Liegt es daran, dass die geschäftsführende Verteidigungsministerin vormals Familienministerin war? Oder hängt es damit zusammen, dass wir keine Wehrpflichtigen-Armee mehr haben, sondern man/frau sich freiwillig melden kann? Festzustellen ist, dass die Bundeswehr zunehmend minderjährige Soldat/innen rekrutiert. Das betrifft auch Sachsen-Anhalt. Zum neuen Höchststand der Zahl minderjähriger Rekrutinnen und Rekruten bei der Bundeswehr erklärt die kinder- und familienpolitische Sprecherin Monika Hohmann, Fraktion Die Linke:
„Insgesamt 2128 Jugendliche unter 18 Jahren haben im abgelaufenen Kalenderjahr bundesweit ihren Dienste bei der Bundeswehr angetreten oder eine militärische Ausbildung aufgenommen. Im Jahr 2011 waren es im Vergleich nur 689 Jugendliche. Dass die Rekrutierungsoffensive von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen offenbar Früchte trägt, mag diese als Erfolg verbuchen. Für die Fraktion DIE LINKE bleibt es dabei: Die Rekrutierung von unter 18-Jährigen für die Bundeswehr muss sofort beendet werden.
Auch speziell in Sachsen-Anhalt versucht die Bundeswehr zunehmend unter Minderjährigen zu rekrutieren. Wie aus einer kleinen Anfrage der Bundestagsfraktion DIE LINKE hervorgeht, fanden 2016 an 56 Schulen in Sachsen-Anhalt insgesamt 181 Vorträge von Karriereberater*innen der Bundeswehr statt. Neben Sachsen (76 Schulen mit insgesamt 208 Vorträgen) ist Sachsen-Anhalt damit führend in den neuen Bundesländern. Im Vergleich werden derlei Angebote der Bundeswehr in den Stadtstaaten deutlich weniger wahrgenommen. Etwa fanden in Berlin an 23 Schulen nur 30 Vorträge statt. In Bremen waren es an sechs Schulen nur 16 Vorträge.
Im Zeitraum von 2012 bis 2017 hat in Sachsen-Anhalt zudem die Zahl durchgeführter Rekrutierungscamps der Bundeswehr zugenommen. Insbesondere in Gardelegen fanden und finden solche Camps regelmäßig statt.

Diese Entwicklung ist nicht hinnehmbar. Die Rekrutierung von unter 18-jährigen für die Bundeswehr zu beenden, bedeutet auch, die Werbung der Bundeswehr an Schulen und Rekrutierungscamps für Jugendliche zu beenden. Zudem ist es eine bedenkliche Entwicklung, dass insbesondere bei der Werbung der Bundeswehr an Schulen der so genannte Beutelsbacher Konsens, wonach ein Thema im Unterricht kontrovers dargestellt und diskutiert werden muss, zunehmend ins Hintertreffen gerät.
Für Rekrutierungsmaßnahmen der Bundeswehr fordert DIE LINKE die Einhaltung der Volljährigkeitsregel von 18 Jahren nach der UN-Kinderrechtskonvention. Will die Bundesrepublik glaubhaft sein, wenn sie zu Recht andere Staaten für den Einsatz von Kindersoldaten kritisiert, muss sie als Vorbild vorangehen. Die momentane Realität ist, dass zum einst verabschiedeten Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention über Kinder in bewaffneten Konflikten zwar eine Ausnahmeregelung für die Anwerbung von Minderjährigen für reguläre Streitkräfte verabschiedet wurde. Im Gegensatz zur Bundesrepublik verzichtet die überwältigende Mehrheit der Vertragsstaaten jedoch freiwillig auf die Rekrutierung von unter 18-Jährigen.“
Das sich Vorgesetzte in letzter Zeit zunehmend über Kuscheltiere in Kasernen beschweren, ist dann nur eine Randnotiz, die unter diesen Umständen nicht mehr verwundert. Eine Stellungnahme der Bundeswehr zum Thema wird von HalleSpektrum noch angefragt.
