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Landesbauftragter zum Tod von Bürgerrechtler Gerd Poppe (+84)

„Gerd Poppe war ein Vorkämpfer für Freiheit in der DDR und ist seinen Idealen auch nach der Friedlichen Revolution treu geblieben.“

Sein Tod ist ein unschätzbarer Verlust für die Bürgerrechtsszene Ostdeutschlands“, erklärte der Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Johannes Beleites. Gerd Poppe verstarb am 29. März 2025 im Alter von 84 Jahren. Er war eine der prägendsten Oppositionellen der DDR.
Der Physiker gehörte zu den wenigen Widerständlern, die keinen kirchlichen Hintergrund hatten und daher mit ihren Aktivitäten ein besonderes Risiko eingingen. 1985/86 gehörte er zu den Gründern der „Initiative Frieden und Menschenrechte“ (IFM), die sich in Berlin und mit Mitgliedern in der ganzen DDR auch in der Öffentlichkeit wahrnehmbar bürgerrechtlich engagierten.
Dass er dieses Engagement auch persönlich sehr ernst nahm, zeigte sich neben seiner Verweigerung des Wehrdienstes mit der Waffe auch in der Gründung des ersten unabhängigen Kinderladens in Ost-Berlin gemeinsam mit seiner damaligen Frau Ulrike und anderen Mitstreitern. Sie wollten ihre Kinder wenigstens vor deren Einschulung der staatlichen Ideologie entziehen.
Poppe wurde vom Staatssicherheitsdienst der DDR unter Einsatz zahlreicher Spitzel und auch mit Zersetzungsmaßnahmen verfolgt; eine adäquate berufliche Entwicklung wusste die Stasi zu verhindern. Für die IFM saß er 1989/90 am zentralen Runden Tisch der DDR, setzte sich dort für eine neue Verfassung der DDR ein und wirkte als einer von mehreren Oppositionellen 1990 als Minister ohne Geschäftsbereich in der Übergangsregierung Modrow mit.
1990 in der ersten und letzten frei gewählten Volkskammer der DDR und danach im Deutschen Bundestag machte er sich für die Aufarbeitung der SED-Diktatur stark, unter anderem als Mitglied der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur“ und als Vorstand der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
„Zusammen mit seinen Freunden und Weggefährten trauern wir um einen großen, standhaften und aufrechten Kämpfer für Menschenrechte und Freiheit“, ergänzte Johannes Beleites.

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