Hier die Pressemitteilung im Original:
‚Werte Sponsoren der „La Familia Fightnight“, werte Medienvertreter*innen,
im Folgenden möchten wir uns zu den Verlautbarungen äußern, mit welchen „La Familia“ bzw. einzelne Vorstandsmitglieder auf unseren Recherchebeitrag reagiert haben, sowie weitere Verbindungen von „La Familia“ in die rechtsextreme Szene aufzeigen. Zuerst kann festgehalten werden, dass „La Familia“ die in unserem Artikel publik gemachten Fakten versucht zu negieren, diesen aber nicht widerspricht. Um außenstehenden Personen, die „Prüfung“ unserer Quellen zu erleichtern, können wir sie gerne exemplifizieren.
Martin Bissinger war bis spätestens Frühjahr 2016 Stützpunktleiter der neonazistischen Partei „der III. Weg“ in Schwaben. Hierzu heißt es in einem Bericht zu einer Demonstration in Ingolstadt vom 9. April 2016:
„Mit knapp einer Stunde Verspätung trafen die Neonazis beim Startpunkt des Aufmarsches in einer kleinen Nebenstraße ein. Nach dem Verlesen der Auflagen durch Martin Bissinger (Stützpunktleiter Der III. Weg Schwaben) stellten sich die Neonazis zur Demonstration auf. […] Im Takt der Trommeln und unter lauten „Frei, sozial und national“- und „Nationaler Sozialismus jetzt!“-Rufen zog Der III. Weg über die Konrad Adenauer Brücke in Richtung Innenstadt. […] Umzingelt von hunderten Gegendemonstrant*innen und mehreren Polizeireihen versuchten die Neonazis ihren Marsch auf eigene Faust durchzusetzen. Der klägliche Versuch mit dem Fronttransparent durch eine Polizeikette durchzubrechen wurde jedoch bald wieder aufgegeben und man begab sich brav zurück in Reih und Glied. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein, um die teilweise vermummten Neonazis zurück zu halten. Lediglich zwei Der III. Weg Aktivisten starteten im Anschluss noch einen zweiten Versuch. Diesmal gingen sie jedoch mit ihren Holzschildern auf Gegendemonstrant*innen los, die jedoch klar in der Überzahl waren und den Neonazis die Schilder entrissen und diese zu Kleinholz verarbeiteten. […] Am Paradeplatz hielt man eine weitere Kundgebung ab, bei der als Redner erneut Martin Bissinger und Der III. Weg Stützpunktleiter Ostbayern Walter Strohmeier auftraten.“ [1]
Aufschlussreich hinsichtlich des neonazistischen Charakters der Partei ist auch ein Bericht anlässlich von Überlegungen die Partei aufgrund ihrer Ideologie zu verbieten:
„Heute fordert „Der III. Weg“ „Deutsche Kinder braucht das Land“ und „Kein deutsches Blut für fremde Interessen“. Die Partei will einen „deutschen Sozialismus“ mit einer „raumgebundenen Volkswirtschaft“ schaffen und nebenbei nicht nur aus der EU austreten, sondern auch Deutschland auf die Grenzen des Deutschen Reiches von 1939 ausweiten. […] Ebenfalls in München erinnern die Rechtsextremisten jedes Jahr im April an den Holocaust-Leugner Reinhold Elstner, der 1995 Suizid begangen hat. […] In Saalfeld, einer AfD-Hochburg, rief die Partei 2015 zur einer 1.-Mai-Demo auf. Ein Teilnehmer schrie Polizisten an: „Ihr Schwuchteln unterm Helm, kommt raus und prügelt euch wie Männer!“ Die Beamten gingen auf sein Angebot nicht ein. Dafür sollen mutmaßliche Mitglieder der Freien Kameradschaft Dresden aus dem Marsch heraus anwesende Punks angegriffen und dabei schwer verletzt haben.“ [2]
Seit spätestens Anfang 2017 ist Martin Bissinger nun in Halle aktiv, wo er neben seinem Engagement für „La Familia“ auch Kontakte zu Kadern der „Identitären Bewegung“ pflegt. „Mit Martin Bissinger, dem ehemaligen Chef des „III. Weg-Stützpunkts Schwaben“, fand auch ein alter Weggefährte Phillip Thalers („Kontrakultur Halle“) inzwischen nach Halle. Bissinger ist Kämpfer für K-1 und Thaiboxen beim „La Familia Fightclub Halle“, wo auch die Aktiven der „Kontrakultur“ regelmäßig an Trainings teilnehmen. Seine Freundin ist Anne Blaue aus Leipzig, die sich im Umfeld Alexander Kleines („IB“ Leipzig) bewegt. Bissingers genaue Rolle bei der „Kontrakultur“ ist bisher unklar.“ [3]
Entgegen der völlig absurden Behauptungen eines Vorstandsmitglieds von „La Familia“ , dass der Kampfsportverein eine Art Aussteigeprogramm für Rechtsextreme sei, werden diese dort bewusst geduldet und deren politische Aktivitäten ausgeblendet. So ist Anne Blaue etwa auf aktuellen Bildern aus dem Haus der „Kontrakultur Halle“, bei deren Festivitäten zu erkennen. Es verwundert daher auch nicht, dass Alexander Kleine [4] auf Instagram die Kampagne von „La Familia“ unterstützte (Fotos liegen uns vor).
