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Eifersucht wegen der süßen Charlotte – und Annalena hat nichts damit zu tun.

Heino war hin- und hergerissen. Der unvermeidliche Fortgang von Elfriede nagte an ihm, obgleich er wohl unausweichlich war. Wegen Charlotte, die ja nur der Auslöser gewesen war. Doch dann war da Nixi, die neue Direktionsassistentin, die er immer bezaubernder fand. Aber sollte er sich von einem Problem ins nächste stürzen? Und ob sie seine Zuneigung überhaupt erwidern würde – eine ganz andere Frage.

Der Vorfall letzte Woche – die Vergiftung, der Aronstab, was Nixi da gewisserweise beim Lauchsammeln im Wald „verbärbockt“ – die Assoziationsketten rissen nicht ab. Und dann die Leserfrage: „Ob denn nicht einmal Annalena Bärbock auftreten könne?“ Wir sind doch kein Wunschkonzert. Aber irgendwie hing doch alles zusammen. Bärlauch, Bärbock – und schließlich Charlotte.

Er und Elfriede waren beim Gemüseschneiden gewesen, als plötzlich Tränen aus ihren Augen schossen. „Was ist los?“, fragte er. „Du hast gelogen!“, keifte sie. „Diese Charlotte! Du hattest etwas mit ihr!“ – „Nein, habe ich nicht.“ – „Das Bild da in deinen Unterlagen – du hattest etwas mit ihr!“ – „Das ist lange her. Klassenfahrt, 2010.“ – „Also doch! Wo war das?“ – „Askalon, Israel.“

Elfriede hatte also doch nachgeschnüffelt, als sie das Foto fand. „Die sieht aus wie die Bärbock.“ – „Quatsch“, hatte Heino gesagt. „Wer ist das? Keine Ahnung. Pressematerial, Symbolbild.“ – „Sieht eher nach einem privaten Analogfoto aus.“ – „Kann sein. Mir auch wurscht.“

Beim Gemüseschneiden dann die Tränen. Heino wunderte sich – dass beim Schneiden von Gemüse Tränen kullern, gut, aber doch nicht bei diesen? Die waren doch eher süß und harmlos. „Süß und harmlos?“, zischte Elfriede, schnitt brutal eine Stängel ab, hob ihn hoch und schrie: „grün und hohl!“ „Das alte Foto… Jetzt sag mir endlich die Wahrheit!“ – „Nein, das ist nicht Bärbock.“ – „Das behaupte ich auch nicht.“ – „Hattest du etwas mit ihr?“ – „Nein! Und ich finde nicht mal, dass sie wie Bärbock aussieht.“ – „Das war nicht meine Frage!“

Charlotte stammte tatsächlich aus Aschkelon, so erzählte sie es jedenfalls. Aber sie war früh nach Europa gekommen, wo sie bald in vielen Haushalten ein- und ausging. Im Unterschied zu ihren engen Verwandten zog man sie nicht aus Samen, denn hier bei uns, wo die kleine, würzig-süße gerne genommen wird, ist sie unfruchtbar. Doch sie bildet Töchter aus – das unterscheidet sie von ihren Verwandten. Und übrigens: „Aschloch“ oder „Aschlouch“ war im Mittelhochdeutschen kein Schimpfwort.

Nun die Fragen an unsere durchlauchtigsten Leser:

  • Wer ist diese ominöse grüne Dame, die wir suchten?
  • Ist es eine eigene Art oder eine Unterart?
  • Wer ist hier das Aschloch?
  • Wie gestaltet sich die Verwandtschaftsbeziehung zwischen („Annalena“) Bärlauch und Charlotte?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Von wundersamen Stäben, lasterhaften Tänzen und einer unglückseligen Speise): Aronstab, arum maculatum

Elfriede (die ältere, die leibhaftige, nicht die literarische) hatte die richtige Pflanze gefunden: Wir suchten den Aronstab, Arum maculatum. Auch Nhu Dengh beantwortete die Frage nach dem Goldenen Kalb, das die Redaktionsassistentin Nixi als Schmuck um den Hals trug: „Das haben wir doch mal im Religionsunterricht gelernt. Während Moses unterwegs ist und auf die Gebotstafeln auf dem Berg Sinai wartet, nervt das Volk der Israeliten seinen Bruder Aaron, den ranghöchsten Priester des Volkes. Sie wollten etwas zum Anbeten, und so entstand das Goldene Kalb, das die Israeliten aus ihren Goldvorräten selbst formten.“

