„Innovative“ Technologie wandelt Überschussstrom in Prozessdampf um
Leuna. Sachsen-Anhalt setzt weiterhin Maßstäbe bei der Energiewende. Mit der geplanten Power-to-Heat-Anlage im Chemiepark Leuna soll überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen effizient genutzt und in Wärme umgewandelt werden. Die Unternehmen 50Hertz Transmission GmbH und InfraLeuna GmbH unterzeichneten hierzu am Montag einen Vertrag in Anwesenheit von Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann.
Wie funktioniert eine Power-to-Heat-Anlage?
Kernstück der neuen Anlage ist ein sogenannter Elektrodenkessel, der mit einer elektrischen und thermischen Leistung von jeweils 35 Megawatt arbeitet. Dabei funktioniert das System im Prinzip wie ein Tauchsieder: Elektrische Energie wird genutzt, um Wasser aufzuheizen und in Dampf umzuwandeln. Pro Stunde sollen bis zu 45 Tonnen Prozessdampf mit einem Druckniveau von 47 bar/ü und einer Temperatur von 320 °C erzeugt werden. Dieser Dampf wird anschließend in das Netz des Chemiestandorts eingespeist und von den dort ansässigen Unternehmen genutzt. Das dabei erreichte Druckniveau ist bislang einzigartig in Europa.
Beitrag zur Energiewende und wirtschaftlichen Resilienz
Energieminister Willingmann betonte die Relevanz solcher technologischen Innovationen für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende: „Strom, der sonst abgeregelt werden müsste, wird hier sinnvoll genutzt und in Wärme umgewandelt. Gerade in Zeiten hoher Energiepreise zeigt dieses Projekt, wie sich wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz vereinen lassen.“
Auch Christof Günther, Geschäftsführer der InfraLeuna, sieht in der Anlage eine große Chance: „Die Power-to-Heat-Technologie ermöglicht es uns, CO₂-Emissionen erheblich zu reduzieren und gleichzeitig die Energieversorgung unserer Industriepartner zu sichern.“ Die neuen Anlagen sind eng mit den bestehenden Gas- und Dampfturbinenkraftwerken verknüpft, sodass die Kraftwerke flexibel heruntergefahren werden können, wenn die Power-to-Heat-Anlage mit ökologisch erzeugtem Strom betrieben wird.
Netzausbau als zentrale Herausforderung
Dirk Biermann, Chief Operating Officer von 50Hertz, hob hervor, dass die Anlage einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität leisten wird. In den vergangenen Jahren musste in Sachsen-Anhalt zunehmend Strom abgeregelt werden, um eine Überlastung der Netze zu verhindern. Allein im Jahr 2023 belief sich die abgeregelte Strommenge auf 665 Gigawattstunden, wodurch bundesweit Kosten von 3,2 Milliarden Euro entstanden. Durch den Einsatz von Power-to-Heat-Anlagen wie in Leuna kann nicht nur grüner Strom effizient genutzt, sondern auch die Netzstabilität verbessert werden.
Die Bauarbeiten für die neue Anlage sollen Mitte dieses Jahres beginnen, die Inbetriebnahme ist für das erste Quartal 2026 geplant. Die Investitionskosten belaufen sich auf 13,6 Millionen Euro.