Deutlicher Anstieg der Einfuhren aus dem Vereinigten Königreich nach Sachsen-Anhalt seit 2019
Seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (Brexit) hat sich das Handelsvolumen zwischen Sachsen-Anhalt und dem Vereinigten Königreich signifikant verändert. Besonders auffällig ist der massive Anstieg der Einfuhren nach Sachsen-Anhalt, während die Ausfuhren vergleichsweise stabil blieben oder in einigen Bereichen sogar zurückgingen.
Einfuhren seit 2019 um über 300 % gestiegen
Laut dem Statistischen Landesamt Sachsen-Anhalt stiegen die Einfuhren aus dem Vereinigten Königreich von 316,3 Millionen Euro im Jahr 2019 auf beeindruckende 1,34 Milliarden Euro im Jahr 2023 – ein Zuwachs von 322,5 %. Nach einem vorübergehenden Rückgang der Einfuhren um 20,1 % im Brexit-Jahr 2020 erlebte der Handel in den darauffolgenden Jahren eine regelrechte Explosion.
Die Hauptursache für diesen Anstieg liegt in der stark gestiegenen Einfuhr von Erdöl und Erdgas. Während 2021 noch Waren im Wert von 40,6 Millionen Euro aus dieser Kategorie importiert wurden, erreichte der Wert 2023 unglaubliche 1,14 Milliarden Euro. Damit machten Erdöl und Erdgas 85 % des gesamten Einfuhrvolumens aus dem Vereinigten Königreich im Jahr 2023 aus.
Bedeutung chemischer Erzeugnisse rückläufig
Chemische Erzeugnisse, die 2019 noch einen wichtigen Anteil an den Importen hatten (69,1 Millionen Euro), sind im Vergleich um 44,1 % auf 38,7 Millionen Euro im Jahr 2023 gefallen. Trotz dieses Rückgangs belegten sie weiterhin den zweiten Platz unter den Einfuhrprodukten mit einem Anteil von 2,9 % am Gesamtwert.
Ausfuhren: Leichte Rückgänge und stabile Exportstruktur
Im Gegensatz zu den Einfuhren blieb der Wert der Ausfuhren von Sachsen-Anhalt in das Vereinigte Königreich nahezu stabil, ging aber insgesamt leicht zurück. 2019 wurden Waren im Wert von 1,24 Milliarden Euro exportiert, während es 2023 knapp 1,21 Milliarden Euro waren – ein Rückgang von 2,5 %.
Die wichtigsten Exportgüter waren 2023:
- Metalle: Mit einem Warenwert von 362,8 Millionen Euro machten Metalle 30 % der Gesamtexporte aus. Im Vergleich zu 2019 (450,7 Millionen Euro) ging der Wert jedoch um 19,5 % zurück.
- Nahrungsmittel und Futtermittel: Hier wurde eine Steigerung um 8 % auf 179,3 Millionen Euro erzielt, was den zweitwichtigsten Exportposten darstellt.
Vorläufige Zahlen für 2024 bestätigen Trends
Daten für den Zeitraum Januar bis Oktober 2024 deuten darauf hin, dass Erdöl und Erdgas weiterhin das mit Abstand wichtigste Einfuhrprodukt bleiben. Mit einem Warenwert von 847,4 Millionen Euro setzten sie die Entwicklung der Vorjahre fort. Auch bei den Exporten blieben Metalle sowie Nahrungsmittel und Futtermittel die wichtigsten Kategorien.
Brexit als Wendepunkt für den Handel
Die Zahlen verdeutlichen, dass der Brexit nicht nur politische, sondern auch signifikante wirtschaftliche Auswirkungen auf den Handel zwischen Sachsen-Anhalt und dem Vereinigten Königreich hatte. Der massive Anstieg der Einfuhren – insbesondere von Energierohstoffen – zeigt, dass sich Handelsströme neu ausgerichtet haben. Gleichzeitig spiegeln die vergleichsweise stabilen Exporte eine Kontinuität in den Handelsbeziehungen wider, die trotz der politischen Veränderungen erhalten blieb.
Fazit
Die Handelsstatistik zeigt eindrucksvoll, wie der Brexit neue Dynamiken im Außenhandel ausgelöst hat. Die drastischen Veränderungen, insbesondere bei den Einfuhren von Erdöl und Erdgas, unterstreichen die Bedeutung von Energieimporten für Sachsen-Anhalt und die Verschiebung von Prioritäten im internationalen Handel.