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Runder Tisch zur Talsperre Kelbra: Hochwasserschutz bleibt vorrangiges Ziel. Kranichfreunde unzufrieden

Die Nutzung der Talsperre Kelbra bleibt ein vielschichtiges Thema, das unterschiedlichste Interessen berührt. Ein vom Umweltministerium Sachsen-Anhalts initiierter „Runder Tisch zur Talsperre Kelbra“ hat sich über drei Jahre intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie Hochwasserschutz, Naturschutz, Naherholung und Tourismus in Einklang gebracht werden können. Nun fand das abschließende Treffen des Dialogforums statt, bei dem Umweltstaatssekretär Dr. Steffen Eichner gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Umwelt- und Interessenverbänden eine „Gemeinsame Erklärung“ verabschiedete.

Hochwasserschutz als oberste Priorität

Im Kern der Einigung steht die Bestätigung des Hochwasserschutzes als vorrangige Aufgabe der Talsperre. „Das Winterhochwasser zum Jahreswechsel 2023/24 hat erneut gezeigt, wie wichtig eine professionelle Steuerung der Talsperre ist, um Überflutungen zu verhindern. Unser Ziel bleibt es, den Hochwasserschutz zu optimieren, während wir andere Nutzungen möglich machen, sofern sie dem primären Zweck nicht entgegenstehen“, erklärte Eichner.

Evaluierung des Betriebsplans und neue Nutzungsperspektiven

Der vorläufige Betriebsplan von 2019 hat sich bewährt und wird daher weiterentwickelt. Ein begleitendes Monitoring soll sicherstellen, dass notwendige Anpassungen zeitnah vorgenommen werden können. Weitere Schlüsselpunkte der Vereinbarung umfassen:

  • Ein Restwasservolumen zwischen 0,5 und 1,0 Millionen Kubikmetern in der Winterstauphase zur Sicherstellung des Fisch- und Gewässerschutzes.
  • Die Errichtung einer neuen Anlegestelle für Seglerinnen und Segler.
  • Prüfung der Möglichkeit, das Sommerstauziel von 12,5 Millionen Kubikmetern zu verlängern, um den touristischen Betrieb zu unterstützen.
  • Eine potenzielle Zulassung des Kite-Surfens, sofern nachgewiesen werden kann, dass es keine negativen Auswirkungen auf das Vogelschutzgebiet hat.
  • Fortsetzung der Angelfischerei unter Berücksichtigung naturschutzrechtlicher Vorgaben.
  • Investitionen in Naturschutzmaßnahmen, darunter das geplante „Naturerlebniszentrum Stausee Kelbra“, ein Kranichbeobachtungsturm und ein Fischlehrpfad.

Natur und Tourismus in Balance

Die Talsperre Kelbra hat nicht nur eine zentrale Funktion im Hochwasserschutz, sondern ist auch ein bedeutender Lebensraum für mehr als 300 Vogelarten. Jährlich rasten hier bis zu 50.000 Kraniche, was den Stausee zu einem der wichtigsten Rastplätze Deutschlands macht. Gleichzeitig bietet die Region mit Strandbad, Campingplatz und dem angrenzenden Natur- und Geopark Kyffhäuser attraktive Freizeitmöglichkeiten. Die Landesregierung hat Anfang 2024 Mittel aus dem Strukturwandel bereitgestellt, um die touristische Infrastruktur weiter auszubauen.

Fortsetzung des Dialogs

Der „Runde Tisch“ tagte insgesamt neunmal und wurde von zwei öffentlichen Veranstaltungen begleitet. Künftig soll der Dialog durch jährliche Informationsveranstaltungen des Talsperrenbetriebs fortgeführt werden, um Bürgerinnen und Bürger sowie Interessensvertreter weiterhin aktiv einzubeziehen.

Einigung mit Einschränkungen: Kranichfreunde stimmen nicht zu

Die „Gemeinsame Erklärung“ wurde von nahezu allen Beteiligten unterzeichnet. Lediglich der Landesverband Naturschutzbund Sachsen-Anhalt e.V. und die Landesarbeitsgemeinschaft Kranichschutz Sachsen-Anhalt schlossen sich der Vereinbarung nicht an. Die vollständige Erklärung kann auf den Internetseiten des Umweltministeriums unter https://lsaurl.de/RTTK2025 eingesehen werden.

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