Verkehrssicherheit in der Ludwig-Wucherer-Straße – Stellungnahme des ADFC
Die Ludwig-Wucherer-Straße ist eine Hauptachse des Straßenverkehrs in Halle mit starker Nutzung im Fußverkehr, Radverkehr, bei der Straßenbahn und im Motorisierten Individualverkehr (MIV = Autos). Gleichzeitig ist sie seit Jahren ein Unfallschwerpunkt des Radverkehrs in Halle. https://unfallatlas.statistikportal.de/

Im schmalen Straßenquerschnitt sind je zwei Gehwege, Parkstreifen, Radwege, Fahrbahnen und ein separater Gleiskörper für die Straßenbahn. Alle Verkehrsteilnehmer müssen sich miteinander arrangieren. Wie sieht das in der Praxis aus?
Der Radweg führt zu nah an den Parkplätzen vorbei, die immer breiter werdenden Autos verschlimmern das Problem noch (bis maximal 1,80m breite Autos könnten in den Parkbuchten regelkonform stehen).
Als Radfahrer*in muss man 1m Abstand zu den parkenden Autos halten, um das Risiko von Türunfällen zu verringern (https://www.vkuonline.de/gefahr-fuer-radfahrer-und-fussgaenger-parkende-autos-und-dooring-2641141.html). Direkt neben dem Radfahrstreifen ist der schmale Fahrstreifen für den Kraftverkehr. Bei Fahrten mit Abstandshaltern (so genannten Poolnudeln) wird klar: Nur noch schmale Kleinwagen haben die Möglichkeit, dort beim Vorbeifahren die 1,50 m Abstand einzuhalten. (https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/aktuell/nachrichten/rechtsgutachten-markierte-radverkehrsanlagen). Die angeordneten Parkplätze behindern auch den Fußverkehr erheblich. Die Vorgabe für Fußwege mit nennenswertem Fußverkehr ist die ausreichende Breite, so dass zwei Rollstühle/Kinderwagen ohne Probleme aneinander vorbei fahren können. Diese 2 Meter wären ohne die Parkbuchten zwischen den Bäumen problemlos möglich, mit Parkbuchten ist der Gehweg jedoch viel zu schmal.
Der ADFC hat seit 2017 einen Antrag laufen, um die Rechtswidrigkeit des Radfahrstreifens in der heutigen Form klarzustellen und die Stadtverwaltung zu einer Verbesserung der Sicherheit zu drängen (insbesondere Richtung Reileck zwischen Willy-Lohmann-Straße und Fritz-Reuter-Straße, wo Radweg und Gehweg viel zu schmal sind).
Seit November 2018 liegt auch die Bestätigung des Fachbereich Sicherheit der Stadtverwaltung vor, dass die aktuelle Situation nicht regelkonform ist. Anschließend gab es einen Dialog zwischen ADFC, Stadtverwaltung und interessierten Bürger*innen am Runden Tisch Radverkehr, um eine Lösung ohne (finanziell nicht machbaren) Umbau zu erarbeiten. Seit Juni 2019 liegt dieser pragmatische Kompromiss bei der Stadtverwaltung, die jedoch nichts zur Umsetzung tut.
Der Vorschlag beinhaltet:
Entweder (präferiert) die Entfernung der Parkbuchten, die Rad- und Fußverkehr behindern.
Oder ein Paket aus:
- Umwandlung des Radfahrstreifens mit durchgezogener Linie (benutzungspflichtig) in einen Fahrradschutzstreifen mit gestrichelter Linie (Fahrbahnnutzung freigegeben),
- Tempolimit auf 30 km/h, da regelkonformes Überholen des zahlreichen Radverkehrs praktisch unmöglich ist,
- Rad-Aufstellstreifen vor der Ampelkreuzung mit der Willy-Lohmann-Straße,
- Freigabe der Fahrbahnnutzung, insbesondere Richtung Reileck zwischen Willy-Lohmann und Fritz-Reuter-Straße, und Umwandlung des Radwegs in einen freiwillig nutzbaren “Fahrrad frei” Bereich für besonders langsame Radfahrer*innen,
- Verbesserung für Linksabbieger Richtung Mühlweg und Richtung Martha-Brautzsch,
- Einrichtung von durchgesetzten zeitlich befristeten Lieferzonen für die Hotspots der Liefer- und Paketdienste
Im Straßenverkehr haben Sicherheit und Flüssigkeit des Verkehrs Vorrang. Dies ist in der LuWu nicht umgesetzt. Die verkehrstechnisch beste Lösung für den gesamten Verkehr wäre die Entfernung der Parkbuchten und die Verringerung der Geschwindigkeit in dieser lebendigen Stadtstraße.
