Edler Baumbewohner vom Baumarkt

5. Dezember 2022 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Heino schaute Elfriede etwas entnervt über die Schulter. Sie war wieder einmal tief versunken in ihrem Hobby. „Wenn ich was hasse, ist es Seidenmalerei“ fand Heino. Elfriede zog mit einem Gutta-Stift Linien nach, die sie aus einer Vorlage kopiert hatte, und zwischen die Umrisse lavierte sie gruselige verschwimmende Farbverläufe hinein. Heino fand diese Tätigkeit etwa so kreativ wie „Malen nach Zahlen“.

„Gefällts Dir? „fragte Elfriede jetzt auch noch ihren Partner. „Hm, ja, ganz nett“, presste Heino heraus. “

Ooch, schau mal, die Pflanze müsstest Du eigentlich kennen“, meinte Elfriede.

„Du meinst, das ist die diese Plastikblume, die bei uns auf dem Klo steht? – die Du neulich vom Baumarkt angeschleppt hast?“

Der doofe Oleanderkübel  hatte tatsächlich tatsächlich seit einigen Tagen Gesellschaft im Winterquartier im Badezimmer bekommen: da stand jetzt diese Obi-Pflanze auf dem Fensterbrett. Und es ist keine Plastikblume, wenn sie auch mit ihren fleischigen Blättern und den rosa-lila Blüten  ein wenig nach China-Restaurant aussieht. „Es ist halt  ziemlich das Einzige, was um diese Zeit blüht, also in der Wohnung. Wenn man mal von diesen langweiligen Rittersternen absieht“, fand Elfriede.  „Du könntest mal Deinen noblen Badbewohner umtopfen“, befand Heino, der sich schon öfters geärgert hatte, dass die langstielige Pflanze mit den – zugegeben  prächtigen Blüten – ständig umfiel und sich die spärlichen Reste von braunem Rindenmulch auf dem Kachelboden verteilten.  „Die braucht nicht mehr Erde, erklärte die Topfpflanzenfreundin. Die lebt normalerweise auf Bäumen, deshalb heißt sie ja auch so“.

In der Tat – die hübsche Pflanze, die zur Zeit auf den Baumärkten verramscht wird, scheint gerade ziemlich in Mode zu sein. Dabei taugt sie nicht nur als Pflege leichte Zimmerpflanze, de sogar die Putin-kühlen Temperaturen im Bade- oder Schlafzimmer gut verträgt. In ihrer Heimat wird sie jedoch auch als Heilpflanze geschätzt. Die entsprechende chinesische Wikipedia-Seite übersetzt Google uns wie folgt:

Stängel aufrecht, fleischig und dick, leicht abgeflacht zylindrisch, 10-60 cm lang, bis 1,3 cm dick. Heilpflanze, süß und leicht salzig in Natur und Geschmack, kalt und kehrt zu den Meridianen von Magen, Niere und Lunge zurück. Tonisiert den Magen und fördert die Körperflüssigkeit, nährt das Yin und leitet Hitze ab. Es wird bei Yin-Mangel und Körperflüssigkeitsmangel, Mundtrockenheit, Polydipsie, Würgen aufgrund von Nahrungsmangel, Asthenie, Hitze nach Krankheit und verschwommenem Sehen eingesetzt. Die Blüten sind elegant, exquisit und lieblich, mit leuchtenden Farben und duftendem Geruch. Sie ist als eine der „vier wichtigsten ausländischen Zierblumen“ bekannt.

Um welche Pflanze handelt es sich?

 

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Blühwunder im Kübel): Bougainvillea , Bougainvillea Comerson ex Jusieu

Malefiz lag richtig – zumindest was die Gattung betrifft, unter der sich viele ahnliche Arten finden lassen. „Die Gattung Bougainvillea wurde 1789 durch Philibert Commerson in Antoine Laurent de Jussieu: Genera Plantarum, S. 91 aufgestellt; der Name ehrt den französischen Seefahrer und „Entdecker“ Louis Antoine de Bougainville, nach dem auch die Insel Bougainville (Salomonen) benannt ist. Im Zuge von dessen Weltumsegelung 1766/69 „entdeckte“ allerdings wohl Commersons Begleiterin und heimliche Geliebte Jeanne Baret eine Pflanze der Gattung in Südamerika am Rand von Rio de Janeiro (Wikipedia)“.

 

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