In Halle könnte für Jugendliche bald Ausschlafen statt Frühaufstehen angesagt sein – zumindest wenn es nach der Fraktion Volt / MitBürger geht. Mit einem neuen Antrag will die Fraktion die Diskussion über einen späteren Unterrichtsbeginn an weiterführenden Schulen anstoßen und die Stadtverwaltung dazu bewegen, sich auch auf Landesebene für flexiblere Startzeiten einzusetzen.
Warum späterer Unterricht sinnvoll ist
Die zentrale Argumentation der Fraktion basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Biorhythmus Jugendlicher. Während der Pubertät verschiebt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus nach hinten: Jugendliche werden später müde und wachen später auf. Detlef Wend, Vertreter der Fraktion im Bildungsausschuss, erklärt: „Chronischer Schlafmangel ist ein großes Problem bei Jugendlichen in der Pubertät. Das liegt nicht in erster Linie an mangelnder Disziplin, sondern am veränderten Biorhythmus.“
Der Chronobiologe Till Roenneberg prägte in diesem Zusammenhang den Begriff „sozialer Jetlag“, der beschreibt, wie Jugendliche täglich gegen ihren natürlichen Rhythmus kämpfen müssen. „Dieses dauerhafte Schlafdefizit wirkt sich nicht nur negativ auf die Gesundheit aus“, so Wend weiter. „Übermüdete Jugendliche sind kaum in der Lage, den Unterrichtsstoff aufzunehmen und gute Leistungen zu erbringen.“
Flexibilität als Schlüssel
Um die Situation zu verbessern, bringt die Fraktion verschiedene Modelle ins Gespräch. Neben einem festen, späteren Unterrichtsbeginn ab der siebten Klasse könnten Gleitzeitmodelle eine Lösung darstellen. Dabei entscheiden die Schüler*innen selbst, ob sie zur ersten Stunde oder zur zweiten erscheinen. Der Stoff der ersten Stunde wird eigenständig nachgearbeitet – entweder am Morgen oder am Nachmittag.
„Jede Schule muss die passende Lösung für sich finden“, betont Wend. „Uns geht es darum, eine Diskussion anzuregen und auf das Problem aufmerksam zu machen.“
Die aktuelle Situation in Halle
Derzeit beginnt an zehn der 16 kommunalen weiterführenden Schulen in Halle der Unterricht vor 8.00 Uhr, an fünf Schulen um 8.00 Uhr und nur an einer Schule erst um 8.30 Uhr. Die rechtlichen Vorgaben des sachsen-anhaltischen Bildungsministeriums erlauben einen Unterrichtsbeginn frühestens um 7.00 Uhr und spätestens um 8.15 Uhr. Nur das Lyonel-Feininger-Gymnasium verfügt über eine Ausnahmegenehmigung, die spätere Zeiten ermöglicht.
Fraktionsvorsitzender Tom Wolter hofft, dass die Debatte ins Rollen kommt: „Unser Ziel ist es, die Bedürfnisse der Jugendlichen stärker in den Blick zu nehmen und die Voraussetzungen für bessere Lernbedingungen zu schaffen.“
2 comments on “Für besseren Schlaf: Volt / MitBürger fordert späteren Unterrichtsbeginn”
Der Grund für die Minderleistung der ostdeutschen Gesellschaft dürfte genau hier liegen. „Wir stehen früher auf“ – darüber lacht der Westen bis heute.
Frühaufsteher – einige haben darüber gelacht, geschmunzelt, fanden es witzig, … hat die Menschen berührt. #ModernDenken ist langweilig, unauffällig, infantil, … alles was eine Werbung nicht sein soll.