Wir fordern von der Stadt die zügige Behebung der aktuellen Situation, die gegen wichtige Regeln des Straßenverkehrs verstoßen.

Am 25.09. gibt es gemeinsam mit Fridays for Future eine Kundgebung und ein Straßenfest in der Ludwig-Wucherer-Straße von 15:00 – 18:00 Uhr, auf dem Fahrstreifen Richtung Reileck zwischen den Kreuzungen mit der Lessingstraße und mit der Willy-Lohmann-Straße. Verkehrswende selbst gestalten, und Kein Grad Weiter!
ADFC Halle, 12.9.2020
9 comments on “Verkehrssicherheit in der LuWu?”
Ich unterschreibe alles.
Genau, ich wünsche noch einen zweiten Überholstreifen für Fahradfahrer und eine dritte Spur je Straßenseite für Fahradgegenverker in dem wohlhabenden Grünenviertel .
Zeitlich befristete Lieferzonen? Könnt ihr doch haben: Selbstabholung in Krostitz, oder Zwintschöna, Hohenthurm… Alles ist machbar. Und sagt das dann auch den Gewerbetreibenden, daß die dort ihre Läden aufgeben sollen… ihr braucht sie doch ohnehin nicht.
Die Radfahrer besitzen zu oft eine hohe Risikobereitschaft, Verkehrsregeln und Geschwindikeit spielen oft keine Rolle, es wird kreuz der Quere gefahren.
Ist ja lustig, was hier alles für Anarchisten rumlaufen, denen Recht und Gesetz egal sind.
Ach nee: dann ist es ja Anomie, nicht Anarchie.
Wenn die Post jeden Tag zwischen 16:00 und 17:00 beliefert und die Pakete abgeholt werden müssen, so dass längere Zeit mitten im Kreuzungsbereich (Linksabbiegerspur) ein Lieferwagen steht und den gesamten Verkehr behindert und gefährdet, hätte die Stadt schon längst selbst eine Lieferzone einrichten müssen.
Ihr haltet es für den Untergang des Abendlandes, wenn man an der einen Stelle mal nicht den ganzen Tag sein Auto abstellen darf, sondern werktags eine Stunde dort kein PRIVATES KFZ abgestellt werden darf.
Was seid ihr nur für Memmen.
Jedes einzelne Auto, das mit weniger als 1,50m Abstand zum Fahrrad (also zwischen Lenkerende und rechtem Außenspiegel 1,50m Luft!) vorbeifährt, verstößt damit gegen die StVO. Und ihr jammert über die Radfahrer? die im Übrigen (steht ja auch so im Text) über 1m Abstand von den parkenden Autos halten müssen.
Also ich hoffe sehr, dass Rive, Schulze und redhall keine Fahrerlaubnis besitzen oder wenigstens so anständig sind, mit ihrer totalen Unkenntnis der StVO kein Kraftfahrzeug im öffentlichen Raum zu führen. Alles andere wäre grob verantwortungslos.
@Halle Verkehrt, gilt das mit dem Meter Abstand nur im ruhenden Verkehr oder auch im fließenden? Zb. in Wartebereichen vor Ampeln, dort halten einige Radfahrer 10 cm zwischen Spiegel und Lenker für ausreichend wenn sie von hinten an der Warteschlange rechts vorbei „zuckeln“.
„Genau, ich wünsche noch einen zweiten Überholstreifen für Fahradfahrer und eine dritte Spur je Straßenseite für Fahradgegenverker in dem wohlhabenden Grünenviertel.“
Endlich jemand, der mal die Interessen der Radfahrer ernst nimmt.
McPoldy: wenn ein Radfahrer langsam an einem stehenden , aber nicht haltenden oder parkenden Auto vorbeifährt, reicht ein kleinerer Abstand.
Du kannst gern mal das Experiment mit einem Vorschlaghammer (entspricht aufgrund von Masse und Kraft dem Auto) und einer Hand machen:
Im Fall A) haust du mit dem Vorschlaghammer neben deine eigene liegende Hand, oder genauer: lässt einen beliebigen Fremden mit dem Vorschlaghammer neben deine Hand hauen, und erklärst mir den idealen Sicherheitsabstand.
Im Fall B) ruht der Vorschlaghammer auf dem Tisch und du haust mit deiner Hand neben den Hammer.
Ich vermute, dass auch du im Fall B) einen deutlich geringeren Abstand angenehm oder sicher empfindest.