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Leopoldina fordert stärkere Koordinierung der Demografiepolitik in Deutschland

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat in einem aktuellen Diskussionspapier die zukünftige Bundesregierung aufgefordert, die Demografiepolitik deutlich besser zu koordinieren. Der demografische Wandel stellt Deutschland vor enorme Herausforderungen: Niedrige Geburtenraten und eine steigende Lebenserwartung führen zu einer starken Alterung der Gesellschaft. Diese Entwicklungen erfordern umfassende Anpassungen in den Bereichen Pflege, Gesundheit, soziale Sicherungssysteme und Arbeitsmarkt.

In den vergangenen Jahren mangelte es an einer kohärenten Strategie seitens der Bundesregierung, wie die Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers mit dem Titel „Demografischen Wandel und Altern gestalten – Interdisziplinäre Impulse für einen ressortübergreifenden Ansatz“ kritisieren. Die Expertinnen und Experten empfehlen daher, die Demografiepolitik als politisches Schwerpunktthema für die kommende Legislaturperiode fest zu verankern.

Regierungsausschuss zur Demografiepolitik

Ein zentrales Anliegen des Papiers ist die Einrichtung eines Regierungsausschusses im Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), der die ressortübergreifende Zusammenarbeit sicherstellen und die Expertise bündeln soll. Dieser Ausschuss könnte politische Entscheidungen koordinieren und auf diese Weise die notwendigen Anpassungsprozesse effizienter gestalten. Alternativ schlagen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor, die Zukunftsstrategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) fortzuführen und um ein „Missionsteam Demografischer Wandel“ zu ergänzen.

Soziale Gruppen in den Fokus rücken

Ein weiterer Schwerpunkt des Diskussionspapiers liegt auf der Betrachtung sozialer Gruppen. Laut den Autorinnen und Autoren ist es nicht zielführend, sich ausschließlich auf die gesamtgesellschaftliche Ebene, wie beispielsweise den Fachkräftemangel, oder die rein individuelle Ebene, wie die Pflegebedürftigkeit, zu konzentrieren. Stattdessen müssen spezifische Angebote geschaffen werden, die ältere Menschen und ihre sozialen Bezüge berücksichtigen. Nur so könne den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft wirksam begegnet werden.

Forschung intensivieren und Datenlage verbessern

Für eine evidenzbasierte Demografiepolitik ist die Stärkung der Forschung entscheidend. Das Diskussionspapier fordert eine interdisziplinäre Erforschung des demografischen Wandels sowie die Betrachtung der Thematik unter systemischen Gesichtspunkten. Dabei sei die Verbesserung der Datenbasis von großer Bedeutung. Dies könne durch eine Verknüpfung administrativer Daten, Zensusdaten und sozialwissenschaftlicher Befragungen erreicht werden. Zudem müsse der Prozess des „gesunden Alterns“ verstärkt in den Blick genommen werden – etwa durch den Ausbau von Forschung zu medizinisch-technischen Innovationen wie der Telemedizin und zu psychologischen Aspekten des Alterns.

Wissenschaftliche Expertise und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das Diskussionspapier wurde von namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen erarbeitet. Zu den Mitwirkenden gehören unter anderem Prof. Dr. Hartmut Geiger (Ulm), Prof. Dr. Gerd Kempermann (Dresden), Prof. Dr. Alexandra M. Freund (Zürich), Prof. Dr. Julia Fischer (Göttingen), Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld (Berlin) und Prof. Dr. Marc Luy (Wien). Die interdisziplinäre Zusammensetzung unterstreicht die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes.

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