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Sachsen-Anhalt erzielt höchsten prozentualen Zuwachs bei den Verdiensten seit 20 Jahren

Arbeitnehmer in Niedriglohnbranchen profitieren von Mindestlohn. Foto: HS
Arbeitnehmer in Niedriglohnbranchen profitieren von Mindestlohn. Foto: HS

Im Jahr 2015 erhielt ein Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 4,7 Prozent bzw. 1.208 EUR mehr an Bruttolöhnen und -gehältern ausgezahlt als im Jahr zuvor. Mit diesem Ergebnis erzielte Sachsen-Anhalt den höchsten prozentualen Zuwachs der letzten 20 Jahre. Bundesweit fiel die Entwicklung mit einem Plus von 2,9 Prozent verhaltener aus. Im Vergleich mit allen Bundesländern war der Zuwachs in Sachsen-Anhalt am höchsten, ebenfalls ein Plus von mehr als 4 Prozent konnten Brandenburg, Sachsen und Berlin verbuchen. Das ergaben neueste Berechnungen des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, dem auch das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt angehört.

Die Hauptursache für die kräftigen Verdienstzuwächse war neben neuen Tarifabschlüssen die flächendeckende Einführung des Mindestlohnes von 8,50 EUR je Stunde, vor allem Arbeitnehmer in Niedriglohnbranchen konnten davon profitierten. Die marginale Beschäftigung reduzierte sich um rund 8.000 Stellen, die Hälfte davon konnte in sozialversicherungspflichtige Stellen umgewandelt werden.

Wie das Statistische Landesamt weiter informierte, lag im Jahr 2015 der durchschnittliche Jahresbruttoverdienst eines Arbeitnehmers in Sachsen-Anhalt bei 26.783 EUR. Damit erreichten die sachsen-anhaltischen Verdienste 82,3 Prozent des Bundeswertes. Mit durchschnittlich 32.525 EUR verdienten die Arbeitnehmer bundesweit rund ein Fünftel mehr als in Sachsen-Anhalt, pro Kopf machte das einen Unterschied von 5.742 EUR.

Bei den Verdiensten handelt es sich um die jährlich pro Arbeitnehmer gezahlten Bruttolöhne und -gehälter. Sie umfassen alle Geld- und Sachleistungen, die von den Arbeitgebern an die Arbeitnehmer gezahlt werden, die Sozialbeiträge der Arbeitgeber sind nicht enthalten.

Betrachtet man die Entwicklung der Verdienste differenziert nach zusammengefassten Wirtschaftsbereichen, zeigen sich deutliche Unterschiede, da die Bereiche aufgrund ihrer verschiedenen Lohnstrukturen auch unterschiedlich stark von der Einführung des Mindestlohnes und von Tariferhöhungen betroffen waren.

In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei verdiente ein Arbeitnehmer im Schnitt 22.607 EUR und damit 2,1 Prozent bzw. 456 EUR mehr als im Vorjahr. Das Produzierende Gewerbe, das in größerem Maße von Vollbeschäftigung und Tariflöhnen gekennzeichnet ist, zahlte durchschnittlich 31 654 EUR und lag damit um 4,1 Prozent bzw. 1 249 EUR über dem Vorjahreswert. Den höchsten prozentualen Anstieg konnte der Dienstleistungsbereich, zu dem viele Niedriglohnbranchen zählen, ausweisen. Mit einem Plus von 5,1 Prozent bzw. 1.213 EUR lagen die Verdienste des Jahres 2015 bei 25.125 EUR.

Die Wirtschaftsbereiche näherten sich unterschiedlich an das jeweils bundesweite Verdienstniveau an. Die Arbeitnehmer des Dienstleistungsbereiches erhielten 85,2 Prozent des Bundesverdienstes, beim Produzierenden Gewerbe fiel die Annäherung mit 75,6 Prozent deutlich geringer aus. Der Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei liegt über dem bundesweiten Durchschnitt.

Deutlich hohe Zuwachsraten wiesen im Dienstleistungssektor die Bereiche Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen (+ 7,3 %) sowie Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (+ 6,8 %) aus.

Im Schnitt verdiente ein Arbeitnehmer im Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen 22.078 EUR und damit rund 1.500 EUR mehr als im Jahr zuvor. Die Hauptursache für diesen Zuwachs war die Schaffung neuer Stellen für sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer bei gleichbleibender Anzahl im marginalen Beschäftigungsbereich.

Im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation lag der Jahresverdienst bei 21.562 EUR, was einem Plus von rund 1.400 EUR entsprach. Hier vollzog sich ein hoher Stellenabbau bei den marginalen Beschäftigungsverhältnissen, von denen rund jede dritte durch eine sozialversicherungspflichtige Stelle ersetzt wurde.

Insgesamt wurden in Sachsen-Anhalt im Jahr 2015 Bruttolöhne und -gehälter in Höhe von 24,5 Mrd. EUR ausgezahlt. Das entsprach einem Anstieg von rund 1 Mrd. EUR bzw. 4,2 Prozent. Zuzüglich der Sozialbeiträge der Arbeitgeber (5 Mrd. EUR) ergab sich für das Jahr 2015 ein Arbeitnehmerentgelt in Höhe von 29,5 Mrd. EUR.

Die Ergebnisse zu den Arbeitnehmerentgelten und den Bruttolöhnen und -gehältern haben noch vorläufigen Charakter.

Ausführliche Ergebnisse können dem in Kürze erscheinenden Statistischen Bericht „Arbeitnehmerentgelt, Bruttolöhne und -gehälter nach Wirtschaftsbereichen für die Jahre 2008 bis 2015“ oder der Internetseite des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt www.statistik.sachsen-anhalt.de entnommen werden.

Angaben für alle Bundesländer veröffentlicht der Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ in seiner Gemeinschaftsveröffentlichung Reihe 1 Band 2 bzw. auf der Internetseite www.vgrdl.de.

(Quelle: Statistisches Landesamt)

Siehe auch: Wirtschaft in Sachsen-Anhalt 2015 leicht erholt

3 comments on “Sachsen-Anhalt erzielt höchsten prozentualen Zuwachs bei den Verdiensten seit 20 Jahren”

  1. Man kann auch Zahlen schön reden. Nach 20 Jahren den höchsten Zuwachs? Mal nachrechenen über 20 Jahre und vergleichen mit anderen Bundesländern. Das ist ähnlich wie bei den Renten. 2% von Westrenten sind immernoch mehr als 5% von Ostrenten. Traurig, aber immer noch war.

  2. Jetzt habe ich es schwarz auf weis. Ich lebe in einem Paralleluniversum. 🙁

  3. Klar, wenn man von 4,50 auf 8,50 hochgestuft wird, ist das eine Steigerung um 88%. Es bedeutet aber nur eben eine Stufe… auf der Armutsleiter.

    Dann lieber eine Diätenerhöhung von nur 2%, die mir mehr brächte…

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