Der Bundestag hat ein neues Gesetz beschlossen, das die sogenannte Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen ermöglicht. Das bedeutet, dass Hausärzte für ihre Arbeit künftig fairer bezahlt werden und die bisherige Budgetierung entfällt. Fachvertreter sehen diesen Schritt als „Meilenstein für die hausärztliche Versorgung“.
Dr. Jörg Böhme, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA), erklärt, dass die Abschaffung der Budgetierung längst überfällig war. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass Ärzte nicht die gesamte Arbeit bezahlt bekommen, die sie leisten – das ist ein Problem, das nur in unserer Berufsgruppe besteht“, sagt Böhme. Er ist zuversichtlich, dass dieser Schritt dazu beitragen wird, dass Medizinstudierende sich eher für eine Tätigkeit als Hausarzt entscheiden.
Dr. Torsten Kudela, der Vorsitzende des Hausärzteverbands Sachsen-Anhalt (HÄV), betont, dass Hausärzte die ersten Anlaufstellen für Patienten sind. In den letzten Jahren haben sie, besonders während der Corona-Pandemie und angesichts des Ärztemangels, eine enorme Belastung getragen. „Die Entbudgetierung wird die Hausärzte finanziell entlasten und ist ein wichtiges Zeichen der Anerkennung für ihre Arbeit“, so Kudela.
Noch bleibt jedoch zu klären, wie genau die Entbudgetierung umgesetzt wird. Beide Experten sind sich einig, dass es wichtig ist, dass die Ärzte nicht nur ein umverteilter Teil des bisherigen Budgets erhalten, sondern zusätzliches Geld in das Gesundheitssystem fließt.
In Sachsen-Anhalt werden derzeit jedes Jahr rund 80 Millionen Euro an Leistungen von Ärzten und Psychotherapeuten nicht von den Krankenkassen bezahlt. Allein für Hausärzte geht es dabei um über 25 Millionen Euro. Aus diesem Grund fordert die KVSA auch eine Entbudgetierung für Fachärzte, damit die ambulante Versorgung in Zukunft flächendeckend, wohnortnah und von guter Qualität bleibt.