Am 16. Januar 1983 wurde in einer unscheinbaren Veranstaltungsmeldung des Kulturbundes der DDR ein neuer Arbeitskreis angekündigt: der „Arbeitskreis Umweltschutz Halle“ (AKUS). Der Gründungsort – der Klub der Werktätigen in Büschdorf – und der erste Vorsitzende Jürgen Bernt-Bärtl sind dokumentiert, doch hinter der nüchternen Notiz verbarg sich eine Entwicklung, die maßgeblich zur Umweltbewegung in Halle beitrug.
Der AKUS entstand aus der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund der DDR, die bis dahin vor allem in spezialisierten Fachgruppen wie Ornithologie oder Botanik organisiert war. Mit dem AKUS sollte erstmals eine fachübergreifende Plattform entstehen, die sich ehrenamtlich, aber gesellschaftlich wirksam mit Umweltfragen befasste – zunächst mit offizieller Unterstützung, jedoch auch mit eigenen Akzenten.
Eines der ersten konkreten Projekte war der Hufeisensee in Büschdorf, ein ehemaliger Tagebau. Bereits im Gründungsjahr fanden dort Arbeitseinsätze, Exkursionen und öffentliche Diskussionen statt. Noch im selben Jahr bildete sich eine weitere Gruppe innerhalb des AKUS: Die Patenschaftsgruppe Peißnitznordspitze setzte sich für den Schutz eines Restauenwaldes auf der Peißnitzinsel ein. Ihr Wirken mündete 1990 in der Ausweisung des Gebiets als Naturschutzgebiet.
1984 geriet der AKUS mit dem Projekt „Grüne Wände“ in Konflikt mit der Stadtleitung des Kulturbundes – eine missverstandene Initiative, die zwischenzeitlich zur Absetzung des Vorsitzenden Bernt-Bärtl führte. Nach der Umbenennung in „Begrünte Architektur“ wurde das Vorhaben weitergeführt.
Mit Dr. Peter Bliss als neuem Vorsitzenden wurde das Engagement auf weitere Gebiete ausgeweitet, etwa auf die Kreuzer Teiche und den Amselgrund. Die von ihm und Michael Krüger entwickelte Konzeption prägte später die Entwicklung des Gebiets langfristig.
Die Arbeit des AKUS zeigte auch über Halle hinaus Wirkung. In Potsdam entstand nach dem Vorbild der halleschen Initiative im Jahr 1988 die Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz und Stadtökologie (ARGUS). Auch auf Veranstaltungen wie der Öko-Kirmes kam es zu Vernetzungen mit Umweltgruppen aus der ganzen DDR.
Bis zu seiner Selbstauflösung im Januar 1990 wuchs der AKUS auf rund 40 Mitglieder an. Innerhalb des Arbeitskreises bildeten sich verschiedene Interessengruppen, etwa zur Verkehrsökologie, Müllproblematik und Öffentlichkeitsarbeit. Nach 1990 gingen aus diesen Gruppen neue, bis heute aktive Strukturen hervor.
Die Patenschaftsgruppe Peißnitz wurde 1990 zum Arbeitskreis Auenwald Peißnitz beim Kulturbund e. V. und bildete wiederum die Basis für den am 23. Februar 1991 gegründeten „Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V.“ – kurz AHA. Dieser setzt sich bis heute für den Schutz der Fluss- und Auenlandschaften in und um Halle ein.
Am 28. Mai 2025 erinnerte eine Exkursion an die Gründung der Patenschaftsgruppe Peißnitznordspitze vor 42 Jahren. Ausgangspunkt war das Peißnitzhaus. Der AHA betonte im Rahmen der Veranstaltung erneut die Bedeutung des zusammenhängenden Schutzes der Naturräume an der Saale – darunter die Nordspitze der Peißnitz, der Forstwerder, der Amselgrund sowie weitere benachbarte Schutzgebiete.
Diese Landschaften sind heute Teil eines umfassenden ökologischen Netzwerks, das nicht nur dem Artenschutz, sondern auch dem Stadtklima und dem Hochwasserschutz dient. Die Ursprünge dieses Engagements reichen zurück in eine Zeit, in der Umweltfragen unter schwierigen Bedingungen diskutiert und bearbeitet wurden – zunächst im Klub der Werktätigen in Büschdorf.