Die Interessengemeinschaft (IG) Hochwasserschutz Altstadt erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung: Mit der Errichtung einer neuen Fahrradrampe im Überschwemmungsgebiet der Saale sei nicht nur gegen das Wasserhaushaltsgesetz verstoßen worden – die Maßnahme verschärfe nach Ansicht der Initiative auch die Hochwassergefahren für Anwohnerinnen und Anwohner in der Altstadt erheblich. Die IG fordert nun den Rückbau der Rampe und die Entsiegelung der betroffenen Flächen.
Hintergrund ist der millionenschwere Wiederaufbau der Elisabethbrücke, finanziert aus Hochwasserschutzmitteln. Im Zuge dessen wurde am westlichen Ende der Brücke, auf Höhe der Saaleaue, eine neue Fahrradabfahrt errichtet. Die IG bemängelt, dass dieses Bauwerk den natürlichen Abfluss der Saale behindere und damit die Retentionsräume zusätzlich einschränke – und das in einem Gebiet, das ohnehin bereits hochwassergefährdet sei.


„An dieser Stelle gab es vorher nie eine Rampe“, betont ein Sprecher der IG. „Sie ist aus Sicht des Hochwasserschutzes nicht nur rechtswidrig, sondern auch verkehrsplanerisch fragwürdig.“ Radfahrende kämen meist auf der Nordseite aus Richtung Neustadt und wechselten ohnehin direkt auf die Peißnitz. Die Rampe führe dagegen auf die Südseite und werde kaum genutzt – verursache aber massive Eingriffe in ein sensibles Überschwemmungsgebiet.
Kritik übt die IG auch an den Planungs- und Genehmigungsprozessen. So sei etwa in den Unterlagen weder die Hochwasserlinie für ein sogenanntes HQ100-Ereignis (hundertjährliches Hochwasser) eingezeichnet gewesen, noch seien potenzielle Betroffenheiten erfasst worden. Auf Nachfragen habe das Landesverwaltungsamt auf die Zuständigkeit der Stadt verwiesen – weil es sich formal nicht um einen „Neubau“, sondern um eine Ergänzung handele.
Dies widerspreche jedoch der Realität, so die IG: „Hier wurde eine völlig neue Versiegelung geschaffen – quer zum Fließgewässer. Das ist planungsrechtlich und ökologisch ein Skandal.“ Dass ausgerechnet im Rahmen eines Hochwasserschutzprojekts zusätzliche Risiken geschaffen würden, entbehre nicht nur jeder Logik, sondern zeige auch, wie leicht gesetzliche Vorgaben derzeit unterlaufen würden.
In ihrem offenen Appell erinnert die IG Saaleaue an die weiterhin bestehenden Schutzlücken auf der Altstadtseite der Saale, während Neustadt-Bewohnerinnen und -Bewohner mit dem Gimritzer Damm umfassend gesichert seien. Die Verantwortung für mögliche Schäden werde jedoch regelmäßig auf Einzelne abgewälzt – man müsse sich fragen, wo hier die politische und verwaltungsseitige Verantwortung bleibe.
Angesichts weiterer geplanter Bauvorhaben – darunter neue Brücken, Straßen und Wohnsiedlungen im Überschwemmungsbereich – befürchtet die IG eine weitere Verschärfung der Lage. Der Forderungskatalog ist klar: Rückbau der Fahrradrampe, Entsiegelung der neu geschaffenen Flächen und ernsthafte Berücksichtigung des Hochwasserschutzes bei allen künftigen Vorhaben.
One comment on “IG Saaleaue kritisiert neue Fahrradrampe an der Elisabethbrücke – Rückbau gefordert”
Die Rebensdorfer Protzrampe ist ein Klacks gegen das, was droht: Aufschüttung des Festplatzes im Überschwemmungsgebiet. Ironischerweise finanziert aus Flutmitteln.