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Tullners Sprüche zu Schulen auf der Silberhöhe lösen Empörung aus

In der Samstagsausgabe der Volksstimme äußerte sich Bildungsminister Marco Tullner (CDU) zum Digitalunterricht. Dabei führte er aus, dass man beim Distanzunterricht in Stadtteilen wie Halle-Süd bedenken müsse, dass es Kinder gebe, die kognitiv nicht in der Lage seien, Videoformaten zu folgen.

Zitat aus der Volksstimme: „Beim Distanzunterricht an staatlichen Schulen müssen sie aber auch Kinder in Magdeburg-Olvenstedt, Halle-Süd oder Stendal-Stadtsee mitnehmen. Es gibt Kinder, die entweder von der technischen Ausstattung her oder kognitiv nicht in der Lage sind, Videoformaten zu folgen.“

Die Äußerungen haben sowohl bei der Halleschen Ratsfraktion der SPD als auch der LINKEN Empörung ausgelöst : So äußerte sich beispieklsweise Eric Eigendorf, Vorsitzender der SPD-Fraktion „Der Bildungsminister zeigt einmal mehr, dass er bei der Digitalisierung an den Schulen unseres Landes ein Bremser ist, wo er die Entwicklung eigentlich antreiben müsste. Dass er sich nun aber nicht um Lösungen bemüht, sondern die Intelligenz von Schülern als Grund für das Scheitern des Distanzunterrichtes anführt, ist für einen Bildungsminister ein grobes Foul. Umso erschreckender ist, dass Tullner als Hallenser für die Begründung dieser seltsamen These auch noch Halle-Süd als Beispiel anführt. Schülerinnen und Schüler aus bestimmten Stadtteilen landesweit pauschal als zu dumm für Distanzunterricht abzustempeln, ist nicht akzeptabel“

Ähnlich äußert sich auch Henrik Lange von der Ratsfraktion der LINKE:

„Es ist nicht hinnehmbar, dass der aktuelle Bildungsminister von der CDU sich einfach ein paar Stadtteile heraussucht und die dortigen Schüler*innen für sein Versagen bei der Unterrichtsversorgung in Corona-Zeiten verantwortlich macht. In seinem Interview weist er zurecht darauf hin, dass einige Kinder nicht die technische Ausstattung für Online-Unterricht haben. Dazu möchten wir ergänzen: Es gibt auch einige Schulen, die weder Ausstattung noch Personal dafür haben. Und es wäre seine Aufgabe als Minister, sich genau darum zu kümmern.

Stattdessen fügt er an, dass einige Schüler*innen an staatlichen Schulen „kognitiv“ nicht in der Lage dazu seien, dem Online-Unterricht zu folgen. Wir stellen fest: Tullner hat sich mit seinem Scheitern abgefunden. Statt Schüler*innen in einigen Stadtteilen pauschal zu stigmatisieren und private und staatliche Schulen gegeneinander auszuspielen, sollte er anfangen, seine Arbeit zu machen – oder eben seinen Stuhl räumen. Alles andere ist ein weiterer Angriff auf die Bildungsgerechtigkeit in unserem Land.“

14 comments on “Tullners Sprüche zu Schulen auf der Silberhöhe lösen Empörung aus”

  1. Nun stellt sich die Frage, ist Tullner kognitiv in der Lage, den Anforderungen seines Amtes zu folgen?

  2. Ich helfe gerne mit dem vollständigen Zitat aus: „Eine Grundschule, die regelhaft über Videounterricht agiert, will ich mir maximal in Corona-Zeiten vorstellen. Beim Distanzunterricht an staatlichen Schulen müssen sie aber auch Kinder in Magdeburg-Olvenstedt, Halle-Süd oder Stendal-Stadtsee mitnehmen. Es gibt Kinder, die entweder von der technischen Ausstattung her oder kognitiv nicht in der Lage sind, Videoformaten zu folgen. Dieser Vielfalt der Bedingungen muss Schule Rechnung tragen.“

  3. Nur wer Probleme anspricht, kann auch nach Lösungen suchen. Zerreden in politisch korrektem Schönsprech hat noch nie geholfen.

