Butterfly Paradise

7. März 2022 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Sie hat viele Namen, und einige erinnern daran, dass man der Pflanze magische Eigenschaften zuschrieb. Als Pflanze des Hirsch- und Wettergottes sollte sie Regen fern halten. Andere Namen verweisen auf die Bedeutung als Heilpflanze gegen Lebererkrankungen, gegen Herzleiden oder zur Steigerung der männlichen Potenz. Weitere Namen zeigen, dass die Pflanze Uferrandzonen, Auwälder und feuchte Wiesen liebt. Die mehrjährige Pflanze wird zwischen 50 und 150 cm hoch und bevorzugt feuchte Standorte. Der Blütenstand dieses Korbblütlers bildet eine dichte rosafarbene Schirmrispe. Blütezeit ist Juli bis September. Das Blattwerk erinnert an das typische Erscheinungsbild von Hanfpflanzen. Adamus Lonicerus (1679) beschrieb die Pflanze u.a. so: … wächst hoch wie ein Hanffstengel und mit weißem Mark; die Blätter schwartzgrün, zerkerft, wie Attisch; trägt im Heumonat große Kronen mit kleinen leibfarbenen Blüten.“ Beliebt sind die Blüten der Nektarpflanze bei Schmetterlingen, insbesondere bei einem tagaktiven Nachtfalter, dem Russischen Bären. Bis zu 45 Schmetterlingsarten besuchen diese Pflanze. Sie kommen mit ihren Mundwerkzeugen an den Nektar, der weit unten in den sehr engen Kronröhren der Blüten verborgen ist. 

Pflanze der Woche: sie lockt den russischen Bären

Der lateinische Gattungsname leitet sich ab von einem antiken König und Herrscher von Pontus. Im Mittelalter benannte man die Pflanze nach der im Jahre 1200 heiliggesprochenen Frau von Heinrich II., die am 3.März 1033 kinderlos verstorben war. 

Die Pflanze ist ein seit Langem verwendetes Volksheilmittel. Neuere Untersuchungen weisen auf interessante antivirale und antientzündliche Effekte. Wegen des Gehaltes an krebserregenden, leberschädigenden  Pyrrolizidinalkaloiden wird die einst angesehene Heilpflanze nicht mehr verwendet. Auf angeschnittenes Brot gelegt verhindern frische Blätter Schimmelbildung. Pelze und Felle schützte man vor Motten durch Einreiben mit dem Pflanzensaft.  

Welches dekorative Kraut wird gesucht?

(H. J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Schotenbaum an der Bahn“): Die Robinie, Robinia pseudoacacia).

Unser Leser Rugby hatte auf die vielfältigen Fragen die passende Antworten. Wir suchten nach der Robinie, einem Neophyten, an dem sich die Geister und Gemüter scheiden. Die Robinie, die auch fälschlicherweise Akazie genannt wird („Akazienhonig“, der meistens Robinienhonig ist), ist ein Neubürger, der schon seit einigen Jahrhunderten in Europa sprichwörtlich fest verwurzelt ist. Auf der einen Seite sagt man ihm die Eigenschaften nach, die den meisten dieser Neuankömmlinge nachgesagt werden. Nämlich, dass sie sich ausbreiten und die heimische Flora verdrängen. Die besondere Ausbreitungsgabe verdankt dieser Baum vor allem der Tatsache, dass er  der einzige Schmetterlingsblütler unter den hier ansässigen Baumarten ist. Wie die meisten Pflanzen dieser Familie vermag er es, mittels Knöllchenbakterien an den Wurzeln Stickstoff aus der Luft zu fixieren – und sich damit selbst zu düngen. Die meisten anderen Baumarten können das gar nicht. Eine gewisse Ausnahme stellt hier allerdings die Schwarzerle dar, die zwar nicht über Knöllchenbakterienkolonien verfügt, aber auch in ihrem Wurzelbereich eine lockere Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien eingeht.

So hat es die Robinie leicht, sich auch an mageren Standorten festzusetzen. Die Forstwirtschaft freut das andererseits, auf der anderen Seite hinterlässt die Robinie überschüssigen Stickstoff im Boden, wodurch Pflanzen verdrängt werden, die sich auf magere Standorte spezialisiert haben.

Forstwirtschaftlich wird die Robinie immer bedeutender. Der rasch wachsende Baum liefert ein hartes und zähes Holz, das in seiner Widerstandsfähigkeit bei Bewitterung im Freien sogar Eiche und Buche übertrifft, und vielen Tropenhölzern in dieser Eigenschaft nicht nachsteht. Deshalb werden sowohl Terrassenbeläge, aber auch hölzerne Spielgeräte für Kinder aus Robinienholz gefertigt, weil sie weitaus fäulnisresistenter sind als das bislang verwendete Material sind. Auch für die Rekonstruktion der altsteinzeitlichen „Woodhenge“-Anlagen Goseck und Pömmelte wurde daher auf das Holz der Robinie zurück gegriffen, eine Verwendung „authentischer“ Eiche wäre zu teuer gekommen – und nach zehn Jahren hätte man alle Stämme schon wieder erneuern müssen.

Dem Robinienholz kommt ein weiter Vorteil zu gute: die Stämme müssen nicht durch aufwändige Verfahren mit giftigen Bioziden behandelt werden, was ihre Verwendung auf Kinderspielplätzen so vorteilhaft erscheinen lässt.

Das Gift bringt sie nämlich gleich mit. Der Baum enthält – überwiegend in der Rinde – giftige Proteine (Lectine). Beim Bearbeiten des Holzes kann es daher durchaus durch Einatmen von Holzstaub oder -schliff Staubes auch zu Vergiftungserscheinungen kommen.

Während die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kinder durch Kontakt mit Spielgerüsten vergiften, besteht aber die Gefahr der Vergiftung mit den Samen. Diese stecken in anfangs grünen Hülsen, die schon das ein oder andere Kind mit Bohnen oder Erbsen verwechselt hat. Die ersten Symptome einer Vergiftung können schon nach der Aufnahme von wenigen der  Samen nach einer Stunde auftreten. Es kommt zu Übelkeit und Erbrechen, Magenschmerzen, Krämpfen und Durchfall. Der Patient leidet unter Schwindel und starker Müdigkeit, auch die Pupillen können sich weiten.

zu politischem Streit um die Robinie kam es auch schon mehrfach in Halle. Dazu hatte Hallespektrum auch mehrfach berichtet, beispielsweise hier: https://hallespektrum.de/nachrichten/natur-und-gesundheit/umweltschuetzerin-wehrt-sich-gegen-planlose-baumfaellungen-im-trothaer-waeldchen/365778/

Und was war mit der Zwiebelbahn? Unsere Rahmenhandlung spielte auf einem Spaziergang von Delitz am Berge in Richtung Bad Lauchstädt. Es ist die Trasse der alten Zwiebelahn, die 1967 still gelegt wurde, als man die S-Bahn Merseburg-Halle-Neustadt neu baute. Sie  führet ab 1896 als  Nebenbahn von Bad Lauchstädt Delitz am Berge über Benkendorf– Angersdorf  nach  Nietleben.

Brücke über die Trasse der Zwiebelbahn bei Delitz am Berge

Print Friendly, PDF & Email
Ein Kommentar

Kommentar schreiben