Das denkmalgeschützte Haus brannte am 25. März nieder – die Feuerwehr bestätigte Brandstiftung. Zuvor hatten Verdrängung und mutwillige Zerstörung das Gebäude unbewohnbar gemacht. Ehemalige Bewohner*innen sehen finanzielle Vorteile für den Eigentümer und den Fall als Symbol für Verdrängung durch Privateigentum.
Erklärung der Bürgerinitiative: „Stein34 bleibt“ (Wortlaut)
Am frühen Abend des 25. 3. steigt Rauch aus dem Dachstuhl der Große Steinstraße 34 in Halle (Saale) auf. Kurz darauf schlagen Flammen aus den oberen Fenstern, der Dachstuhl beginnt zu brennen. Innerhalb von wenigen Minuten brennen auch die Dächer der ikonischen Türmchen nieder. Die Silhouette, die seit über 100 Jahren das Steintor in Halle prägte, ist zerstört, das Haus eine Ruine. Schon am nächsten Morgen gab die Feuerwehr bekannt, dass es Brandstiftung war.
Der Brand ist allerdings nur die letzte Stufe eines langen Prozesses von Verfall und Verdrängung. Über den Jahreswechsel 2021/2022 verkaufte Jürgen Wiehl das Haus für mehr als 1,5 Millionen Euro an Jonas Bien. Dieser teilte den Mietenden schnell seine Pläne für die Kernsanierung mit. Es folgte ein klassischer Prozess der kalten Entmietung, auch durch gefährliche und teils rechtswidrige Baumaßnahmen. Dieser ist ausführlich unter https://stein34.blackblogs.org/ sowie auf unseren Social-Media-Kanälen nachzulesen.
Anfang dieses Jahres zog der letzte verbliebene Mieter aus der Großen Steinstraße 34 aus. Nur fünf Wochen später brennt das Haus. Aber schon in den Wochen davor wurde das Haus mutwillig zerstört. Eine Woche vor dem geplanten Umzug des letzten Mieters wurden im Haus Gasleitungen herausgerissen. Das stellte eine offensichtliche Gefahr für den verbliebenen Mieter und die Nachbarschaft dar, die Straße wurde gesperrt und der Mieter durfte seine Wohnung für drei Stunden nicht verlassen. Außerdem konnte er bis zu seinem Auszug bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt weder heizen noch kochen. Weder bei diesem noch bei folgenden Einbrüchen war Jonas Bien, der Eigentümer, für den Mieter oder die Behörden erreichbar.
Kurz nach dem Auszug des letzten Mieters wurden Heizkörper im ganzen Haus von den Wänden gerissen, dadurch stand zeitweise zentimeterhoch Wasser in den Wohnungen. Dann kam der Brand.
Wir als ehemalige Bewohnerinnen und Unterstützergruppe standen traurig und wütend vor dem brennenden Haus. Für uns ist all das eine logische Folge des Privateigentums an Wohnraum. Für diesen Fall heißt das: Es ist egal, wer das Haus angezündet hat. Fakt ist: Jonas Bien könnte davon profitieren. Denn nach dem Brand muss das Haus abgetragen werden. Vielleicht ist die Bausubstanz so beschädigt, dass es abgerissen werden muss. Ein denkmalgeschütztes Haus zu sanieren, ist oftmals teurer als neu zu bauen. Ein leerstehendes Grundstück erzielt zudem höhere Preise als ein stark sanierungsbedürftiges, denkmalgeschütztes Haus. Es klingt paradox, aber Mieterinnen und Wohnraum können dem Profitstreben von Eigentümer*innen durchaus im Weg stehen.
Der Fall der Stein34 ist für all das ein Symbol und stadtbekannt, auch, weil die Betroffenen sich gewehrt haben und an die Öffentlichkeit gegangen sind. Man kann nur spekulieren, bei wie vielen Häusern ähnliche Prozesse ablaufen, ohne dass es an die Öffentlichkeit kommt.