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„Schmäht mir die Kanuten nicht!“

Die beliebte und gefragte Reihe der „Mitteldeutschen Kulturhistorischen Hefte“ aus dem Hasenverlag startete 2008. Nun liegt bereits das 52. Heft vor. Hier beleuchtet der Autor Michael Pantenius, der schon zahlreiche regionale Publikationen veröffentlicht hat, die Geschichte des Faltbootes und des Paddelns in Mitteldeutschland.

Zunächst gibt er einen kurzen Überblick über die Anfänge mit den ersten Versuchen von findigen Tüftlern am Ende des 19. Jahrhunderts – nach der Devise „selbst ist der Mann“. Die ersten Faltboote bestanden aus Bambusruten und Segeltuch. Wer jedoch damit unterwegs war, wurde noch als „Habenichts im Hadernkahn“ bezeichnet. Doch bald entwickelte sich die Faltboot-Leidenschaft zum Volkssport. Vereine gründeten sich zuerst in Süddeutschland, dann aber bald in allen Regionen Deutschlands. Binnen kurzem gab es auch im mitteldeutschen Raum dutzende Vereine für den neuen Trendsport Faltbootfahren.

Pantenius erinnert an die Geschichte einiger Vereine und an bekannte Kanuten, die Vorbilder für die Faltbootfreunde geworden sind. So gab es in Halle zahlreiche Vereine wie den Verein für Kanusport 1909 e.V. oder den Halleschen Ruderverein Böllberg. Bald fanden auch erste mitteldeutsche Meisterschaften statt, bei denen Hallenser sehr erfolgreich waren. Neben den Leistungssportlern gab es aber auch Wasserwanderer, die es ruhiger angingen.

Während des Nationalsozialismus wurden die Vereine gleichgeschaltet und die Wettkämpfe wurden zu „Kampfspielen“. Während der Olympiade 1936 fanden erstmals Wettbewerbe im Kanusport statt. Die Wiederbelebung der Vereine gestaltete sich nach dem Krieg zunächst schwierig. Doch bereits 1947 fanden auf der Elbe und der Saale, auf der Mulde und der Unstrut wieder Regatten statt. Ausführlich beleuchtet Pantenius auch den Faltbootbau als Wirtschaftszweig, vor allem Faltboote Made in GDR, wo besonders Pouch zur Faltboot-Legende wurde. Gegen Ende der DDR wurden hier im Jahr rund 7.000 Boote hergestellt, die aber größtenteils in den Export gingen. Nach der politischen Wende 1989/90 mit einigen Besitzerwechseln ging es bald wieder aufwärts. Heute umfasst die Produktionspalette wieder fünf Modelle.

Die Neuerscheinung mit der interessanten Thematik punktet außerdem mit einer reichen Illustration mit historischen Abbildungen und aktuellen Aufnahmen. Ein beachtenswerter Beitrag zur mitteldeutschen Regionalgeschichte.

Michael Pantenius: „Schmäht mir die Kanuten nicht! – Zur Geschichte des Faltbootes und des Paddelns in Mitteldeutschland“, Hasenverlag Halle/Saale 2025, Heft 52 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“, 19,00 €, 100 S., ISBN 978-3-945377-95-6

One comment on “„Schmäht mir die Kanuten nicht!“”

  1. Diesen Hasenverlag kann man nur einfach lieben. Hoffentlich bleibt uns dieses mitteldeutsche Kleinod erhalten.

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