Die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hat heute einen Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht, um das Bestattungsgesetz zu modernisieren. „Es braucht im 21. Jahrhundert mehr Möglichkeiten, das Erinnern an seine Toten persönlich zu gestalten. Wir schätzen tradierte Friedhofskultur, wollen aber zusätzliche Bestattungsformen und -orte ermöglichen, um eben individuelle Selbstbestimmungsrechte stärker zur Geltung zu bringen. Die Sargpflicht muss schon allein aus Gründen der Willkommenskultur gegenüber anderen Religionen abgeschafft werden. Denn im Islam und Judentum werden Bestattungen im Leichentuch praktiziert. Sachsen-Anhalt ist das letzte Bundesland, das an dem Sarg festhält. Im Sinne der verfassungsgebotenen Religionsfreiheit sehe ich hier klar Änderungsbedarf“, sagte Cornelia Lüddemann, Vorsitzende der grünen Landtagsfraktion.
Auch den Friedhofszwang soll aus Sicht der grünen Landtagsfraktion ein Ende haben. „Bisher geht kein Weg am Friedhof als letzte Ruhestätte vorbei. Erste Lockerungen dieses Zwangs in Deutschland gelten in Bremen und Nordrhein-Westfalen. Auch in fast allen anderen europäischen Ländern geht es liberaler zu. Ein strikter Friedhofszwang ist tatsächlich kein europäisches kulturelles Erbe, wie so oft dargestellt, sondern eine komplett veraltete Einschränkung der Selbstbestimmung“, so Lüddemann.
„Konkret wollen wir es ermöglichen, dass die Urne zur Ausbringung der Asche geöffnet werden darf. Selbstverständlich darf die Asche, nicht überall verstreut werden, sondern nur auf ausgewiesenen Flächen, wie gesonderte Flächen auf Friedhöfen, Friedwälder oder auch unter bestimmten Bedingungen auf privaten Grundstücken sowie kommunalen und Landesflächen.“ Der Gesetzentwurf wurde in Ausschüsse überwiesen.
8 comments on “Grüne gegen Sargpflicht und Friedhofszwang”
„Die Sargpflicht muss schon allein aus Gründen der Willkommenskultur gegenüber anderen Religionen abgeschafft werden.“
Ist wohl doch mehr eine Abschiedskultur?
Danke, der war gut, @Redhall 🙂
(Pruust, auf dem Boden roll…. )
Der Friedhofszwang gehört auch abgeschafft.
Friedhöfe sind eine der wenigen Einrichtungen mit Zukunft.
Wenn wir in einer Demokratie leben würden, würden die Friedhöfe aber stark schrumpfen.
In Tibet werden die Verstorbenen in schnabelgerechte Stücke zerteilt und an die Geier verfüttert. Das finde ich würdig und entspricht dem natürlichen Kreislauf. Hat unser Zoo Altweltgeier und eventuell Bedarf?
Irgendwo gelesen:
„Mit dem Niedergang der Geier wurden die Toten der Parsen-Gemeinschaft zu einem Problem. Anwohner beschwerten sich über den Gestank der verrottenden Leichen, Krähen begannen, sich über die verwesenden Körper herzumachen, und mit kleinen Leichenteilen davonzufliegen – zum Leidwesen der Nachbarschaft, wo Finger und andere Leichenteile auf Balkonen oder Terrassen landeten.“
Wir brauchen also mehr Geier als den einen in der Stadtverwaltung.
Den Geier als Leichenflederer anzusehen, ist verkehrt, er war Bestandteil der (vorgrünen) Abschiedskultur.