Halle (Saale) – Trotz des Verdachts, einen rechtsextremistisch motivierten Anschlag auf die hallesche Synagoge geplant zu haben, ist ein 19-jähriger Deutscher aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Dies bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Halle gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT am Freitagnachmittag. Das Amtsgericht Halle habe demnach die Haft ausgesetzt, gegen Auflagen und unter Zahlung einer Kaution.
Brisant ist: Der junge Mann lebt derzeit offenbar bei Verwandten – unweit jener Synagoge, die im Oktober 2019 bereits Ziel eines tödlichen Attentats war. Die Polizei beobachtet ihn nach Angaben der „Mitteldeutschen Zeitung“ engmaschig.
Der Mann stammt ursprünglich aus Halle, hielt sich zuletzt jedoch in der Schweiz auf, wo er im Februar 2025 festgenommen wurde. Im April erfolgte seine Auslieferung nach Deutschland. Die Untersuchungshaft wurde zunächst in Freiburg im Breisgau vollzogen, ehe der Verdächtige nach Sachsen-Anhalt überstellt wurde.
Ihm wird zur Last gelegt, zwischen Juli 2024 und Februar 2025 mehrfach über den Messenger-Dienst Telegram einen Anschlag angekündigt zu haben. Zudem habe er sich ein Gewehr beschafft, das bei einer Hausdurchsuchung sichergestellt worden sei. Die Staatsanwaltschaft spricht von einer geplanten Tat, deren Zeitpunkt jedoch noch unklar gewesen sei.
Der Beschuldigte bestreitet laut Ermittlern, die Pläne ernsthaft verfolgt zu haben. Gegen ihn seien bereits mehrere Verfahren geführt worden – bisher allerdings lediglich wegen minderschwerer Delikte. Weitere Informationen wurden mit Hinweis auf sein jugendliches Alter nicht veröffentlicht.
Die Jüdische Gemeinde Halle reagierte mit Bestürzung auf die Nachricht. Der Vorfall ruft schmerzliche Erinnerungen wach: Beim Anschlag im Oktober 2019 hatte ein schwer bewaffneter Täter vergeblich versucht, in die Synagoge einzudringen, und anschließend zwei Menschen ermordet.
Die neuerlichen Ermittlungen werfen erneut ein grelles Licht auf die anhaltende Bedrohung jüdischen Lebens in Deutschland – und auf die Frage, ob die Justiz ausreichend auf mögliche Wiederholungstaten vorbereitet ist.
Quelle: MDR SACHSEN-ANHALT