Beliebt in Lebkuchen, bei Mundgeruch und für die Libido

2. September 2019 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Dieses Mal spüren wir einer Gewürzpflanze nach, deren Aroma hier beliebt ist, die bei uns aber nicht angebaut wird. Schon im Altertum war sie bekannt und galt bei reichen Griechen und Römern als Heilpflanze. Besonders hochgeschätzt war es, wenn es aus Indien stammte. Die Holländische Ostindien Kompanie versuchte seinerzeit den profitablen Handel zu beherrschen, was aber die Engländer erfolgreich verhinderten. Auch heute ist Indien der Hauptlieferant dieses Gewürzes.
Die Staude ist in den tropischen Regenwäldern Indiens, Ceylons und Chinas beheimatet. Sie gehört zu den Ingwergewächsen. Aus dem dicken Wurzelstock wachsen Triebe mit zu Trauben vereinten weißen Blüten. Die buschige Pflanze kann bis zu 2m hoch werden. Die Früchte sind 1-2cm lange grüne Kapseln, die mehrere Samenkörner enthalten. Der Gehalt an ätherischen Ölen ist relativ hoch. Cineol, Terpinylacetat und Terpineol sind die Hauptkomponenten. Die Samen haben einen kampferartigen Geruch. Der Würzwert der Kapselschalen ist gering. Um Verluste zu vermeiden, werden die Kapseln vor vollständiger Reifung und vor dem Aufplatzen von Hand geerntet. Das macht dieses Gewürz sehr teuer.
In der indischen Küche ist das Gewürz nicht wegzudenken. Dort würzt man das Essen auch mit den aromatischen Blättern. Kennzeichnend ist die sehr feine, charakteristische Aromanote: der süßliche Geruch und der kräftige Geschmack, der ein wenig wie starker Eukalyptus auf der Zunge brennt. Das Gewürz ist aufgrund dieser ungewöhnlichen Kombination und seiner intensiven Geschmacksnote ausgesprochen populär. Wir verfeinern mit dem Gewürz gern Backwaren (z.B. Lebkuchen, Apfelkuchen, Glühwein). Aber auch bei der Wurstherstellung findet es Verwendung. In verschiedenen Gewürzmischungen, z.B. in Currypulver ist es enthalten. Bei der Likörbereitung spielt das Gewürz eine nicht unwichtige Rolle, ist in Angostura, Curacao und Chartreuse enthalten.
Die in den Samen vorkommenden ätherischen Öle verantworten zum einen den unvergleichlichen Würzgeschmack. Zum anderen haben sie heilsame Effekte bei manchen gesundheitlichen Problemen. Schon im alten Rom kurierten Menschen mit dem Gewürz die Folgen von legendären Fressorgien. Gestresste Mägen werden beschwichtigt und die Darmtätigkeit wird gefördert, z.B. bei Blähungen; auch Erkältungsbeschwerden sollen gemindert werden. Wer die Samen kaut, bekämpft damit Mundgeruch im Allgemeinen und Knoblauchfahnen oder Alkoholfahnen im Besonderen. Einige Kenner beschwören, dass es die Gemütsverfassung erhellen und gar die Libido anheizen kann. Für diese Effekte existieren allerdings keine zuverlässigen wissenschaftlichen Beweise. Indische Heilkundler verabreichen das Gewürz bei Koliken und Nierensteinen. In ähnlicher Weise setzen Chinesen die Pflanze bei Harninkontinenz ein. Welches Gewürz ist gesucht?
(H.J. Ferenz)

Auflösung des letzten Pflanzenrätsels: Gesucht war die Kanadische Goldrute Solidago canadensis. Die aus Nordamerika importierte Pflanze ist aus den Gartenkulturen ausgebrochen und verwildert. Hinter dem auffälligen, goldgelb blühenden Neophyten verbirgt sich eine Pflanze, die unsere Ökosysteme stört. Verdrängend, wenig nützlich.

Print Friendly, PDF & Email
3 Kommentare

Kommentar schreiben