Dass sich die Problematik eines Neonazis in einem Kampfsportverein nicht auf die sogenannte „Fightnight“ beschränkt gesehen werden kann, wird daran deutlich, dass Martin Bissinger anscheinend für die Betreuung von Kindern bei „La Familia“ zuständig ist. Dies legt zumindest ein aktuelles Posting auf der Facebookseite des Vereins nahe [5].
In unserem Schreiben hatten wir darauf hingewiesen,dass Martin Bissinger nicht der einzige Neonazi bei der „Fightnight“ ist, sondern sich unter den geplanten Kämpfer*innen weitere Akteure befinden, die am 11. Januar 2016 an einem organisierten Angriff auf den Leipziger Stadtteil Conewitz beteiligt waren. Anstatt sich hinter der Phrase zu verstecken, dass die „Prüfung der Vorwürfe Zeit brauche“, möchten wir dem Vorstand von „La Familia“ nahelegen die verlinkten Quellen zu lesen. [6] [7] [8]. In
diesem Zusammenhang ist auch die Nähe von „La Familia“ zu dem Leipziger „Imperium Fight Team“ um Benjamin Brinsa zu erwähnen. [9] Brinsa machte zuletzt Schlagzeilen, als er am Rande einer Demonstration in Wurzen ,mit einer Klingenwaffe linke Demonstrierende und Journalisten angreifen wollte. [10]
Warum die Martin-Luther-Universität die Zusammenarbeit mit „La Familia“ beendet hat, können wir nicht beantworten, finden es jedoch erstaunlich, dass „La Familia“ in einer Antwort auf unseren Brief selbst bestätigt hat, dass Kader der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ in ihrem Verein trainieren. Dies deckt sich auch mit unseren Erkenntnissen, so nahm etwa der wegen Körperverletzung vorbestrafte Mario Müller am diesjährigen Frühjahrs-Sparring von u.a. „La Familia“ teil. Bei diesem Event, in einer von der Stadt Halle (Saale) zur Verfügung gestellten Sporthalle im Komplex Nordstraße 66 war mit Andreas Karsten mindestens ein weiterer Kader der „Kontrakultur Halle“ anwesend (Belege für die Teilnahme der beiden Kader liegen uns vor). Obwohl Vertreter*innen der „Identitären“ immer wieder betonen mit militanten Neonazis nichts zu tun zu haben, nahm Andreas Karsten am vergangenen Wochenende an dem Neonazi-Festival „Schild und Schwert“ in Ostritz teil, wo er u. a. von einem minderjährigen Kader der „Kontrakultur“ begleitet wurde. [11]
Wir möchten daher nochmal klarstellen, dass der „La Familia Fightclub Halle“ ein Problem mit extrem Rechten hat, welches sich nicht nur auf die bevorstehende „Fightnight“ beschränkt, sondern sich strukturell durch den Verein zieht. So können seit Jahren Rechtsextreme in dem Verein trainieren. Dass sie ihre dort erworbenen Fähigkeiten auch in die Tat umsetzen, zeigt u. a. ein Video des „Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus“ von der diesjährigen Leipziger Buchmesse, auf welchem Andreas Karsten auf Protestierende einschlägt. [12] Während schon seit Jahren verschiedene Neonazis und rechte Hooligans mit Vertretern von „La Familia“ auf Bildern in sozialen Netzwerken posieren ist jetzt mit Martin Bissinger anscheinend ein Neonazi mit dem Training von minderjährigen Kindern betraut.
