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Stagnation hält an – Abwärtsrisiken bleiben: Wirtschaft in Sachsen-Anhalt weiter unter Druck

Die konjunkturelle Entwicklung der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt bleibt auch im Jahr 2024 weiter angespannt. Wie die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKn) Halle-Dessau und Magdeburg zeigt, zeichnet sich erneut ein düsteres Bild ab: Der IHK-Geschäftsklimaindex lag Ende 2024 bei minus 12,2 Punkten und damit wieder im deutlich negativen Bereich. Die wirtschaftliche Stimmung bleibt somit wie im Vorjahr pessimistisch.

Hohe Kosten belasten Unternehmen

Besonders stark belastet fühlen sich die Unternehmen in Sachsen-Anhalt durch die nach wie vor hohen Energie- und Lohnkosten. „Die im internationalen Vergleich hohe Steuerbelastung und die bürokratischen Anforderungen verschärfen die Situation zusätzlich“, erklärt Sascha Gläßer, Präsident der IHK Halle-Dessau. „Deutsche Unternehmen haben es immer schwerer, sich gegen internationale Konkurrenten durchzusetzen, die weitaus geringere Produktionskosten aufweisen.“

Diese Situation führt zu einer erheblichen Investitionszurückhaltung, insbesondere in der Industrie. Viele Unternehmen befürchten, dass sich die Lage in naher Zukunft nicht verbessern wird, was die Bereitschaft, in neue Technologien oder Produktionskapazitäten zu investieren, weiter schmälert. Gläßer fordert daher eine rasche Reformagenda der neuen Bundesregierung, die die Kostennachteile des Standorts Deutschland gezielt in Angriff nimmt.

Energiekosten als zentrales Problem

Ein zentrales Anliegen ist die Senkung der Energiepreise. Kurzfristig könnten Steuersenkungen, reduzierte Abgaben und Umlagen Abhilfe schaffen, langfristig sei jedoch eine deutliche Ausweitung des Energieangebots nötig. „Die aktuell hohen Energiepreise resultieren aus Knappheit – diese gelte es zu beseitigen“, betont Gläßer.

Bürokratieabbau als notwendiger Reformschritt

Auch Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg, sieht dringenden Handlungsbedarf. Für ihn liegt der Schlüssel zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der Kostenreduktion. Besonders die Bürokratie erweist sich als massiver Hemmschuh: „Ein Fünftel der Arbeitszeit in deutschen Unternehmen wird dafür aufgewendet, bürokratische Auflagen zu erfüllen und Berichts- und Meldepflichten nachzukommen“, kritisiert Olbricht. Angesichts des akuten Fachkräftemangels sei dies eine Ressourcenverschwendung gigantischen Ausmaßes.

Er fordert daher verbindliche Bürokratieabbauziele und eine umfassende Reform der Verwaltungsdigitalisierung. Der Staat müsse hier endlich aufholen und selbst gesetzte Ziele, wie etwa beim Onlinezugangsgesetz, konsequent umsetzen. „Die Digitalisierung der Verwaltung hinkt den Fortschritten in den Unternehmen weit hinterher“, so Olbricht weiter.

Rasches Handeln gefordert

Beide Präsidenten sind sich einig: Die Regierungsbildung auf Bundesebene müsse jetzt rasch abgeschlossen werden. Die Wirtschaft brauche dringend bessere Rahmenbedingungen, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu sichern. Verzögerungen könnten den bestehenden Negativtrend weiter verschärfen.

Hintergrund zur Konjunkturumfrage

Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) besteht seit 1997 und vertritt rund 110.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft. Viermal im Jahr wird eine repräsentative Umfrage unter etwa 900 Mitgliedsunternehmen durchgeführt, um die konjunkturelle Lage zu bewerten. Die Auswertung erfolgt nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden und spiegelt die aktuelle Stimmung in der Wirtschaft wider.

Die anhaltende Stagnation in Sachsen-Anhalt verdeutlicht, dass die Herausforderungen der vergangenen Jahre keineswegs überwunden sind. Hohe Kosten, bürokratische Hürden und unzureichende Investitionen bedrohen die Zukunftsfähigkeit vieler Unternehmen. Umso wichtiger ist es nun, dass die Politik entschlossen handelt und den wirtschaftlichen Aufschwung aktiv fördert.

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