Einbürgerung nach Sex mit einer Anderen: die Nachkommen kann man vernaschen

30. September 2019 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Natürlich geht es bei den meisten unserer Pflanzen immer um Geschlechtsverkehr, Bienen und Blüten, liebe Leser, ihr wisst schon, was gemeint ist. Und es geht um Zuwanderer, deren Nachkommen erfolgreicher sind als die Eltern. Aber der Reihe nach: unsere attraktive, wilde Schönheit stammt nicht von hier, ihre Eltern sind Zuwanderer gewesen, genau gesagt, im 17. Jahrhundert brachten sie Fluchthelfer im Gepäck nach Europa. Ziel waren die Ziergärten des Barock, und die Herkunft der Eltern  war  Nordamerika. Die eine mit dem Epitheton „Elata“ aus Kalifornien, die Andere nannte sich Biennis.

In den Lustgärten Europas geschah nun das,  was man sich eben so vorstellen kann-  hüstel – ja, die beiden haben sich nächtens bestäubt, gegenseitig. Dass das Nachts war, das wissen wir – denn ihre Blüten öffnen sich erst zu Sonnenuntergang. Und so entstanden Nachkommen – aber eben nicht  irgendwelche Bastarde, die, wenn sie wieder es wiederum miteinander getan haben, sich nach allen Mendelschen Regeln der Kunst weiter aufteilen. Nein, alle Nachkommen haben immer jeweils ein Chromosom von der einen Seite, und eines vom anderen Elternteil. Man nennt das Heterozygot. Wie das mit den Mendelschen Regeln zusammenpasst? Ganz einfach: die Nachkommen der zweiten Generation, die jeweils gleiche Allelen haben, sind nicht überlebensfähig, nur die Mischerbigen überleben.

Das kann unserer Pflanze aber egal sein, denn sie produziert unzählig viele kleine Samen.  Nachdem nun unsere neue Pflanze in Europa entstand, breitete sie sich schnell aus. Dafür sorgte zunächst ihre Schönheit, die sich besonders Nachts im wahrsten Sinne entfaltet: es ist eine der wenigen Pflanzen, deren Blüten man beim Aufgehen wirklich zushen kann: Nach Sonnenuntergang brauchen die spitzlänglichen Knospen nur 1-2 Minuten, um sich vollends zu öffnen. Die wunderschönen, gelben Blüten leuchten dann auf und verströmen einen betörenden Duft. Heute hat sie sich in mediterranen Ländern ausgebreitet, aber auch in Deutschland hat sie sich unbeständig ausgebreitet. Man findet sie auf nährstoffhaltigen, „gestörten“ Unkrautfluren, aber auch in den Gärten, denn sie ist in vielen  „Wildblumen-Samenmischungen“  enthalten.

Schönheit zum Vernaschen

Eine hübsche Pflanze allenthalben, doch sie kann noch mehr als nur schön sein: wenig bekannt ist, dass man alle Teile von ihr auch noch essen kann. Mit den gelben  Blütenblättern kann man Salate dekorieren, die Blätter lassen sich wie Spinat dünsten, und die Wurzel ist unter Wildgemüsesammlern ein Geheimtip.  Man bringt sie, aufgrund ihres Aussehens, mit Schinken in Verbindung. Dabei – und der Autor hat es getestet – schmeckt sie, gekocht, nicht nach Schinken, sondern eher etwas „erdig“,durchaus nicht unangenehm. Etwas zerlassene Butter hebt den Geschmack. Ein wenig in Richtung Schwarzwurzel, aber nicht so unangenehm bitter wie diese. Die „Schinkenwurzel“  würde geschmacklich also durchaus zu einem schönen Schwarzwälder Schinken passen, das könntet Ihr, liebe Leser, ja einmal ausprobieren. Dazu müsst Ihr natürlich wissen, wie die Pflanze heißt. Zu finden ist sie in Halle durchaus, wenn Ihr sie nicht ohnehin im Garten habt.

Außerdem möchten wir wissen:

Wie ist der Name der Art wissenschaftlich?

Wer sind ihre Eltern?

Woher leitet sich der Gattungsname ab, es hat irgendwas mit Wein und wilden Tieren zu tun ?

Aus den Samen macht man ein Öl.,das recht teuer ist, und in der Naturheilkunde Verwendung findet. Wofür?

(H.W.)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche:( Prachtvoll, aromatisch, angstlösend).

Richtig hat es unser (neuer) User  Nhu Deng erkannt: Wir suchten nach der Gattung der Passionsblumen, und hier konkret nach der Art „blaue Passionsblume“, Passiflora Caerulea. Die konkrete Art findet hierzulande sowohl als rankende Zimmerpflanze, aber auch in geschützten Lagen mit „Weinbauklima“ als Zierpflanze Verwendung. Und Nhu Deng hat auch recht, deren Früchte sind wenig schmackhaft bis ungenießbar. Im Mittelmeergebiet (Hei-Wu brachte die Fotos vom Strand in Griechenland mit) ist die Pflanze vielfach aus den Gärten verwildert, ein Neophyt: denn eigentlich stammt die Pflanze aus Südamerika. Einige Verwandte in der Gattung der Passiflora, insbesondere die Art „Passiflora edulis“ liefern hingegen sehr schmackhafte Früchte mit dem typischen „Tropical Fruit“-Aroma. Sie ist Bestandteil vieler aromatischer Mischfruchtgetränke, die man auch hierzulande im Supermark findet.

 

(Hans Ferenz und H.W.)

 

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