Es ist deutlich, dass die Aussagen von „La Familia“ und einzelnen Vorstandsmitgliedern lediglich Lippenbekentnisse sind. Unter der Phrase eines vermeintlich unpolitischen Sportes ermöglicht „La Familia“ Rechtsextremen die Teilnahme an öffentlichen Events. Auch wenn der unvermeidliche Hinweis auf die „Nichtdeutschen“ Mitglieder in keinem der Verlautbarungen fehlt, worauf diese Personen ironischerweise wiederum lediglich auf ihre nichtdeutsche Herkunft reduziert werden, wird durch die Akzeptanz der rechtsextremen Kader eine Atmosphäre der Angst für all jene geschaffen, die nicht in deren Weltbild passen, auch wenn sich bisher wahrscheinlich keine Beleidigungen oder Angriffe in den Räumen von „La Familia“ ereignet haben.
Wir halten daher an unserer Forderung fest, den „La Familia Fightclub Halle“ nicht mehr zu unterstützen. Sowohl die Sponsoren als auch Vermieter und Vereinsmitglieder haben die Möglichkeit ein deutliches Zeichen gegen die Akzeptanz rechtsextremer Akteure im Verein zu setzen in dem sie unsere Forderungen unterstützen. Ob der Verein tatsächlich in der Lage ist sich von Neonazis zu trennen können wir nicht beurteilen, der erste Schritt dazu wäre aber das Problem zu erkennen und nicht als „linke“ Spinnerei abzutun. Wir wünschen dabei viel Erfolg.
[1] https://reflektierter-bengel.de/der-iii-weg-marschiert-durch-ingolstadt/
[2] https://www.vice.com/de/article/ne43qm/welche-gefahr-von-der-neonazi-partei-der-iii-weg-ausgeht
[3] https://lsa-rechtsaussen.net/ein-identitaeres-haus-fuer-die-kontrakultur-halle/
[4] https://ibster.noblogs.org/aktualisierter-uberblick-der-identitaren-bewegungleipzig
[5] https://www.facebook.com/238207949929827/photos/a.266303067120315.1073741828.238207949929827/470492393368047/?type=3
[6] http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Hooligan-Angriff-von-Connewitz-Ermittlungen-ziehen-sich-hin
[7] https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-09/leipzig-connewitz-angriff-npd-neonazisrandale
[8] https://le1101.noblogs.org/post/2017/01/11/ereignis-11-01-2016-leipzig/
[9] https://www.inventati.org/leipzig/?p=4378
[10] http://www.belltower.news/artikel/wurzen-neonazis-greifen-journalisten-mit-waffen-13217
[11] https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=469804113436875&id=238207949929827
[12] https://jfda.de/blog/2018/03/19/rechter-dominanzversuch-auf-leipziger-buchmesse/
PZ
mit Material von „Gegen Neonazis im Kampfsport“
12 comments on “„Gegen Neonazis im Kampfsport“ legt Quellen zur Kritik an La Familia offen”
Jetzt möge der Verein wenigstens Farbe bekennen und eingestehen, dass sie Nazis mögen.
Oder dem Verein ist solcher Müll zurecht einfach egal. Dort geht es um Sport und zwar Primär, so sollte es eben sein.
https://www.facebook.com/lafamilia.fightclubhalle/posts/842459409283674
Es ist doch offensichtlich, dass die politische Neutralität eines Vereins auch von seinen Mitgliedern und deren politischer Ausrichtung abhängt.
Schlimm, welche Firmen für diese Vollspackos werben.
Tja die Linken haben mit Ihren „Roter Stern“ Manschaften doch auch Ihre Sportvereine. Weltoffen sind die auch nicht da reicht schon die in deren Augen falsche Kleidungsmarke. Nicht wahr Storch Heinar.
Nur ist z.B. der rote Stern Halle wirklich ein politischer Sportverein. La Familia ist offensichtlich komplett unpolitisch. Wenn sich der kleine Wutbürger mal seinen Schaum vom Mund wischt, wird er erkennen wie viele unterschiedliche Menschen dort trainieren. Aber stimmt Ausgrenzung ist offensichtlich besser als Integration.
Letztes Jahr war das Thema „Viva Brasil“, dieses Jahr „Krieger des Nordens“!
Letztes Jahr – OK, dieses Jahr – Nazi!
Merkste was?
Ja, ein rätselhaftes Beschönigungsbemühen.
Nein, man nennt es Hexenjagd, jetzt eben böse Nazis. Nur das einfache Volk ist irgendwie das selbe geblieben.
Also ein Volk lauter verhexter Nazis. So eine Arroganz gegenüber dem „einfachen“ deutschen Volk hahe ich bislang von dir nicht erwartet.
Jetzt lasst aber mal die Hexendiskriminierung, sonst revanchieren die sich! Mit so einem Veitstanz ist nicht zu spaßen!
Jetzt möge der Verein wenigstens Farbe bekennen und eingestehen, dass sie Nazis mögen.
Hat er doch. Schwarz und Runen!