Das Finale dahoam, oder wie der Hallenser sagt das Finale heeme, kann schon wie wir aus jüngster Fußballvergangenheit wissen, zum Trauma werden, wenn man denn gänzlich leer ausgeht. Erstmals hatte die rührige Radsportabteilung des Reideburger SV die Ehre den Deutschlandpokal im Radpolo auszurichten. Voraussetzung war natürlich die sportliche Qualifikation von Kristin Leich und Kristin Hesselbarth, neben sieben weiteren Mannschaften. Aber auch die Wertschätzung der Arbeit der Randhallenser durch den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) spielte dabei eine Rolle. Mächtig stolz war deshalb auch der Präsident des Landesverbandes Radsport Günter Grau aus Magdeburg nach Halle geeilt.
Auch wenn die Hallenserinnen äußerlich einen gelassenen Eindruck machten, drückte die Heimbürde kräftig. Trotz der optimalen Ausbeute von drei Siegen in der Gruppenphase zeigten die Spielverläufe viel Dramatik. In der ersten Begegnung gegen den RMC Stein führten die Halle-Lizards schon 6:2, um sich dann mit 6:5 über die Ziellinie zu retten. Ganz anders, aber mindestens genau so spektakulär, die zweite Partie gegen die RSG Ginsheim. Mitte der ersten Halbzeit führten die Gäste bereits mit 1:4 und erst kurz vor der Pause konnte der Anschluss zum 3:4 hergestellt werden. Der Ausgleich fiel sofort nach dem Wiederanpfiff und dann sollte die Führung mit jeweils einem Treffer noch fünf mal wechseln bis mit dem Schlusspfiff ein 7:6-Sieg der Reideburgerinnen angezeigt werden konnte.
Die dritte Begegnung gegen den RVS Obernfeld war nicht so torreich aber anders spannend und mit einem 3:2-Sieg auch erfolgreich. Dass diesmal weniger Tore fielen, lag wohl auch daran, dass Kristin&Kristin allein drei Großchancen vergaben.
Damit war zumindest das Nahziel die Finalrunde erreicht. Als Sieger der Vorrundengruppe 2 trafen die Hallenserinnen auf den Zweiten der Gruppe 1. Das war der derzeitige Tabellenführer der Bundesliga RSC Frellstedt 2. Die Niederlage von 4:8 fiel spielerisch weniger deutlich aus als es das Ergebnis aussagt. Während dem Reideburger SV das Abschlusspech erhalten blieb, nutzen die jungen Frellstedterinnen alle Konterchancen gnadenlos und spielten sich so in’s Finale, wo sie allerdings den Erfahrungen ihrer Vereinskameradinnen Marina Finster und Petra Piecha (Frellstedt 1) Tribut zahlen mussten. So ist der amtierende Meister 2015/16 nun auch Pokalsieger 2016/17. Bevor es aber dazu kam, schrieb Reideburg das letzte Kapitel des Radpolo-Krimis im kleinen Finale erneut gegen Obernfeld. Die Torfolge beschreibt den turbulenten Ablauf. Über 0:1, 1:1, 2:1, 2:2 und das 3:2 hätte Reideburg den Vorsprung mit einem 4 m-Ball sicher machen können. Chance vergeben ! Das 3:3 folgte auf dem Fuß, aber auch die 4:3 Halbzeitführung. Den erneuten Ausgleich zum 4:4 kontert Reideburg mit der 5:4-Führung und vergibt 25 Sekunden vor Schluss erneut einen 4 m-Ball. Den Konter in den letzten Sekunden kann Torfrau Kristin Leich mit einem spektakulären Hechtsprung vom Rad noch verhindern, aber der sich anschließende 4 m-Ball der Frellstedter fand in der Schlusssekunde den Weg zum Ausgleich (5:5) in das Reideburger Tor.
Die Entscheidung musste das 4 m-Schießen bringen, eine im Radpolo äußerst seltene Situation. Weshalb die Schiedsrichter deshalb mit den Spielerinnen auch ausführlich den Ablauf besprachen. Reideburg ging mit 1:0 und 2:0 in Führung, während Frellstedt, zweimal verschoss. Erst der dritte Versuch der Niedersächsinnen führte zum2:1. Die Antwort aus Reideburg ein erneuter Treffer zum 3:1. Nun waren die Hausherren nicht mehr einzuholen und das Protokoll weist aus : 3. Platz für Reideburg nach 4 m-Schießen 8:6.
Günter Hebner