Die Vergiftung, das stimmt, hat zum einen etwas mit Oxalatkristallen zu tun, wie Elfriede schrieb. Oxalsäure ist in vielen Pflanzen enthalten, auch in verschiedenen Sauerkleearten (wie denen der Pflanze der Woche davor), aber auch in Rhabarber, Mangold, Spinat und so weiter. Oxalsäure bildet mit Calcium (das praktisch in jeder Pflanze enthalten ist) scharfe, feine, stachelige Kristalle. In geringen Mengen ist Oxalsäure giftig, und auch die Oxalatkristalle sind es nur bedingt. Man könnte sie mit den Zähnen einer Giftschlange vergleichen: Sie bohren sich in die Schleimhäute des Opfers und injizieren ein Gift – eine noch nicht vollständig erforschte Substanz, die früher „Aroin“ genannt wurde. Nach neueren Studien handelt es sich um das cyanogene Triglochinin, das Blausäure freisetzt und die Vergiftung verursacht. (Siehe: The cuckoopint, Arum maculatum – Unintentional plant poisoning in two children).

Das Gift wird durch längeres Kochen zerstört. Auf diese Weise nutzten die Menschen früher die stärkehaltigen Knollen des Aronstabs. Wir empfehlen jedoch nicht, dies nachzuvollziehen.

„Welche lustvollen Wesen tanzten um den Stab herum?“, fragten wir letzte Woche. Hintergrund ist ein faszinierender Bestäubungsmechanismus: Der Aronstab (Arum maculatum) hat eine einzigartige Bestäubungsstrategie, die auf Täuschung und Fallenmechanismen basiert.

Freilassung: Nachdem die Bestäubung erfolgt ist, welken die Borsten, und die männlichen Blüten setzen frischen Pollen frei. Die Insekten können nun entkommen, um möglicherweise eine weitere Blüte zu bestäuben.

Geruchliche Täuschung: Während der Blütezeit verströmt der Aronstab einen aasähnlichen oder moschusartigen Geruch, der kleine Insekten, insbesondere Schmetterlingsmücken (Psychodidae) und Trauermücken (Sciaridae), anlockt.

Insektenfalle: Die Blütenstände des Aronstabs bestehen aus einem kolbenförmigen Blütenstand (Spadix), der von einem großen Hochblatt (Spatha) umgeben ist. Im unteren Teil des Kolbens befinden sich die weiblichen Blüten, darüber ein Kranz aus sterilen Borsten und darüber die männlichen Blüten. Wenn die angelockten Insekten in die Falle geraten, verhindern die Borsten zunächst ihre Flucht.

Bestäubungsvorgang: Die Insekten, die oft mit Pollen von anderen Aronstab-Blüten bedeckt sind, bleiben für einige Stunden oder über Nacht gefangen. In dieser Zeit reifen die weiblichen Blüten heran und werden bestäubt.

Weitere Pflanzen der Woche findet Ihr in unserem Archiv – seit 2016, ohne Auslassung, jede Woche eine.

4 comments on “Eifersucht wegen der süßen Charlotte – und Annalena hat nichts damit zu tun.”

  1. ’swerd doch nich etwan Schniddlauch sinn? Grien un hohl jedenfalls schtimmt. Ich krieche immer Sodbrenn’drvon- äks, bei Ziwweln awwer nich. Gohmisch.
    Ich will nischt jesacht hamm…

  2. Nur mal auf die Schnelle, auf Schnittlauch wäre ich nicht gekommen. Näher liegend sind doch Schalotten, Charlotte-Schalotte, das springt doch fast ins Auge. Hinzukommt, dass ein bedeutendes Exportgut Aschkelons Schalotten sind. Das mit dem Mittelalter muss ich noch überlegen. Als Allium ascalonicum war die Schalotte früher eine eigene Art, jetzt gehört sie zu Allium cepa, also keine Unterart.

  3. Der Bärlauch (Allium ursinum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Allium und somit verwandt mit Schalotten.

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