Der Schriftsteller Walter Bauer, 1904 in Merseburg geboren, machte zunächst eine Lehrerausbildung. 1925 unternahm er ausgedehnte Wanderungen durch Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz. Danach verdiente er als Gelegenheitsarbeiter und als Berichterstatter beim „Merseburger Korrespondent“ und später als Redakteur der Kinderwochenzeitung „Der Hutzelmann“ seinen Lebensunterhalt. Nebenbei absolvierte er ein Germanistikstudium in Halle. Von 1928 bis 1940 war Bauer dann Lehrer in Leuna, Stangerode (Harz), Ammendorf, Dölau und Niemberg.
Mit seinem Buch „Stimmen aus dem Leunawerk“ (1930), ein lyrischer Einblick in das Leben und Denken der Werksarbeiter, wurde Bauer schlagartig bekannt. Es wurde u.a. von Kurt Tucholsky, Stefan Zweig und Franz Werfel sehr gelobt. Nach 1933 unterlag er Publikationsbeschränkungen; er schrieb aber weiter. 1940 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und kehrte erst 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Danach war er freier Schriftsteller, doch 1952 wanderte er nach Kanada aus, wo er als Fabrikarbeiter, Packer, Tellerwäscher oder Redakteur tätig war. Nach einem späten Studium moderner Sprachen wurde Bauer schließlich Universitätsprofessor in Toronto, wo er 1976 starb.
Seit einigen Jahren wird das Werk von Walter Bauer im Mitteldeutschen Verlag herausgegeben – Herausgeber ist der Schriftsteller Jürgen Jankofsky. Bauer veröffentlichte bis zu seinem Tod sieben Lyrikbände und stellte fünf weitere zusammen. Die aktuelle mdv-Neuerscheinung publiziert nun erstmals die Korrespondenz von Walter Bauer aus den Jahren 1928-1976. Sie erscheint in Vorbereitung des Walter-Bauer-Jahrs 2026, das an seinen 50. Todestag gekoppelt ist. Die Briefe geben einen tiefen Einblick in Leben und Schreiben des Merseburgers. Jankofsky gibt in einem Geleit einen Überblick über Bauers umfänglichen Briefwechsel, der ein wichtiges Teilstück auf dem Wege gegen das Vergessen diese bedeutenden deutschsprachigen Autors des 20. Jahrhunderts ist.
Walter Bauer: „Secondo Ottimismo – Briefe 1928-1976“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2025, 24,00 €, 308 S., ISBN 978-3-68948-007-3