Halle (Saale), 22. Mai 2025 – Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) wird als erste Hochschule in Sachsen-Anhalt im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gefördert. Das gemeinsame Forschungsprojekt „Center for Chiral Electronics“, das die MLU mit der Freien Universität Berlin, der Universität Regensburg und dem Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik in Halle entwickelt hat, wurde in die Förderung aufgenommen. Der offizielle Projektstart ist für Anfang 2026 vorgesehen. Die Fördersumme beträgt bis zu 64,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von sieben Jahren.
Im Mittelpunkt des Vorhabens steht die Erforschung neuer Materialien und Konzepte für ultraschnelle, energieeffiziente Elektronik. Das Projekt orientiert sich an natürlichen Vorbildern und nutzt das physikalische Prinzip der Chiralität, bei dem Objekte nicht mit ihrem Spiegelbild zur Deckung gebracht werden können. Diese Eigenschaft wird als potenziell störungsresistent angesehen und soll in künftige Elektroniksysteme übertragen werden.
Das „Center for Chiral Electronics“ zählt zu den neuen Exzellenzclustern, die im Rahmen der Exzellenzstrategie ausgewählt wurden – einem Förderprogramm, das seit 2019 in der jetzigen Form von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Wissenschaftsrat organisiert wird. Die Entscheidung über die Förderung traf eine Kommission aus Vertreterinnen und Vertretern der internationalen Forschung sowie der deutschen Bundes- und Landesregierungen.
Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann begrüßte die Entscheidung als bedeutenden Schritt für das Wissenschaftsland Sachsen-Anhalt. Bereits im Koalitionsvertrag von 2021 war eine gezielte Förderung wissenschaftlicher Exzellenz vereinbart worden. Seit 2022 hatte das Ministerium zur Unterstützung der Exzellenzstrategie insgesamt 21 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt.
Auch die Universität Halle betonte die Bedeutung des Erfolgs. MLU-Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker erklärte, das Cluster werde nicht nur die Materialforschung der Universität stärken, sondern auch insgesamt zur Profilbildung der Hochschule beitragen.
Neben Halle wurde auch das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben erneut in der Exzellenzförderung berücksichtigt. Das bereits seit 2019 geförderte Cluster „CEPLAS“ wird für weitere sieben Jahre unterstützt. Das Forschungsvorhaben zielt auf die Entwicklung von Pflanzen, die besser an veränderte Umweltbedingungen angepasst sind. Partner sind unter anderem die Universitäten Düsseldorf und Köln, das Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung sowie das Forschungszentrum Jülich.
Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg konnte sich hingegen mit ihrem Antrag „SmartProSys“ in der finalen Wettbewerbsrunde nicht durchsetzen. Das Projekt konzentriert sich auf die Umwandlung von Plastikmüll und biogenen Abfällen in nutzbare chemische Produkte im Rahmen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Das Wissenschaftsministerium kündigte an, diesen Forschungsschwerpunkt dennoch weiter zu unterstützen und gegebenenfalls alternative Förderwege zu prüfen.
Das Ministerium betonte, dass die aktuellen Ergebnisse der Exzellenzstrategie als Ausdruck der Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems in Sachsen-Anhalt gewertet werden. Der Prozess sei zugleich eine Bestätigung für die Notwendigkeit langfristiger politischer Unterstützung.
Stichworte:
Exzellenzstrategie, Martin-Luther-Universität, Chiral Electronics, Wissenschaft Sachsen-Anhalt, IPK Gatersleben