Die hässlichste Ackerpflanze der Welt

13. August 2018 | Bild der Woche | 7 Kommentare

Diese Pflanze wird gesucht – ihre essbaren Früchte kennt eigentlich jeder.

Es gibt Gärtner, die müssen einfach alles ausprobieren. So auch Georg, der eines späten Frühjahrtages den Küchenschrank öffnete, einen Rest Körner zusammenkehrte, die er – vielleicht ob ihrer geringen Menge – nicht mehr kulinarisch verwenden wollte. „Aber mal sehen, ob da Pflanzen draus werden“. Er erinnerte sich, dass sein schwäbischer Opa die einst im Garten hatte – wohl auch mehr aus Tradition, aber es soll einmal eine wichtige Ernährungsgrundlage gewesen sein, gerade da, wo fruchtbare Boden fehlten, um ordentliches Getreide anzubauen. Georg verscharrte das Zeug im Boden, und vergaß das Experiment bereits am nächsten Tag, und so wurde er gar nicht gewahr, wie Wochen später zarte Pflänzchen den Boden durchbrachen,  suchend nach Anlehnung, und über den Boden entlang krochen. Georgs Garten war etwas verwildert, und als er im Sommer nun an mit der Hacke wieder an die Stelle geriet, in der ein merkwürdiges, niedriges, schlingpflanzenartiges, halbvertrocknetes „Gestrüpp“ wuchs, da wollte er es schon ausreißen und auf dem Kompost werfen – da sah er aber, dass da, aus unscheinbaren, braunen Hüllen je ein bis zwei Körner zu Boden fielen. Da erinnerte er sich an sein Experiment vom Frühjahr.

Er nahm das ausgerissene, ausgenommen hässliche, und zudem unscheinbare Gestrüpp mit nach Hause, ließe es trocknen, und sammelte die Körner auf, die da ausgefallen waren. Eine stattliche Ernte war es nicht, aber für einen Teller voll reichte es, und vielleicht noch eine gute Halberstädter Wurst dazu, dann wäre das Abendessen gesichert.

Wir fragen:

  1. Was für eine Pflanze hat Georg da herangezogen?
  2. Wie hätte Georg den Anbau verbessern können?
  3. Die Früchte mussten früher ausgelesen werden, warum?
  4. Vom Lesen der Früchte handelt ein bekanntes Märchen. Welches?
  5. Unsere Frucht kann aber auch beim Lesen helfen. Wie?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („..klingt wie eine bayrische Wurst“): vielblütige Weißwurz Polygonatum multiflorum.

Die Pflanze verdankt sowohl ihren deutschen Namen Weißwurz als auch den lateinischen Gattungsnamen Polygonatum (griechisch poly = viele und gony = Knoten) ihrem fast waagerecht im Erdboden liegendem auffälligen weißen Rhizom, das durch knotig verdickte Glieder charakterisiert ist. Auf diesen Gelenken zeigen sich kreisförmige, vertiefte Narben, die an ein Siegel erinnern. Sie stammen vom Absterben der oberirdischen Teile aus dem Vorjahr und haben zu dem Volksnamen Vielblütiges Salomonsiegel geführt.


Es sollte aber nicht mit dem viel selteneren Echten Salomonsiegel, der Wohlriechender Weißwurz (Polygonatum odoratum), verwechselt werden. Man findet sie auch als Gartenstaude. Saponine gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Es handelt sich um eine Gruppe sogenannter Glycoside mit der Eigenschaft, in wässriger Lösung einen Schaum zu bilden, wenn sie geschüttelt werden. Sie bestehen aus einem lipophilen und einem hydrophilen Teil und wirken in etwa so, wie Seife. Daher auch der Name: Sapo ist das lateinische Wort für Seife. Saponine schmecken meist bitter. Pflanzen schützen sich mit Saponinen vor Pilzen und Mikroben sowie Insektenfraß (Saponine sind toxisch für Insekten und Kaltblüter).

(Hans Ferenz)

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