Demokratische Parteien und Fraktionen im Stadtrat warnen vor geplanter Buchmesse der extremen Rechten
Mit einer gemeinsamen Erklärung wenden sich die demokratischen Parteien und mehrere Mitglieder des Stadtrates gegen eine geplante Buchmesse, die im November unter dem Titel „Seitenwechsel“ in den Hallen der privat betriebenen Halle Messe GmbH stattfinden soll. Die Messe, so heißt es in der Erklärung, richte sich gezielt an ein Publikum aus dem Spektrum der extremen Rechten und sei Teil eines überregionalen Versuchs, die Stadt Halle als Standort für einschlägige Veranstaltungen zu etablieren.
„Halle darf nicht zum Anziehungspunkt extremer rechter Subkultur werden“, heißt es unmissverständlich in dem von Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, SPD, FREIEN WÄHLERN, Volt/MitBürger und DIE PARTEI unterzeichneten Aufruf. Die politischen Vertreterinnen und Vertreter fordern von der Halle Messe GmbH, sich von der geplanten Veranstaltung klar zu distanzieren – ebenso von allen vergleichbaren Formaten, die in ihrer Zielrichtung auf die Verbreitung menschenfeindlichen Gedankenguts abzielen.
Besonders kritisch sehen die Unterzeichnenden, dass die Messegesellschaft in ihrem Namen suggeriere, sie sei eine städtische Einrichtung – ein Trugschluss, der nach außen den Eindruck einer offiziellen Legitimation erwecken könne. „Das schadet unserer Stadt über die Einzelveranstaltung hinaus“, so die Erklärung. Insbesondere werde das internationale Renommee Halles als Wissenschaftsstandort gefährdet. Auch der frühere Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Dr. Thomas Moesta, habe vor den langfristigen Risiken für den Ruf von Medizin und Forschung in Halle gewarnt.
In deutlichen Worten beschreiben die Unterzeichnenden das ideologische Umfeld der „Seitenwechsel“-Verlage. Es handle sich um Akteure, die sich offen gegen demokratische Werte stellten und mit ihren Einnahmen rechte Netzwerke finanzierten. „Das Gedankengut, das die sich präsentierenden Verlage verbreiten, ist oftmals menschenfeindlich und umstürzlerisch“, heißt es in der Erklärung. Nicht nur die politische Ausrichtung sei bedenklich – auch mit Blick auf das Sicherheitsgefühl vieler Bürgerinnen und Bürger sowie von Touristinnen und Touristen müsse eine klare Grenze gezogen werden.
Mit Blick auf den antisemitischen Anschlag vom Oktober 2019, der Halle tief erschüttert hat, erinnern die Unterzeichnenden an die besondere Verantwortung der Stadtgesellschaft. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass ein solches Ereignis in Vergessenheit gerät, während sich parallel ein neues rechtsextremes Forum etabliere.
In besonderem Maße stehe Halle auch als künftiger Sitz des „Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ in der Pflicht, ein klares Signal zu senden: für Freiheit, für Demokratie – und gegen jede Form rechter Ideologie. Die geplante Messe hingegen sei „das genaue Gegenteil“.
Am Ende ihrer Erklärung richten die Unterzeichnenden einen eindringlichen Appell an Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt: Er solle sich – wie seine Amtsvorgänger – unmissverständlich gegen Rechtsextremismus positionieren und öffentlich gegen die Messe Stellung beziehen. Auch gegenüber der Messegesellschaft solle der OB deutlich machen, dass die Stadt Halle keine Bühne für rechte Netzwerke bietet.
Unterzeichnende Parteien, Fraktionen und Mitglieder des Stadtrats:
Nicole Walldorf, Jascha Rihm (Bündnis 90/Die Grünen Halle)
Ute Haupt, Jannik Balint (Die Linke Halle)
Peter Dehn (SPD Halle)
Falko Kadzimirsz (FREIE WÄHLER Halle)
Martin Bochmann (DIE PARTEI Halle)
sowie die Fraktionsvorsitzenden und Stadtratsmitglieder Melanie Ranft, Katja Müller, Eric Eigendorf, Dr. Detlef Wend, Yvonne Krause, Dörte Jacobi, Mario Kerzel und Thomas Schied.
Bild: Demo vor dem Messegelände gegen AfD-Parteitag Januar 2025
6 comments on “„Halle darf kein Magnet für rechte Netzwerke werden“: Ratsmitglieder warnen vor rechter Büchermesse”
Eine Buchmesse, eine kommerzielle Plattform ausschließlich für rechte und rechtsextreme Verlage ist nicht im Sinne der Marktwirtschaft. Wenn dann eine Buchmesse für alle Verlage. Rechte Ideologie und ihre Druckerzeugnisse verkaufen sich im Internet bestens, Elon wirds schon richten. Die Stadt Halle mit dem kommenden Zukunftszentrum, seiner antifaschistischen Vergangenheit und dem antisemitischen Mordanschlag auf die Synagoge im gesellschaftspolitischen Gepack kann eine solche Messe nicht dulden. Es ist notwendig das der nette Herr Vogt mal eine klare Position bezieht. Diese Veranstaltung ist schädlich für die Stadt und das Land, heute und erste recht in der Zukunft.
„Wenn dann eine Buchmesse für alle Verlage.“
Dafür bin ich auch, aber diese Verlage wurden auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt behindert und ihre Verlagsstände angegriffen.
Oh, die Armen @Wolli! Diese unerträgliche Opferpose zieht offenbar. Das kann man schon bei dir feststellen.
Diese Verlage müssen damit leben das viele Menschen ihre Produkte nicht gut heissen. So ist das in einer Demokratie: Du kannst deine Meinung sagen und schreiben aber du musst damit leben das andere sie kritisieren und wenn deine Meinung sehr extrem ist dann sind auch die Reaktionen darauf extremer.
So ist es. Die Rechten fangen immer an zu heulen, wenn ihre „Meinung“ angegriffen ist, und schreien dann „Zensur“. Es ist aber keine Zensur, sondern einfach nur eine massive Gegenmeinung. Was für Waschlappen.
Mensch hei-wu, für jemand der häufiger große Tränchen herausdrückt weil ihm Gegenmeinungen oder der Wählerwille nicht gefällt, sind das ganz schön große Worte. Für gewöhnlich nehmen sich linke und rechte „Waschlappen“ da nichts.