Dotterfarbener Bastard unter den Mauerblümchen
5. Juni 2023 | Bild der Woche | 9 Kommentare
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Was diese KI-Bildgeneratoren alles können ! Heino war erstaunt. Ganz aus Spaß hatte er auf der Webseite des KI-Anbieters zum Testen ein paar Worte eingegeben: „Die letzte Pflanze der Woche, und dann in der Mitte die neue Pflanze, und das ganze schön dekorativ angeordnet, es soll ein Muster ergeben, mit dem Elfriede ihr Sofakissen beziehen kann“.
Freundin Elfriede war in der Tat recht angetan von dem Muster, das Heino ihr dann auch noch bei einem anderen Anbieter auf Kunstseide hat ausdrucken lassen (echte Seide war ihm zu teuer).
„Wie heißt denn das Muster?“ fragte Elfriede. „Mauerblümchen !“ antwortet Heino. „Und wieso bringst Du mich mit Mauerblümchen in Verbindung?“ Soll das eine Anspielung sein?“, fragte Elfriede eingeschnappt. „Nein, heißt halt so“, sagte Heino. „Genau weiß ich es aber auch nicht, die KI hat es mir nicht verraten.“
„Kannst Du nicht mal Dein schlaues ChatGPT fragen?“
Das war nicht ganz einfach, dem Sprachmodell wiederum ein ausgedrucktes Bild von der Konkurrenz zu beschreiben. Aber ein Versuch war es wert.
„Selbstverständlich kann ich Ihnen helfen“, tippelte der Cursor die Antwort auf den Bildschirm. „Sie haben Recht, die Pflanze wird im englischen zuweilen Mauerblümchen genannt. Aber sie führt keineswegs ein Schattendasein. Die Blütezeit ist im Mai, es kann durchaus vorkommen, dass die Pflanze gemeinsam mit der Heidenheimer Schlossblume gemeinsam auf einer Wiese wachsen können, denn beide lieben die Wärme, Sonne, Kalk und Trockenheit. Viele Menschen mögen sie, weil sie gut riecht.
„Finden Sie auch, dass sie gut riecht“, fragte Heino.
„Nein, ich bin nur ein KI-Sprachmodell, das über kein Geruchssinn verfügt. Aber ich kann Ihnen helfen, noch mehr heraus zu finden“.
„Zu welcher Pflanzenfamilie gehört denn die Blume?“tippte Elfriede nun ein.
„Die Blume gehört zu den Kreuzblütlern. Es handelt sich um eine hybride Art, die aus der Kreuzung zweier Arten entstanden ist. Diese Pflanzenart bevorzugt sonnige Standorte und gedeiht am besten in durchlässigen, gut drainierten Böden. Sie ist relativ trockenheitsresistent und kann auch in steinigen oder felsigen Gebieten wachsen. Sie wird häufig in Steingärten, Felsbeeten oder als Randbepflanzung verwendet. Sie ist eine attraktive Pflanze, die Bienen und Schmetterlinge anlockt“
„OK, aber wie heißt die Pflanze denn nun“, tippte Elfriede in das Eingabefenster.
Es tat sich nichts, dann kam die Antwort: „An error occured“
Deshalb seid Ihr, liebe Pflanzenfreunde, an der Reihe. Zeigt, dass Ihr besser seid als KI. Kennt Ihr das Mauerblümchen?
Auflösung der letzten Wochenpflanze („Der-Blumenstrauß-der-Märchenprinzessin „): Orlaya grandiflora, Strahlen-Breitsame.
NhuDeng hatte gleich den richtigen Riecher: bei der seltenen, heute vom Aussterben bedrohten Art handelte es sich die Strahlen-Breitsame, Orlaya grandiflora.
Sie heißt auch Heidenheimer Schlossblume, weil sie auf dem Felsen des Schlusses in Heidenheim (Schloss Hellenstein) blüht. Daher die Bezeichnung Heidenheimer Schlossblume. Und richtig, in Karl-Marx-Stadt blüht sie nicht, auch nicht zu Pfingsten, wenn die Wiesenblumen blühn.
