Deutsche Starrsucht und Russenspeise

11. April 2022 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Es ist Frühling, hohl klingt der Gesang der Lerchen am Himmel, doch den Dichter zu Lobeshymen anspornend: unsere Pflanze breitet gerade jetzt blühende Teppiche in den Wäldern aus, gerne auch in den Stadtwäldern und Grünanlagen. Besonders gerne dort, wo es im Sommer schön schattig ist – und Hund und Herrchen ihre Notdurft verrichten: viel Stickstoffdünger hinterlassend, der sonst doch ach so teuer ist. Doch unter der Erde hält sie ein feine Portion Gift bereit, wie es sich für ein Pflänzlein gehört, das man zu den Mohngewächsen zählt.

Das Gift bewirk Katalepsie, zu deutsch  – was für eine hübsche Schöpfung –  Starrsucht. Der Betroffene verhält sich dann wie eine Gliederpuppe: hebt man seinen Arm, bleibt der da, wohin man ihn gebogen hat, die Beine, die Hände .. Hört sich lustig an, ist es aber nicht, wenn die Dosis zu hoch ist.
Medizinisch hat man die Knollen – richtig dosiert – zuweilen genutzt. Zur Einleitung der Narkose ebenso wie zur Unterstützung einer Hypnose. „Die Russen“, so schreibt eine botanische Enzyklopädie im Internet, nutzen die stärkehaltigen Knollen dennoch als Lebensmittel.

Und hier sind schon unsere Fragen:

Um welche Pflanze handelt es sich?
Eigentlich müsste man sie zu den einkeimblättrigen Pflanzen rechnen  (also wie Gräser, Zwiebelgewächse usw). Die Botaniker tun es aber nicht. Warum?
Die Blüten sind „Zygomorph“. Was um aller Welt ist das?
Hohl soll die Pflanze sein. Wo denn?

(HW)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: („Seltenes Natterzungengewächs“): Echte Mondraute, Botrychium lunaria.

Gesucht war die Echte Mondraute Botrychium lunaria. Der Name leitet sich ab von botrychos = kleine Rebe und Luna = Mond. Namengebend waren die mondförmigen Blattfedern. Die Farnpflanze gehört zur Familie der Natterzungengewächse (Ophioglossaceae). Sie ist eigentlich nicht sehr anspruchsvoll, verträgt aber die Einflüsse der kultivierten Landschaft wie Düngung und Verbuschung nicht gut. Die notwendige Verbindung zu Wurzelpilzen schränkt ihre Verbreitung doch ziemlich ein. An vielen Stellen ist sie schon ausgestorben. In Sachsen-Anhalt gibt es neue Vorkommen in der Bergbaufolgelandschaft. Mystische Kräfte dichtete man ihr an. Sie war deshalb Zutat zu Zaubertränken.

(Hans Ferenz)

 

Noch viel mehr Pflanzen findet Ihr in unserem Archiv. Seit 2016 jede Woche ein neues Gewächs in unserem Lustgarten.

 

 

 

 

 

 

 

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