  4. fractus:“Nun stellt sich die Frage, ist Tullner kognitiv in der Lage, den Anforderungen seines Amtes zu folgen?“
    Sicher nicht, ist doch seine Mattscheibe unterbelichtet!

  5. najaaa, herr Tullner hat wahrlich bisher (außer fürs gymnasialklientel) nicht toll, sondern schadhaft gewirkt.
    aber es ist eine binse, daß nicht alle menschen gleich geschult/geschickt/geübt/kognitiv aufgestellt etc. sind. SPD und Linke sollten sich nicht so peinlich aufführen und diese formulierte tatsache für parteienzank mißbrauchen. dazu ist das thema verkorkste bildungslandschaft und herrschende bildungsungerechtigkeit zu wichtig und überparteilich.
    seht endlich stattdessen , daß ghettos in schulen und wohnlandschaft schlecht für die einzelnen (an allen rändern!) und die gesamtheit und das fortkommen einer stadt ist!

  6. Tullner sortiert kindliche Begabung nach Wohnvierteln und sozialem Status der Eltern. Dann wundert es einen auch nicht, warum über den Bildungsweg der Kinder schon nach der 4. Klasse entschieden wird.

  7. Das war nun ohne jeden Zweifel verbaler Mist.
    Es ist eine Frechheit , weil es sicherlich im Süden Halles
    genügend Familien gibt, die sich den „Hintern“ dafür ausreichen, das Ihre Kinder mit den Lernstoffen klar kommen ohne persönlichen Kontakt zu Ihren ebenfalls größtenteils überforderten Lehrern.
    In solchen Zeiten sind mir alle diese gefühlslosen Verantwortlichen in führenden Positionen zuviel, egal ob grün-gelb-rot -oder Schwarz.

  8. Dazu muss man den Minister aber schon unbedingt missverstehen wollen. So funktioniert populistische verbale Aufrüstung im Wahlkampfmodus.

  9. @peterkotte
    Abgesehen, dass Tullner hier offensichtlich längst oberholten pädagogischen Vorstellungen aus dem 19Jhh. anhängt (bzw. er offensichtlich keine Ahnung von moderner Erziehungswissenschaft hat) sind die Sätze doch eine offene Bankrotterklärung seiner eigenen Arbeit.

    Warum sind 1Jahr nach Corona die Schulen immer noch nicht in der Lage differenzierte Online-Angebote und Fernschuleangebote zu machen. Das was Tullner da kritisiert ist seine eigene Arbeit!!!!!

    Ich verstehe wirklich nicht, wie man so was noch bejubeln kann.

  10. Tullners Aussagen hätten nur dann den Hauch von Sinn, wenn er diese als Einleitung für ein Maßnahmenpaket seines Ministeriums gesagt hätte.

  11. „Das war nun ohne jeden Zweifel verbaler Mist.
    Es ist eine Frechheit , weil es sicherlich im Süden Halles
    genügend Familien gibt, die sich den „Hintern“ dafür ausreichen, das Ihre Kinder mit den Lernstoffen klar kommen ohne persönlichen Kontakt zu Ihren ebenfalls größtenteils überforderten Lehrern.
    In solchen Zeiten sind mir alle diese gefühlslosen Verantwortlichen in führenden Positionen zuviel, egal ob grün-gelb-rot -oder Schwarz.“

    nein, ich denke nicht, daß damit gemeint war, daß sich eltern im halleschen süden nicht aufopfern. was hiermit aber sicher gemeint war und auch so wahrgenommen werden sollte, sind doch trotzdem die ungleichen voraussetzungen bzw bedingungen, die kinder aus dem elternhaus zeitlich, finanziell, emotionell oder sonstwie haben können. und unbestreitbar ist ja wohl, daß es mehr kinder in südstadt oder silberhöhe gibt, die in der hinsicht weniger möglichkeiten haben als im paulusviertel oder kröllwitz. insofern war das ein aus dem zusammenhang gerissener gedanke aus Tullners beitrag. ich mag ihn nicht, weil er zu wenig für die zukunft ALLER kinder macht, weil er maximal die elitäre gymnasialschicht fördert. aber in diesem punkt jetzt sehe ich eigentlich den frevel auf der anderen seite: bei den aufschreienden, die tun, als hätten sie nix damit zu tun.

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