwenden darf?

Unser Agricola kam ja Wissen raunend um die Ecke: „Schar(r)en auch manchmal bockige Tiere nach den kräftigen Wurzeln?“ Richtig. Bei der Pflanze handelt es sich um das Scharbockskraut. Sie ist – in frischem Zustand – so wie viele Pflanzen und Früchte auch – ein Heilmittel gegen die einst so gefürchtete Krankheit „Skorbut“. Der Wirkstoff  ist das so genannte Vitamin C, Ascorbinsäure. Menschen, Meerschweinchen und Primaten können dieses wichtige Vitamin nicht selbst herstellen (andere Tiere können das).  Entdeckt hatte die Ascorbinsäure der ungarische Chemiker  Szent-Györgyi zwischen 1928 und 1934.

Gewöhnlich ist Vitamin C genügend in der Nahrung vorhanden. Einen prblematischen Mangel erlitten nur bestimmte Menschengruppen, etwa Seefahrer.  Bis ins 18. Jahrhundert soll die Royal Navy mehr Schiffe durch Vitamin-C-Mangel als durch feindliche Angriffe verloren haben.  Intuitiv erkannte man dann aber Ende des 18. Jahrhunderts, dass die Mitnahme von Zitronensaft, aber auch Sauerkraut den Skorbut wirksam bekämpfen konnte. Die Erkenntnis soll auf den Entdecker und Kapitän Thomas Cook zurück gehen.

Ein triftiger Grund, die Peißnitz zu betreten

Der Name „Scharbockskraut“ ist schon im 16. Jahrhundert belegt. Scharbock ist ein anderes Wort für Scorbut. Wir finden das gelb blühende Anemonengewächs gerade auf der Peißnitz im Gebüsch, im Wald auf der Nordspitze und sogar auf der Wiese. Gehen Sie ruhig einmal hin. Die Suche nach Vitamin C ist auf jeden Fall ein triftiger Grund, das Haus zu verlassen. Und außerdem tanken Sie in der Sonne auch noch Vitamin D. Übrigens: Nehmen Sie nicht zuviel von den Blättern ein. Das Kraut enthält neben Vitamin C noch das etwas schärflich schmeckende Protoanemonin, das als giftig eingestuft ist. Vor der Blüte ist der Toxin-Gehalt am geringsten.

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