Blanchiertes Unkraut mit Zitrone und Olivenöl

5. August 2019 | Bild der Woche | 6 Kommentare

Georg  stocherte mit wissenschaftlichem Blick in dem Vorspeisenteller herum. Eine frische Kleinigkeit vorweg, „Mese“, das liebte er eigentlich. Der Blick über das Mittelmeer über dem die Sonne langsam unterzugehen begann,die leuchtenden Farben, das Zirpen der Grillen – eigentlich alles wunderbar und entspannend. Doch nun erforderte die Sektion des Vorspeisentellers die gesamte Aufmerksamkeit des  Botaniker und Gartenfreunds. Diese „Chorta“, die man ihm serviert hatte,  waren gedünstet und anschließend mit etwas Knoblauch, Zitronensaft und in reichlich Olivenöl getränkt. Lauwarm bis fast kalt serviert. Aber was war das für Zeug? Längliche, leicht glitschige, rötlich- gelbliche Schlangen, die sich gelegentlich verzweigten, wanden sich auf dem Teller. Hin und wieder waren auch kleiner Blättchen zu erkennen. „Das Zeug kenne ich doch, die haben doch nicht etwas mein verhasstes Unkraut, vorgesetzt? jenes hartnäckige Schlinggewächs, das selbst aus schmalsten Ritzen dringend, ab dem Hochsommer sogar den Plattenweg überkrautet? Das Zeug etwa legen die mir auf den Teller?“

OK, er wusste aus Erzählungen seiner Großmutter: in Kriegszeiten habe man das an den Salat getan.  Aber in dieser Form kannte er es nicht. Vorsichtige probierte er: bissig, und gleichzeitig leicht glitschig und sogar ein bisschen schleimig. Einen leicht „nussigen“ Grundgeschmack meine Georg zu spüren, aber sonst dominierte der Knoblauch und die Zitrone, die man in der Küche der Speise zugesetzt hatte.

Das wird meinem Magen gut tun, fand Georg und nahm eine ganze Portion auf Weißbrot, trank den kühlen Weißwein dazu. „Ich werde mal den Kellner fragen, wie man das zubereitet. Und wenn  wie wieder zurück in Halle sind, dann werde ich dieses Unkraut los, indem wir es einfach aufessen“.

Unser Georg scheint ein guter Botaniker zu sein, wenn er aus den gedünsteten Gerichten noch Pflanzen bestimmen kann. Aber vielleicht mag es eine Herausforderung für unsere Leser sein, es ihm gleich zu tun. Vielleicht darf man noch verraten, dass die Pflanze aus dem mediterranen Raum stammt, sich aber schon mit dem jungsteinzeitlichen Ackerbau bis in zu uns ausgebreitet hat. Sie gilt übrigens als eine der häufigsten Pflanzen Europas.

(H.W.)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Ziemlich männlich, stachelig aber schön und beliebt bei den Bienen) : Feldmannstreu, Eryngium campestre

Diese Edeldisteln sind ziemlich artenreich. Die hier besprochene Mannstreu-Pflanze wächst  in einem Garten und könnte doch vielleicht nicht Feldmannstreu, sondern das kultivierte Flachblatt-Mannstreu Eryngium planum sein. Zur besseren Meinungsbildung sei ein Ganzbild angefügt. Die Blüten werden z.Z. gern von Streifenwanzen, Weichkäfern, Wespen und Fliegen besucht.

(Hans Ferenz)

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