500-Milliarden-Infrastrukturpaket: Hoffnung und Streit in der Bauwirtschaft
Während die Baubranche auf einen Aufschwung hofft, warnen Ökonomen vor Preissteigerungen – Start der Bauprojekte frühestens 2026 erwartet.
Ein Sondervermögen in bislang ungekanntem Umfang soll Deutschlands Infrastruktur auf Vordermann bringen: Mit 500 Milliarden Euro kündigt der Bund das wohl größte Investitionspaket seiner Geschichte an. Besonders die kriselnde Bauwirtschaft sieht darin einen Hoffnungsschimmer – doch nicht alle teilen diesen Optimismus.
„Endlich geht was voran“ – Hoffnungen auf Auftragswelle
„Die 500 Milliarden sind für uns eine wichtige Absichtserklärung“, erklärte Tim-Oliver Müller, Geschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, im Gespräch mit dem MDR. Doch dem Geld müssten nun konkrete Aufträge folgen – und genau daran hapert es derzeit. Viele Vorhaben seien noch nicht einmal geplant, es fehlten Personal und Mittel auch für vorbereitende Prozesse. Müller zufolge sei die Branche derzeit nur zu rund 70 Prozent ausgelastet. „20 bis 30 Prozent mehr wären ohne Weiteres möglich.“
Ein ähnliches Bild zeichnet Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD). Der Bau-Boom werde erst ab 2026 einsetzen, wenn das nötige Ausführungsgesetz vom Bundestag beschlossen sei. Für Sachsen sei bereits ein jährlicher Anteil von 391 Millionen Euro vorgesehen. Ein Teil davon werde an die Kommunen weitergeleitet, ein anderer bleibe beim Land, um gezielt zu investieren: „Wir werden sicherlich einen Bauboom bekommen, denn die Millionen müssen erstmal unter und auf die Erde“, so Panter.
Kritische Stimmen aus der Wissenschaft
Doch es gibt auch warnende Töne. Oliver Holtemöller, Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, äußerte gegenüber dem MDR Zweifel am Nutzen des Programms. Die Preissteigerungen im Bauwesen seien längst Realität, auch ohne zusätzliche Staatsmittel. Während der Corona-Pandemie hätten viele Betriebe hohe Gewinne eingefahren, dennoch sei es nicht zu einer Rücknahme von Preiserhöhungen gekommen. Holtemöller befürchtet, dass ein Überangebot an staatlicher Nachfrage die Preisspirale weiter anheizen werde – bei einem gleichzeitig begrenzten Angebot.
„Solange es keine signifikanten Preiszugeständnisse gibt, kann es der Branche nicht allzu schlecht gehen“, erklärte der Ökonom. Hinzu komme: Fachkräfte blieben knapp – auch bei besten Absichten könnten viele Bauprojekte ins Stocken geraten.
Nicht Geld allein baut Brücken
Die marode Brücke am Damaschkeplatz in Magdeburg steht dabei symbolisch für die Zerrissenheit der Lage: Während Bauarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden, scheitert der Sanierungsbeginn an der fehlenden Planung und unklarer Mittelverwendung. Das Paket sei ein Anfang, heißt es von vielen Seiten – aber kein Allheilmittel. Entscheidend werde nun sein, ob es der Politik gelingt, zügig, fair und mit Weitblick zu investieren.
Zwischen Hoffen und Bangen beginnt ein neuer Abschnitt in der deutschen Infrastrukturpolitik. Ob das 500-Milliarden-Versprechen tatsächlich zum Fundament eines neuen Bauaufschwungs wird – oder zum Brandbeschleuniger eines überhitzten Markts –, bleibt abzuwarten.
(Infobasis: MDR)