16 comments on “Kindersoldaten aus Sachsen-Anhalt”
17jährige sind keine „Kinder“. Hinzu kommt, dass dieser Personenkreis freiwillig mit Zustimmung ihrer Eltern dort tätig ist und nicht an bewaffneten Einsätzen teilnimmt. Demnächst erzählen uns die Linken noch was von „Kinderarbeit“ wenn 16jährige Azubis auf dem Bau tätig sind.
Und wenn man als Partei selbst 15jährige Schüler (auch gegen deren Willen) an der Waffe ausgebildet hat, sollte man „einen Gang zurück schalten“ und sich um eine sachlichere Diskussion bemühen.
Richtig, es gibt keine Kinder in der Bundeswehr.
Minderjährige gehören ebensowenig in die Bundeswehr wie in eine Ehe. Die „Kinderehe“ anprangern (zu Recht), aber Minderjährige rekrutieren?
Und hört auf mit der DDR-Keule. Die „alten Kader“ finden sich heute nicht bei der Linken.
Ringelblume, das Problem löst zum Glück das Alter nach und nach aber der Nachwuchs ist halt auch auf Linie. Das nicht vorhandene Problem würde sich mit der Wehrpflicht erledigen, war auch billiger.
Es ist ja nicht nur die Rekrutierung, es ist ja auch die Werbung für den Militarismus und die damit einhergehende Militarisierung von Bildung sowie die Enttabuisierung des Tötens, in dem man das Töten als erstrebenswerten Beruf verkauft.
Mit einer Kerze in der Hand kann man leider Menschen mit Gewehren und Granaten nicht stoppen.
Ich wüsste nicht, dass die Bundeswehr das Töten als erstrebenswerten Beruf verkauft. Die Quelle solltest Du mal nennen.
Wolli: Thema verfehlt
Minderjährige dürfen nicht für den Bundestag wählen, sich aber für den Dienst an der Waffe ausbilden lassen. Pervers.
Wenn eine Stellungnahme der BW angefragt ist, würde ich noch empfehlen den Friedenskreis Halle ebenfalls anzufragen. Letztere sollten einen guten Überblick über BW-Werbung an Halles Schulen haben.
Haben wir eigentlich noch die freie Berufswahl in Deutschland oder wird die uns von den Linken vorgeschrieben? Die Bundeswehr ist ein ganz normaler Arbeitgeber, aber halt nicht in den Augen der Linken, da sind ja Soldaten und Polizisten Mörder, wie auf den Plakaten bei der Demo in Dessau und auch hier in Halle zu sehen.
wir haben nur den Slogan der CDU falsch verstanden: Kinder statt Inder!
Nicht eins der Kinder der Frau VdL muss seien Kopf hinhalten, also, Wehrpflicht für Kinder. sofort!
Wolli will mit schwarrzen Fahnen gegen weiße Kerzen, woran erinnert das mich nur?
Sehr geehrter Herr General, mein Sohn Max kann heute leider nicht in Ihre Kaserne kommen, weil er einen Termin bei seinem Kinderarzt hat. Bitte sorgen Sie auch dafür, dass er immer seine langen Unterhosen trägt, wenn es nach draußen geht.
Es ist leider so, dass, wenn in die Bundeswehr wieder so etwas wie Intelligenz einziehen soll, man die Wehrpflicht wieder einführen muss.
Kindersoldaten nimmt man sicher nicht wegen ihrer Intelligenz, man hofft eher auf die Abwesenheit derselben!
„17jährige sind keine „Kinder“. Hinzu kommt, dass dieser Personenkreis freiwillig mit Zustimmung ihrer Eltern dort tätig ist“
Und warum brauchen sie dann die Zustimmung ihrer Eltern? Ach ja, weil bis 18 eben nicht volljährig ist.
„und nicht an bewaffneten Einsätzen teilnimmt.“
Was ist das denn für eine dämliche Relativierung.
Ja, muss man auch erst lernen. Mit 18 sind sie dann fertig ausgebildet.