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Nach Wiegands Meldung über angeblichen „Superspreader trotz Impfung“: was an der Geschichte wirklich dran ist.

Nach der gestrigen „Horrormeldung“, die Oberbürgermeister Bernd Wiegand verbreitet hat, im Elisabeth-Krankenhaus sei ein möglicher „Superspreader“ identifiziert worden, der trotz Impfung und negativem Schnelltest als „hochinfektiös“  identifiziert worden war, kam einigen unserer Leser der Fall merkwürdig vor.

Hallespektrum.de hat deshalb bei Dr. Hendrik Liedtke, dem Ärztlichen Direktor Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle, nachgefragt. Und die Redaktion erhielt promt eine Antwort.

Hallespektrum.de: Der Oberbürgermeister zitiert Sie wörtlich wie folgt: „Das Virus hat offenbar eine neue Strategie und umschifft alle Abwehr-Maßnahmen, die wir bisher hatten. Das ist eine völlig neue Situation“. Sind Sie richtig zitiert worden?

Dr. Hendrik Liedtke: „Wir haben im Rahmen unserer Sicherheitsmaßnahmen bei Kontaktnachverfolgungen jemanden gefunden, der symptomfrei, negativ im Schnelltest und dann stark positiv in der PCR war. Beide Proben wurden zum gleichen Zeitpunkt abgenommen.“

Hallespektrum.de: Wurde bei dem Patienten ein quantitativer PCR-Test gemacht? Wurde die Virenmenge aus einer Serumprobe oder einem Abstrich bestimmt? Wurde die Virenlast über die Anzahl der PCR-Cyclen bestimmt?

Dr. Hendrik Liedtke: „Korrekt, in der PCR sehr niedriger CT-Wert = hohe Virusmenge.“

Hallespektrum.de: Lässt sich die Infektiosität eines Patienten über einen quantitatien PCR-Test bestimmen?

Dr. Hendrik Liedtke: „Nein. Wir wissen derzeit nicht genau, ob einige geimpfte Personen das Virus weitergeben können. Wir passen jedoch unserer Sicherheitsstrategie diesbezüglich an und etablieren eine neue, leistungsfähigere PCR-Laboranlage.“

Hallespektrum.de:  „Die Aussage, mit der Herr Liedtke zitiert wird, ist sehr weitreichend und gibt Anlass zur Sorge: „Das Virus hat offenbar eine neue Strategie und umschifft alle Abwehr-Maßnahmen, die wir bisher hatten. Das ist eine völlig neue Situation“. Ist diese Aussage, so wie sie Dr. Wiegand zitiert, wissenschaftlich fundiert und valide, kann sie aufgrund des (bislang offenbar einzigen) Vorgangs so getroffen werden? Oder wurde hier zu verkürzt zitiert?

Dr. Hendrik Liedtke: „Tatsächlich ist die gute Nachricht, dass das Impfen wirkt. Trotz vieler Viren war die Person nicht erkrankt. Vom Beginn der Impfkampagne an haben wir jedoch keine Hygienemaßnahmen für Geimpfte ausgesetzt, da wir uns eben nicht sicher waren, ob Viren von diesen weitergegeben werden können. Jetzt müssen wir das in unsere Abwehrmaßnahmen jedoch verstärkt einkalkulieren. Der wissenschaftliche Nachweis muss jedoch noch erbracht werden. Das andere ist die Rolle der Schnellteste. Falsch negative Ergebnisse sind bei diesen schon immer im Bereich des Möglichen gewesen und sind es auch jetzt. Das mag vielleicht für Schulen und Kitas reichen. Für Krankenhäuser sind diese jedoch nur im Grobscreening zu gebrauchen und können keinesfalls Lockerungsmaßnahmen begründen „

(Hervorhebungen redaktionell). Hallespektrum dankt Herrn Dr. Liedtke für diese Auskunft.

 

9 comments on “Nach Wiegands Meldung über angeblichen „Superspreader trotz Impfung“: was an der Geschichte wirklich dran ist.”

  1. Das Interview ist irritierend. Warum gibt man eine solche Info heraus, ohne einen zweiten PCR-Test abgewartet zu haben? Es könnte ja sein, dass irgendwas vertauscht wurde. Eine Singularität als allgemeingültig zu verkaufen ohne entsprechendes Feadback, ist in einer solchen Phase der Pandemie fahrlässig…

  2. Fragen Sie das den Oberbürgermeister, der diese Meldung im Boulevardstil (und dann auch noch verfälschend und unverstanden) gestern rausgelassen hat. Ich denke nicht, dass Dr. Liedtke dafür verantwortlich ist.

  3. „Wir haben im Rahmen unserer Sicherheitsmaßnahmen bei Kontaktnachverfolgungen jemanden gefunden, der symptomfrei, negativ im Schnelltest und dann stark positiv in der PCR war. Beide Proben wurden zum gleichen Zeitpunkt abgenommen.“
    Der OB hat auch nichts anderes gesagt. Schuld ist er laut Hallespektrum trotzdem, Warum?

  4. Vor einigen Tagen gab es die Meldung von Corona-Clustern in Krankenhäusern unter Beteiligung von bereits geimpften Menschen. Das schien aber kein Wiegandscher Schnellschuss gewesen zu sein.

    Mich täte bei den Vorfällen jeweils interessieren, mit welchem Vakazin die Betroffenen geimpft worden sind.

  5. @fractus: das hat die Red. auch nachgefragt, das KKH konnte dazu ad hoc keine Auskunft geben ( sie haben nicht den Patienten selber geimpft). Vielleicht gibt es dazu später Infos. Nachrichtenmäßig sind solche einzelne Fälle aber ohnehin von begrenztem Wert. Es geht um einen einzelnen Fall.
    Dass aber generell unklar ist, in wie weit Geimpfte weiter Krankheitsüberträger sein können, ist in der Wissenschaft Thema und nicht neu . Deshalb soll es ja keine Maskenbefreiung und auch sonst keine „Vorfahrtsrechte“ für Geimpfte geben, da ist sich der Großteil der Immunologen wohl einig.

    Deshalb ist Wiegands „Superspreadermeldung“ etwas, was nicht mal Boulevardniveau hat, sondern ordentlich darunter anzusiedeln ist.

    Als Amtsperson so etwas rauszuhauen, geht gar nicht.

  6. Die Hallorenmutante hat es ohne hämische Kommentare und Besuch beim südtiroler Superspreader in die überörtliche Presse geschaft, Meldungen hallischer Krankenhäuser sollte man mitlerweile nur mit Spanlappen genießen.

  7. In Halle werden die Mutanten nicht alle. Die Inzidenzzahlen sprechen da für sich.

  8. Also zieht sich das HalleSpektrum mal wieder an den Formulierungen des OB hoch, denn Inhaltlich hat der OB ja Recht, eine geimpfte und schnellgetestete Person hat unbemerkt und Symptomfrei den Virus in der Klinik weiter gegeben. Wie oft und wie breit die Person dabei gestreut hat muss halt nachverfolgt werden. Aber im MOment ist es eh egal was der OB macht, gibt er Informationen nicht Zeitnah weiter kehrt er was unter den Teppich nennt er Fakten verbreitet er Panik.

  9. Was taugen die PCR Tests, wenn man sie endlos wiederholen muss?
    Oder, was werden tatsächlich für Tests verwendet?

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