Brennt mit blauer Flamme & auf der Haut

17. Oktober 2022 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Fans von Harry Potter werden dieses Pflanzenrätsel schnell auflösen, denn diese Staude ist eine der ersten Zaubertrankzutaten, die er kennenlernt. Die magischen Kräfte knüpfen an überlieferte pflanzenkundliche Kentnisse an.  So recht belegt sind die Kräfte allerdings nicht. Die seltene, geschützte Pflanze ist leicht giftig und nicht mehr als Heilpflanze gebräuchlich. 

Ihren Duft kann man schon aus der Ferne wahrnehmen. Das Rautengewächs bildet ätherische Öle, die flüchtige Isoprene enthalten. Die entzünden sich u.U. leicht, denn die Öltröpfchen können wie Brenngläser wirken. Die Öle enthalten auch phototoxische Stoffe, die bei Berührung und einwirkendem Sonnenlicht unangenehme langwierige Hautverbrennungen erzeugen.

Ab Juni trägt die Pflanze sehr dekorative rosafarbene Blüten, die in Rispen angeordnet sind. Von ihnen und den gefiederten, dunkelgrünen Blättern geht ein starker angenehmer, zimtartiger Duft aus. Es werden Kapselfrüchte gebildet. Bei warmer trockener Witterung schleudern sie mit einem vernehmbaren Knallen die Samen meterweit. 

Um welchen „Brennenden Busch“ handelt es sich hier?

(Hans Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Hasi steht vor Gericht): Baumhasel, türkische Hasel, Corylus colurna

User Rati hatte den gesuchten Baum schnell identifiziert: Wir suchten Baum-Hasel, Byzantinische Hasel oder türkische Hasel (Corylus colurna). Dieser ( im Gegensatz zur Buschig wachsenden Haselnuss) gerade hoch wachsende Baum stammt aus dem dem südosteuropäischen und Kleinasiatischen Raum. Dort war sie einst Waldbildend, aber die meisten Bestände sind stark dezimiert worden, weil man schon in der Antike das wertvolle, gerade gewachsene Holz liebte.  Ein letzter Rest eines solchen Haselwaldes gibt es in Europa nur noch bei Oravita in Rumänien. Dennoch ist die Baumhasel nicht vom Aussterben bedroht, ganz im Gegenteil. Da sie auch mitteleuropäisches Klima gut verträgt, wurde sie schon früh in nördlicheren Gefilden angesiedelt. Schon im 16. Jahrhundert wurden Samen aus Konstantinopel/Istanbul in die botanischen Gärten gebracht, später pflanzte man sie auch in die Parks und Wälder. In Wien schätzte man im 19. Jahrhundert das Holz der türkischen Hasel als wertvolles Möbelholz. In vielen deutschen Städten, auch in Halle, kann man die Baumhasel heute als Straßenbaum finden. Das liegt daran, dass er sehr trockenheitsresistent ist und auch bei den zu erwartenden höheren Temperaturen in Folge des Klimawandels als Stadtbaum der Zukunft gilt.

Die Früchte der türkischen Hasel sind geringfügig kleiner als die der gewöhnlichen Haselnuss, schmecken ähnlich, aber nicht ganz so aromatisch. Deshalb hat sie sich die ernte dieser Nüsse nicht wirtschaftlich durchsetzen können.

Dann hatten wir gefragt, was denn in der Sprache unserer „Urväter“ das Wort „Hasal“ bedeutet. Unser User Rugby holte dann gleich weit aus bis in die Entstehungszeit unserer europäischen Sprachen und führte interessantes aus:

Eventuell auch mit der Aussprache „hazal/chazal“ auf türkisch (wie schon genannt) Herbstblume, auf arabisch Silberstaub und auf kurdisch Reh. Kurdisch ist die uns näherverwandte Sprache, da indoeuropäsisch (Türkisch ist Turksprache, Arabisch ist eine Afroasiatische Sprache), also „Reh“. Denn die meisten unserer Urväter hier in Deutschland waren wohl Indoeuropäer“.

So weit in der Geschichte wollten wir gar nicht zurück gehen. ggemeint war das Althochdeutsche: „Der dtsch. Name Hasel kommt von hasal, was ahd. soviel wie Nuss bedeutet.“ – schreibt zumindest jemand vom Freundeskreis des botanischen Karlsgarten in Aachen.  Die Haselnuss ist damit eigentlich eine Doppelung – und bedeutet dann soviel wie „Nussnuss“.

Und im Türkischen? Da heißt die Haselnuss „Fındık“. Aber es ist dort ein Lehnwort. Es stammt über Umwege aus dem Altgriechischen, und zwar dem „Pontikon Karyon“, also der „pontischen Nuss“.   Von dort gelangte das Wort in den Iran, dort wurde „Funduk“ daraus, und so gelangte das Wort ins türkische – und zurück während der Osmanischen zeit nach Griechenland. Dort nennt man Haselnüsse Funduki. Nur wenn man sich „gebildet“ ausdrücken möchte sagt man “ Leptokarion“, was „schmale Nuss“ bedeutet.

Das Deminuitiv, um die kleine Hasel von der großen (Wal-)nuss zu unterscheiden, findet sich in der französischen „Noisette“ und der italienischen „Nocciola“ wieder: „Kleine Nuss“.

Jedenfalls: mit Hasen hat die Hasel tatsächlich nichts zu tun.

(HW)

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