Sie stammt aus dem Mittelmehrraum, wurde aber einst eingeschleppt, weshalb sie sich auch bei uns als Ackerunkraut weit verbreitete. Durch veränderte anbaumethoden und Herbizideinsätze ist sie heute weitgehend verschwunden und steht auf der Roten Liste bedrohter Arten, sie gilt als vom Aussterben bedroht. Wer die Pflanze retten will, kann jedoch ihre Samen kaufen und unter Wildblumenmischungen geben. Sie liebt es hell, warm und trocken, und verbreitet sich unter günstigen Umständen selbst.
- Orlaya grandiflora, Strahlen-Breitsame, Blüte
- Orlaya grandiflora, Strahlen-Breitsame, Blätter
- Orlaya grandiflora. Jakob Sturm 1796 bezeichnet sie als großblumige Ackerklette
- Schloss Hellenstein (das Weiße auf den Felsen ist Schnee, nicht unsere Blume)
- Orlaya grandiflora – Strahlen-Breitsame, dichter Bestand in einer Wildblumenwiese
Neugierig auf mehr rätselhafte Gewächse? Alle vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr bei uns im Archiv.
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Ich denke, den russischen Bastard müsste man sich noch etwas genauer vornehmen.
@hei-wu
Ja, Gänsestebe (Erysimum crepidifolium) ist auch ein gutes Beispiel. Hier in der Gegend auch häufig, woanders eher vom Aussterben bedroht. Deswegen sollte man sie aber nicht woanders aussähen.
In England wird er, glaube ich, „wallflower“ genannt. Wenn es nach der Farbe geht und es orange sein soll, dann könnte es auch die Sorte Altgold (Goldlack) sein. Jedoch sieht der Samenstengel an der Blüte, meiner Meinung nach, dann etwas anders aus, als auf dem Bild.
@NhuDeng: das stimmt, der Ackerschöterich und auch der blassere Verwandte ist nicht so Dottergelb-orange. Hier ( gerade um Halle herum) hieß der „Gänsesterb“, weil er hochgiftig für die Schnatteriche war. Bauern um Halle haben ihre Gänse deshalb nicht auf die Wiese gelassen, wegen der blassgelben Giftpflanze. Gilt hier mittlerweile als sehr selten. Aber wie gesagt: Gänsesterb blüht nicht so Orange.
@Micha06: das ist prinzipiell richtig, was Du sagst, die Orlaya grandiflora gilt als heimisch, war in Sachsen-Anhalt und Thüringen vor allem als Acker“Unkraut“ verbreitet und ist in etwas „anspruchsvolleren“ Wiesenblumenmischungen (also nicht dem Dosenquatsch vom Discounter) auch enthalten . Das ist etwas Anderes, als wenn jemand hier versucht, zB. Edelweiß „anzusalben“ (oder schlimmers, Balsaminen etc und andere „Problemneophyten“). Grundsätzlich gilt: einfach auf „öffentlichem Grund ausstreuen“ geht auch nicht. Ich habe die Pflanze kennengelernt, nachdem wir zuhause einen blöden Rasenhang schrittweise über fünf Jahre lang durch Mähen, Zwischensaat etc abgemagert haben. Auf einmal war sie da, und fasste Fuß. Habe sie aber auch schon an trockenen Feldrändern im Saalekreis entdeckt. Auch die klassische Kornblume war jahrelang praktisch verschwunden, jetzt sehen wir sie wieder viel häufiger, ist ja gerade im Stadtgebiet wieder öfters anzutreffen.
Schöterich als Gattung sollte schon stimmen.
Goldlack? Erysimum cheiri
Wer die Pflanze retten will, kann jedoch ihre Samen kaufen und unter Wildblumenmischungen geben. Sie liebt es hell, warm und trocken, und verbreitet sich unter günstigen Umständen selbst.«
Vorsicht! Keine Pflanzen einfach irgendwohin aussähen, auch wenn sie vom Aussterben bedroht sind. Das bedarf naturschutzfachlicher Genehmigung und Begleitung. Außerdem muss standortangepasstes Saatgut verwendet werden. Wenn ihr es nicht glaubt, fragt die Expertinnen und Experten von https://offenlandinfo.de! In Euren Garten könnt das sähen, aber bitte nicht in die freie Natur.
Nein, das glaube ich nicht, denn der Acker-Schöterich wird in England, glaube ich, nicht Mauerblümchen genannt. Diese Bezeichnung trägt eine andere Blume.
Acker-Schöterich würde ich sagen