(Quelle: MDR) – Die Gehälter für Pflegekräfte in Deutschland sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, doch die Unterschiede zwischen den Regionen bleiben bestehen. Nach Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) liegt der bundesweite Durchschnittslohn inzwischen bei 23,70 Euro pro Stunde – das entspricht einem Anstieg um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Während in Hamburg und Nordrhein-Westfalen die höchsten Pflegegehälter gezahlt werden, verdienen Pflegekräfte in Mitteldeutschland weiterhin weniger als im Bundesdurchschnitt. In Sachsen-Anhalt liegt der durchschnittliche Stundenlohn bei 23,53 Euro, in Sachsen bei 23,32 Euro und in Thüringen bei 22,53 Euro. Trotz des Lohnanstiegs belegt Thüringen damit den vorletzten Platz im bundesweiten Vergleich.
„Die Lohnerhöhungen sind ein wichtiger Schritt zur Wertschätzung der Pflegearbeit“, heißt es von Seiten der Krankenkassen. Dennoch bleibt die Bezahlung – insbesondere in den neuen Bundesländern – hinter dem zurück, was Fachleute für angemessen halten. Gewerkschaften fordern seit Langem, dass Pflegekräfte unabhängig vom Arbeitsort gleich entlohnt werden.
Steigende Löhne – höhere Eigenanteile
Die höheren Löhne wirken sich auch auf die Kosten in Pflegeheimen aus. Nach Angaben der GKV müssen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen künftig rund 100 Euro mehr im Monat an Eigenanteil aufbringen. Für viele Betroffene stellt das eine zusätzliche finanzielle Belastung dar.
Dennoch betonen Expertinnen und Experten, dass bessere Bezahlung notwendig sei, um den zunehmenden Fachkräftemangel in der Pflege abzumildern. In Deutschland fehlen laut Schätzungen derzeit mehr als 100.000 Pflegekräfte, insbesondere in stationären Einrichtungen und in der Altenpflege.
Lohnentwicklung als Balanceakt
„Die Lohnsteigerungen sind einerseits ein positives Signal an die Beschäftigten“, so ein Sprecher des MDR in einer Einordnung, „andererseits verdeutlichen sie das Dilemma des Systems: Mehr Gerechtigkeit für Pflegekräfte bedeutet zugleich höhere Kosten für Pflegebedürftige.“
Langfristig setzen Bund und Länder daher auf strukturelle Reformen, um Pflegeberufe attraktiver zu machen – etwa durch Vereinfachung von Anerkennungsverfahren für ausländische Fachkräfte, Digitalisierung in der Pflege und stärkere Tarifbindung.
Trotz aller Fortschritte bleibt der Weg zu fairen Löhnen in der Pflege also unvollendet. Mitteldeutschland, das lange als „Pflegeland der Sparsamkeit“ galt, steht weiterhin vor der Herausforderung, seine Fachkräfte angemessen zu entlohnen – und zugleich die Pflege bezahlbar zu halten.