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Tief in der Flaute: Wirtschaft in Sachsen-Anhalt weiter in Jammerlaune

Die Hoffnung war zart, beinahe schon trotzig: Nach dem Wechsel im Bundestag, vollzogen mit der Neuwahl im Februar, mochten manche Unternehmer in Sachsen-Anhalt auf frischen Wind aus Berlin setzen. Doch mit dem Beginn des neuen Jahres ist auch diese Erwartung verflogen – was bleibt, ist das vertraute Grau wirtschaftlicher Stagnation. Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) zeichnet ein Bild, das vielen bekannt vorkommen dürfte: keine Wende, kein Aufbruch, sondern das beharrliche Verharren im Ungewissen.

Seit neun Quartalen pendelt der Geschäftsklimaindex rund um die Nulllinie, derzeit bei mageren 2,0 Punkten. „Das ist ein Ausdruck der bleiernen Schwere, die auf der regionalen Wirtschaft lastet“, erklärt IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel. Es werde investiert, wenn überhaupt, nur noch mit dem Schraubenschlüssel in der Hand – Ersatz, Erhalt, Überleben. Visionen? Fehlanzeige.

Besonders bedrückend ist, dass selbst der politische Wechsel keine neuen Impulse gebracht hat. Noch immer blicken die Unternehmen auf ein Dickicht aus Bürokratie, hohe Energiekosten und teure Arbeitskräfte – und kaum ein Lichtstrahl fällt durch das Gestrüpp. IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier warnt: „Die Eskalation des Zollkonflikts mit den USA kam zwar nach der Befragung, doch sie trifft auf eine ohnehin geschwächte Wirtschaft.“ Besonders die Industrie, so Brockmeier, habe auf steigende Auslandsnachfrage gesetzt – ein Wunsch, der sich nun wohl ins Gegenteil verkehren werde.

Industrie: Hoffnung bleibt gedämpft

In der Industrie liegt der Klimaindikator mit 1,1 Punkten auf neutralem Niveau – besser als im Vorquartal, aber weit entfernt von Aufbruchsstimmung. Investitionen bleiben auch hier auf Sparflamme, oft nur technischer Pflichtdienst. Die jüngsten handelspolitischen Spannungen könnten bald auch diesen zarten Positivtrend zunichtemachen.

Baugewerbe: Rückschlag statt Stabilität

Besonders bitter trifft es das Baugewerbe. Nach kurzen Momenten der Hoffnung zeigt sich nun ein herber Rückschritt: Das Geschäftsklima fällt auf -5,0 Punkte. Sinkende Aufträge, rückläufige Umsätze – nicht nur im krisengeplagten Hochbau, sondern auch im bislang stabileren Tiefbau. Der Frühling bringt keine Wende.

Dienstleister trotzen dem Trend

Etwas stabiler zeigt sich das Dienstleistungsgewerbe, das sich von der Verunsicherung des Vorquartals erholt hat. Zwar bleiben die Gewinne angesichts hoher Kosten unter Druck, doch die Aussichten sind vorsichtig optimistisch. Das Geschäftsklima steigt hier auf 12,9 Punkte, der einzige positive Ausreißer im regionalen Gesamtbild.

Handel und Verkehr: Ernüchterung auf ganzer Linie

Im Handel ist die Stimmung hingegen eingebrochen: Der Index fällt auf -17,4 Punkte. Konsumenten halten sich bei größeren Ausgaben zurück, der Jahresanfang zeigt sich frostig. Auch der Güterverkehr spürt die Auswirkungen – sinkende Umsätze, stagnierende Beschäftigungsplanung, und kein Frühjahrsaufschwung in Sicht. Das Geschäftsklima: -6,1 Punkte.

Fazit: Kein Neubeginn in Sicht

Der konjunkturelle Stillstand zieht sich wie ein dunkler Faden durch das Land – vom Maschinenbauer bis zur Baufirma, vom Einzelhändler bis zum Spediteur. Die wirtschaftlichen Risiken bleiben dieselben, die Handlungsspielräume eng, die Perspektiven trüb. „Was wir brauchen, ist ein klares Signal der Entlastung und Vereinfachung – nicht morgen, sondern jetzt“, so Brockmeier.

Doch bis es soweit ist, bleibt der Takt der Wirtschaft im Bezirk Halle-Dessau unverändert: gedämpft, vorsichtig, abwartend – fest im Griff der Flaute.

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