Eine Art Trump-Flower…

26. August 2019 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Die aus Nordamerika stammende, optisch dominante Pflanze könnte für Trump geschaffen sein: Oben goldgelbe Blütenrispen an langem Stängel, die im Spätsommer erblühen, nett aussehen und reichlich Insektennahrung versprechen, tatsächlich aber helfende Insekten mit minderwertigem Pollen beschummeln. Die Pflanze ist ein stark wachsender, aggressiver Neophyt, wächst auch bei Rausreißen aus Rhizomen leicht nach und verdrängt einheimische Pflanzen. Jede Pflanze bildet zudem zehntausende Samen. Einst ahnungslos als Zierpflanze zur Verschönerung einheimischer Gärten importiert ist sie aus den Kulturen ausgebrochen und breitet sich aus. Da hilft nur, das Übel bei der Wurzel zu packen.
Die Pflanze gehört zu den Korbblütengewächsen. Die Spitze des aufrechten bis zu 2m hohen Stängels verzweigt sich zu mehreren üppigen Blütenrispen. Sie ist ausdauernd und wächst an denselben Stellen gut nach. Einem nicht nur im übertragenen Sinn an die Nieren gehen kann das Pflänzchen auch noch. Sie und ihre verwandten Arten gelten als klassische Nierenkräuter, als ein gutes Heilmittel bei Nieren- und Blasenproblemen. In Teemischungen gegen Blasenentzündung ist sie eine beliebte Zugabe. Bei Prellungen und Insektenstichen ist das frische, zerriebene Kraut als Auflage eine willkommene Soforthilfe. Die Indianer Nordamerikas verwendeten es auf diese Weise sogar gegen Schlangenbisse. Die Saponine in der Pflanze wirken abschwellend auf Schleimhäute. Generell hilft die diuretische Wirkung der Tees aus dieser Pflanze, Schadstoffe schneller aus dem Körper zu transportieren, wodurch auch Magen- und Darmbeschwerden verringert werden können.
Zu Heilzwecken angepflanzt und in der Ausbreitung kontrolliert ist eine Koexistenz mit der Rätselpflanze wohl ein eine realistische Perspektive. Wie heißt sie?

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Ein ganzer Wald geringelt“ ):  Korkeiche, Quercus suber.

Agricola hatte den richtigen Riecher: die geringelten Bäume sind Korkeichen, eine mediterrane, sehr trockentolerante  Eichenart, die seit der Antike für die Gewinnung von Kork, nicht nur zur Herstellung von Flaschenkorken, verwendet wird. „Kork“ ist die äußere, unbelebte Schicht der Baumrinde. Sie wird von dem darunter liegenden Phellogen gebildet. Der biologische „Sinn“ der Korkschicht ist in erster Linie Brandschutz: die dicken Schichten wirken stark wärmeisolierend, so dass bei einem Waldbrand die darunter liegenden Leitbündel der eigentlichen „Rinde“ (also Phloem und Kambium) nicht beschädigt werden. Diese Leitbündelschicht entfernt man beim klassischen Ringeln, wenn man einen Baum gezielt absterben lassen will, nicht aber bei der  Korkernte. Korkeichen werden im Schnitt alle 7-12 Jahre beerntet, die Schicht wächst in der Folge wieder nach. Die erste Korkschicht  ist noch wenig elastisch und rissig und kann nur für geringerwertige Ware, z.B. Isoliermatten, verwendet werden. Die nachwachsenden Schichten liefern dann den qualitativ höherwertigen Kork.  Den besten Kork liefert die zweite bis vierte Ernte.

Kork besteht, neben Luft, aus Cellulose und Suberin, einem Biopolymer. Letztere Substanz macht den Korken wasserabweisend, was seine Funktion als Flaschenverschluss erst möglich macht. Auch wenn Kork schon in der Antike als Gefäßverschluss bekannt war, setzte er sich erst im 18. Jahrhundert richtig durch. Zuvor waren mit Hanf umwickelte Holzpfropfen die Regel. Kork war eine Errungenschaft für die Champagnerproduktion: er verschloss die unter Druck stehenden Flaschen weitaus sicherer als es ein Holzstopfen konnte.

Die meisten Korkwälder liegen in  in Spanien und Portugal. Einen weiteren Schwerpunkt der Korkgewinnung findet man außerdem in Marokko, berühmt ist  der Foret Maâmora, ein Naturschutzgebiet südöstlich von Rabat,  von wo auch unsere Bilder stammen.
Die Korkwirtschaft ist in ökologischer Hinsicht minimalinvasiv: Da die Bäume bei der ernte nicht beschädigt werden, bleibt die ökologische Funktion der Korkhaine intakt. Die Korkeicheln dienen außerdem einer Vielzahl von Wildtieren als Nahrungsgrundlage, insbesondere seltenen Vogelarten.

(HW)

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