In Halle herrscht ein akutes Wohnungsdefizit: Aktuell fehlen etwa 3.300 Wohnungen. Gleichzeitig stehen in der Stadt rund 6.230 Wohnungen seit mehr als einem Jahr leer – ein Umstand, der jedoch kaum eine schnelle Entlastung des Marktes verspricht. Wie eine aktuelle Untersuchung des Pestel-Instituts zeigt, sind die Leerstände selten wieder in den Mietmarkt zurückgekehrt.
Matthias Günther, Chef-Ökonom des Pestel-Instituts, betont, dass in den nächsten fünf Jahren jährlich rund 1.600 neue Wohnungen in Halle gebaut werden müssten, um die Nachfrage zu decken. Doch die aktuelle Bauaktivität reicht bei Weitem nicht aus: Im ersten Halbjahr 2024 wurden lediglich 177 neue Wohnungen genehmigt. „Das ist viel zu wenig. Der Neubau läuft mit angezogener Handbremse“, so Günther.
Um dem Problem entgegenzuwirken, fordert der Experte günstiges Baugeld und eine deutliche Vereinfachung der Bauvorschriften. „Der Bund muss ein Zins-Programm auflegen, das maximal 2 Prozent Zinsen für den Wohnungsbau ermöglicht. Nur so können private Bauherren und Investoren wieder in der Lage sein, Wohnungen zu bauen und schnell auf den Markt zu bringen“, erklärt Günther.
Katharina Metzger, Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), kritisiert die Bundesregierung für fehlende kurzfristige Maßnahmen: „Der Schlagwort ‚Wohnungsbau-Turbo‘ ist nichts als leere Versprechung. Es gibt keine spürbaren Fortschritte.“ Der BDB warnt vor einer weiteren Verschärfung der Lage, da Bauunternehmen insolvent gehen und Arbeitsplätze verloren gehen könnten.
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt der Experten: die steigenden Baukosten durch überzogene Auflagen. Das Pestel-Institut fordert, dass die gesetzlichen Vorgaben der letzten zehn Jahre zurückgenommen werden. „Das Bauen muss wieder einfacher und günstiger werden, ohne dabei die Qualität zu gefährden“, so Matthias Günther.